von Thomas Rünker

Altenesser Christen laden bedürftige Mitbürger an den „Gabenzaun“

Mit vielen Spenden und einer guten Betreuung trifft das ökumenische Hilfsprojekt im Essener Norden zweimal wöchentlich auf eine große Nachfrage.

Auf den ersten Blick wirken die Plastiktüten am Treppengeländer vor der Brücke über die Wilhelm-Nieswandt-Allee in Essen-Altenessen nicht gerade einladend. Und doch ist der hier zweimal wöchentlich installierte „Gabenzaun“ ein erfolgreiches Sozialprojekt in der Corona-Krise – und ein Beispiel für christliches Engagement, das auch Gläubige anderer Religionen begeistert.

Immer mittwochs und samstags hängen Ehrenamtliche der katholischen Pfarrei St. Johann Baptist und der evangelischen Gemeinde Altenessen-Karnap Tüten mit haltbaren Lebensmitteln, aber auch Obst und Gemüse, Seife, Katzenfutter und anderen nützlichen Dingen an das Geländer der Brücke, die von der Altenessener Einkaufsstraße zum Kulturzentrum Zeche Carl führt. Dort können sich Bedürftige bedienen – und gleichzeitig Abstand zu Helfern und anderen Menschen halten, die sich für den Gabenzaun interessieren.

Muslimische Familie spendet zum Ramadan

Die Ehrenamtlichen verteilen die gespendeten Tüten am Zaun und ergänzen sie hier und da aus eigenen Vorräten. Die Spenden aus der Altenessener Nachbarschaft kommen dabei längst nicht nur aus den beiden christlichen Gemeinden. Besonders berührt hat die Helfer jüngst der Brief einer muslimischen Familie, die gleich drei Tüten zum Gabenzaun gebracht hat, erzählen Michael Rüsing, Pfarrgemeinderatsvorsitzender in St. Johann Baptist, und die evangelische Pfarrerin Ellen Kiener. „Die Familie schrieb, dass ihr vierjähriger Sohn beim Packen der Taschen geholfen hat.“ So habe er „seine erste gute Tat im muslimischen Fastenmonat Ramadan“, getan. „Als Muslime ist es unsere gottgewollte Aufgabe, uns regelmäßig um die Bedürftigen zu kümmern – und das machen wir von Herzen gerne. Wir wünschen Ihnen alles Gute. Salam alaikum“, schreibt die Familie weiter. Und natürlich kam der Sohn zusammen mit Mama und Papa persönlich an den Gabenzaun, um die Tüten dort aufzuhängen.

So trifft in Altenessen eine rege Spendenbereitschaft auf einen großen Bedarf – und ein Projekt, das vor allem dank eines lebendigen ökumenischen Miteinanders funktioniert: „Eigentlich hatten wir uns für Frühjahr und Sommer gemeinsame Gottesdienste und Feste vorgenommen“, beschreibt Kiener die Zusammenarbeit der katholischen und evangelischen Christen in Altenessen. Doch als dies wegen der Corona-Krise nicht möglich war und zugleich die neue Not Hilfsbedürftiger immer deutlicher sichtbar wurde, haben die beiden Gemeinden kurzfristig das Projekt Gabenzaun entwickelt. Das soll nun so lange weiterlaufen, bis sich die Versorgungslage für arme Menschen wieder verbessert. Langweilig dürfte den Altenessener Christen dann aber auch nicht werden – schließlich sind die eigentlich geplanten Ökumene-Projekte nur aufgeschoben.

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