von Thomas Rünker

Vom Trauteam über den Pilgerweg bis zum Gründerbüro

Sechs Jahre nach ihrem Start sind die Zukunftsbild-Projekte des Bistums erfolgreich abgeschlossen worden. Die bislang zeitlich befristeten Angebote werden nun in verschiedenen Bistumsabteilungen weitergeführt – und in vielen Fällen ausgebaut.

Es geht um berührende Momente am Lebensanfang und um einen würdigen Abschied an dessen Ende. Es geht um bewegende Hochzeiten, Musik, die zu Herzen geht, und um Naturerlebnisse zwischen Himmel und Erde … – „eben um diese ganz sensiblen Momente, in denen die Menschen sagen: Ja, diesen Gott, den gibt es wirklich!“, sagt Markus Etscheid-Stams. Mehrere Jahre lang haben dutzende hauptberuflich und ehrenamtlich Beschäftigte im Bistum Essen in Projektgruppen an diesen Themen gearbeitet und Angebote entworfen und weiterentwickelt, um als Kirche gerade Menschen in besonderen Lebenssituationen mit einem passenden und für sie hilfreichen Angebot zur Seite zu stehen. Nach insgesamt sechs Jahren wurden diese Zukunftsbild-Projekte nun zwar als zeitlich befristete Projekte offiziell beendet – „aber die Themen und Angebote gehen weiter“, betont der Leiter des Stabsbereichs Strategie und Entwicklung im Bistum Essen. Organisatorisch sind sie nun nicht mehr Teil von Projekten, sondern in die Arbeitsbereiche des Pastoraldezernats unter der Leitung von Dezernent Michael Dörnemann und anderer Abteilungen im Generalvikariat integriert. „So können wir bei vielen Themen die Angebote jetzt sogar noch ausdehnen“.

Bilder aus einigen Zukunftsbild-Projekten

Das Zukunftsbild des Bistums Essen und die Zukunftsbild-Projekte

Gestartet wurden die ersten Zukunftsbild-Projekte 2015. Sie sollten das zwei Jahre zuvor als Ergebnis eines bistumsweiten Dialogprozesses formulierte Zukunftsbild mit Leben füllen, das die Kirche im Ruhrbistum als „berührt, wach, vielfältig, lernend, gesendet, wirksam und nah“ beschreibt. Zugleich sollten sie Experimentierort für neue kirchliche Angebote sein. Nach einer ersten, dreijährigen Projektphase wurden einige Projekte erfolgreich abgeschlossen und andere neu aufgelegt, so dass nun alle verbliebenen Projekte in die reguläre Arbeitsstruktur überführt wurden.

Das „Trauteam“ und „Segensfeiern für Babys"

Die „Segensfeiern für Babys“ zum Beispiel sollen – nach zuletzt einigen coronabedingten Pausen – künftig nicht nur häufiger und an mehr Orten stattfinden, „vielleicht können wir diese auch noch für andere Anlässe weiterentwickeln“, so Etscheid-Stams. Schon in den vergangenen Jahren wurden die Feiern durch Gottesdienste für Paare in der Schwangerschaft ergänzt. Ähnlich sieht es beim „Trauteam“ des Bistums aus, das auch künftig ansprechbar für alle Paare ist, die gern kirchlich heiraten möchten, aber nicht genau wissen, wie. „Hier diskutieren wir, wie wir künftig Liebesbeziehungen segnen, die nicht kirchlich heiraten können oder wollen.“ Und das Team des ehrenamtlichen Beerdigungsdienstes – bisher ebenfalls ein Zukunftsbildprojekt und bereits in vielen Pfarreien des Ruhrbistums im Einsatz – soll künftig weiter für eine Vernetzung und Betreuung der Ehrenamtlichen sorgen und das Angebot durch mehr Kurse weiter ausbauen.

Zwischen großen Lebenswenden und dem praktischen Alltag

Doch bei den Zukunftsbild-Projekten geht es nicht nur um große Feste an den Wendepunkten des Lebens, sondern auch um Alltag. Zum Beispiel um Sozialpastorale Zentren wie den Stadtteilladen in Gelsenkirchen-Bismarck, das „K4“ in Gladbeck oder das Stadtteilzentrum „kreuz + quer“ in Essen-Altendorf: Getragen von Pfarreien oder anderen kirchlichen Einrichtungen engagieren sich diese Zentren an vielen Orten des Ruhrgebiets gemeinsam mit den Nachbarinnen und Nachbarn für eine Verbesserung der Lebensverhältnisse. Oder das Angebot „Glaubens- und Lebensort Kita“, bei dem es unter dem Dach des Kita-Zweckverbands darum geht, Kitas als Ort der Seelsorge wahrzunehmen und nicht nur die rund 17.000 betreuten Kinder, sondern auch deren Eltern und die Kita-Teams mit Glaubens-Themen in Berührung zu bringen – schließlich melden viele Eltern ihre Kindern gerade deshalb in einer katholischen Kita an.

Weitere Themen der ehemaligen Zukunftsbildprojekte sind zum Beispiel die Pilgerwege im Ruhrbistum, die Menschen einladen in der Natur des Ruhrbistums erholsame und vielleicht auch spirituelle Erfahrungen zu machen, oder das Gründerbüro, das haupt- und ehrenamtliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Ruhrbistum dabei unterstützt neue Ideen für die Kirche umzusetzen.

Aufwändige Projektstruktur war sinnvoll und erfolgreich

Warum brauchte es für diese vielen Themen diese aufwändige Projektstruktur, gesteuert von Markus Etscheid-Stams, Pastoraldezernent Michael Dörnemann, der Religionspädagogin Katharina Topalovic vom KiTa Zweckverband und Ingeborg Klein aus dem Dezernat für das pastorale Personal? „Gerade durch die vielen Sichtweisen in den Projektgruppen, durch Teams mit unterschiedlichsten Mitarbeitenden aus den verschiedenen Regionen unseres Bistums sind viele Projektideen erst konkret und umsetzbar geworden“, sagt Etscheid-Stams. Unterm Strich seien die Erfahrungen mit den interdisziplinär besetzten Zukunftsbild-Projekten so gut, dass moderne Projektarbeit mittlerweile auch in vielen anderen Arbeitsbereichen des Bistums Einzug gehalten hat. „Wir brauchen viel häufiger die fachliche Ebene als die territoriale Ebene unserer Pfarreien“, sagt Etscheid-Stams mit Blick darauf, dass alle bisherigen Zukunftsbild-Projekte ein bestimmtes Thema auszeichnet, das zugleich an vielen Orten funktioniert. Diese Sichtweise werde immer wichtiger und stehe zunehmend „neben der Pfarrei, die einst das alles strukturierende Moment unserer kirchlichen Arbeit war“.

Die Ergebnisse der Zukunftsbildprojekte seien in jedem Fall „ein Beleg dafür, dass Aufbruch in unserer Kirche möglich ist“, so Etscheid-Stams. „Wir stecken in so vielen Abbruch- und Umbau-Prozessen, da ist es gut zu sehen, dass es Ideen mit echtem Zukunftspotenzial gibt, dass Kirche den Menschen etwas zu sagen hat – und die Menschen dies auch suchen“. 

Pressestelle Bistum Essen

Zwölfling 16
45127 Essen