von Cordula Spangenberg

Palmsonntag – roter Teppich für einen Promi

Ob Palmwedel am Dom oder Buchsbaum in den Gemeinden: Alle Zweige werden am Palmsonntag gesegnet und dienen in getrocknetem Zustand auch lange Zeit später als Erinnerung an Gottes Schutz und Beistand.

Chapeau, Applaus und Gedränge am „roten Teppich“ – so wurde Jesus von Nazareth bei seinem Eintreffen in Jerusalem begrüßt. Der Wanderprediger hatte es bereits zu einiger Prominenz gebracht und wurde deshalb in der jüdischen Metropole mit Spannung und Hoffnung erwartet. „Alle Welt läuft ihm nach“, notiert dazu das Johannes-Evangelium (12,19). Der Teppich, den man ihm und seinem Reitesel ausbreitete, war freilich nicht rot, sondern grün, denn er bestand aus Palmzweigen – eine Ehrung, die dem nahe kommt, was heutzutage bei Staatsereignissen oder Hollywood-Partys arrangiert wird, um dem Besuch berühmter Menschen einen angemessenen Rahmen zu geben.

Palmzweige galten dem Judentum – neben ihrem praktischen Nutzen als Baustoff für Dächer, als Viehfutter und Brennmaterial – als wichtiges Symbol für den siegreichen König und die Unabhängigkeit Israels. Die Palmette – das Palmblatt als Schmuckmotiv – findet sich bereits fast 4000 Jahre vor unserer Zeit in den frühesten Hochkulturen Europas: in der antiken „Weltstadt“ Babylon, bei den alten Griechen und Römern und später in der christlichen Symbolik. Dort hat sich das Palmenmotiv bis zum heutigen Tag und damit auch in der Palmsonntagsliturgie erhalten als Zeichen für den Sieg Jesu Christi über Sünde und Tod.

Echte Palmzweige, Buchsbaum aus dem Garten – so könnte es weitergehen, wäre da nicht der Buchsbaumzünsler

Palmsonntag
Am Palmsonntag feiern die Christen Jesu Einzug in Jerusalem, der als Friedenskönig auf einem Esel ritt und mit Palmzweigen begrüßt wurde. Seit dem Mittelalter gehören Palmweihe und Palmprozession zum Fest. Der Palmsonntag ist der erste Tag der Karwoche. Im Gottesdienst wird die Leidensgeschichte Jesu aus den Evangelien vorgelesen.

Palmzweige gehören also fest zum Palmsonntag. An den Domkirchen wird meist mit echten Palmwedeln und Ölzweigen gefeiert, also mit dem symbolgeladenen „Original“ der Ursprungsszene im damaligen Jerusalem. Daneben hat sich als immergrüner Palmsonntags-Ersatz der hiesige Buchsbaum durchgesetzt. Gottesdienstbesucher bringen ihn aus dem eigenen Garten als Zweig oder als gebundenen Palmstock mit zum Gottesdienst. Pfarreien ordern vorab größere Mengen aus den Gartenbaubetrieben der Niederlande und stellen die Zweige zur freien Bedienung in Körben vor der Kirche bereit. Kostbar machen diese Zweige Weihwasser und Segen – sie werden anschließend als Platzhalter und Erinnerung an den Zuspruch, dass Gott Schutz und Beistand gibt, mit nach Hause genommen und aufbewahrt. Übrig gebliebene geweihte Zweige werden verbrannt und im Folgejahr am Aschermittwoch für das Aschenkreuz verwendet, das den Menschen als Zeichen der Buße auf die Stirn gezeichnet wird.

Gesegneter Buchsbaum für alle – so könnte es weitergehen. Aber nun macht der aus Asien eingeschleppte Buchsbaumzünsler den Palmsonntags-Lieferanten einen Strich durch die Rechnung, zerstört er doch systematisch und weiträumig den Buchsbaum in Gärten, Parks und Baumschulen. In den Grünanlagen ist nun als Ersatz die Japanische Stechpalme groß im Kommen – vielleicht schafft sie es demnächst zum Start der „Heiligen Woche“ vor dem Osterfest auch als gesegneter Zweig in die Palmsonntagsliturgie.

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