von Katholische Nachrichtenagentur

Adveniat warnt vor Gefahren für Demokratie in Lateinamerika

Das kirchliche Hilfswerk Adveniat sieht die Demokratie in fast allen Ländern Lateinamerikas bedroht. Verächter der Demokratie gebe es auf allen Seiten des politischen Spektrums, sagte Adveniat-Hauptgeschäftsführer Pater Martin Maier am Mittwoch in Essen. Als aktuelle Beispiele nannte er Nicaragua, El Salvador und Venezuela.

"Wie in allen totalitären Regimen gibt es wenige Profiteure, die sich maßlos bereichern", kritisierte Maier. Es fehlten die Bedingungen für eine wirkliche Demokratie: Gewaltenteilung, Rechtsstaatlichkeit, öffentliche Sicherheit, Pressefreiheit und ein Minimum an sozialer Gerechtigkeit. Dies seien aber auch die nötigen Rahmenbedingungen für Armutsbekämpfung, so der Adveniat-Geschäftsführer.

Adveniat-Bischof Franz-Josef Overbeck sagte, die katholische Kirche sei in Lateinamerika "der entscheidende zivilgesellschaftliche Player, dem die breite Bevölkerung vertraut". Allerdings bezahle sie dafür auch zuweilen einen hohen Preis.

Als Beispiel nannte Overbeck Bischof Rolando Jose Alvarez, der in Nicaragua zu 26 Jahren Haft verurteilt wurde, weil er sich kritisch über die diktatorischen Zustände unter dem Regime von Präsident Daniel Ortega geäußert hatte. Durch die kritische Haltung der katholischen Kirche und entsprechende Repressionen der Regierung erhielten auch andere Player wie evangelikale Freikirchen politischen Auftrieb, so Overbeck. Das sei eine neue Situation.

Um sich greifende Gewalt, soziale Unruhen, politische Verfolgung, fehlende Zukunftsperspektiven und Umweltzerstörung seien auch Ursachen für Flucht und Migration, erinnerte Bischof Overbeck. Auch daher komme jeder fünfte Geflüchtete weltweit aus Lateinamerika. Adveniat habe seine Weihnachtsaktion 2023 unter das Motto gestellt: "Flucht trennt. Hilfe verbindet."

Anlass der Äußerungen war die Jahresbilanz von Adveniat für 2022, die am Mittwoch vorgelegt wurde. Demnach kamen im abgelaufenen Geschäftsjahr mit 32,6 Millionen Euro 2,6 Millionen Euro mehr den Menschen in Lateinamerika zugute. Rund 1.500 Projekte in Lateinamerika und der Karibik würden gefördert.

Adveniat, das Lateinamerika-Hilfswerk der katholischen Kirche in Deutschland, steht für kirchliches Engagement an den Rändern der Gesellschaft und an der Seite der Armen. Getragen wird diese Arbeit von vielen Spenderinnen und Spendern – vor allem auch in der alljährlichen Weihnachtskollekte am 24. und 25. Dezember. Adveniat finanziert sich zu 95 Prozent aus Spenden. Die Hilfe wirkt: Im vergangenen Jahr konnten 1.500 Projekte mit rund 32 Millionen Euro gefördert werden, die genau dort ansetzen, wo die Hilfe am meisten benötigt wird: an der Basis, direkt bei den Menschen vor Ort.

Unter anderem legt das Hilfswerk nach eigenen Angaben beispielsweise Schwerpunkte auf Bildungsprojekte für Kinder und Jugendliche und die Förderung kirchlicher Radioprogramme, die die Menschen bis in entlegenste Regionen erreichen sollen. Auch dies sei politische Arbeit, so die Verantwortlichen.

Zudem setzten wegen der massiven Preissteigerung für Lebensmittel und Energie infolge des russischen Angriffskrieges gegen die Ukraine die von Adveniat geförderten Projekte vermehrt wieder bei den elementaren Grundbedürfnissen an, sagte Bischof Overbeck. Auch die Corona-Krise habe dafür gesorgt, dass Lateinamerika zurück auf der Weltkarte des Hungers sei. Als ein Beispiel für die wirtschaftlichen Folgen des Krieges nannte der Adveniat-Bischof die Lage in Honduras. 70 Prozent der Menschen dort lebten in Armut, mehr als die Hälfte sogar in extremer Armut. Für die Kirche sei es eine moralische Pflicht, stets auch die Länder im Schatten zu benennen.

Pressestelle Bistum Essen

Zwölfling 16
45127 Essen