Overbeck: Unsichere Zeiten sind gefährliche Zeiten
In unsicheren Zeiten ist es für den Essener Bischof Franz-Josef Overbeck besonders wichtig „Mut aufzubringen, nach Schutz zu suchen und sich selbst nicht zu verlieren “ Unsicherheiten bestimmten in diesen Wochen den Alltag und auch die Kirche könne gegenwärtig immer weniger Menschen Halt geben: „Für viele ist der Glaube heute identisch mit oft nicht mehr verstehbaren, manchmal magischen, manchmal aus fernen Zeiten kommenden Formen von Religionsausübung, die den Menschen unserer Tage nicht mehr entsprechen.“
Zeiten der Unsicherheit seien „gefährliche Zeiten, weil manche Menschen scheinbare Sicherheiten oder einfache Lösungen versprechen, um ihre eigenen Interessen durchzusetzen“, warnt der Ruhrbischof. Unsichere Zeiten seien aber auch „eine Einladung, sich auf Ungewohntes einzulassen und gemeinsam mit anderen die Chance des Anfangs zu nutzen.“
Gott kommt gerade in größter Unsicherheit zu den Menschen
Das Weihnachtsfest zeige, dass Gott gerade in Zeiten größter Unsicherheit zu den Menschen kommt und Hoffnung schenkt: „Maria kann Jesus nicht in gesicherten Verhältnissen, sondern nur in einem ungeschützten und zugigen Stall zur Welt bringen“. Und die Hirten fänden später Sicherheit „erstaunlicherweise in einem Kind“, das eigentlich das Zeichen des Unsicheren par excellence sei, so Overbeck. Gerade diese so „ungesicherte“ Gesellschaft an der Krippe „macht Mut, sich in unsicheren Zeiten an den Gott zu halten, der sich in Jesus so menschlich offenbart“. Christen bezeugten an Weihnachten: „Gott hat all diese Unsicherheit und diese Schutzlosigkeit angenommen, um uns Menschen neu zu uns selbst zu führen.“
Overbeck wirbt in seiner Predigt für einen „Perspektivwechsel“ angesichts der unsicheren Zeiten, die zu vielen Schwächen führen. Es gehe darum, „in diesen Schwächen neu unsere Stärke zu entdecken, die sich zeigt in einem Leben, das Gerechtigkeit üben will für die Schwachen und Verlorenen, das Solidarität übt für die, die unsolidarisch aus allen Netzen der Hilfe fallen, das selbstlose Nächstenliebe umsetzt, weil die Not der anderen ans Herz geht“.
Overbeck sieht „eine Zeit der Einfachheit gekommen“
Angesichts der Unsicherheiten und der Komplexität der Welt sieht der Ruhrbischof „eine Zeit der Einfachheit gekommen“. Eine Zeit, „in der jenseits von Simplizität und Beschränktheit, jenseits von Unterkomplexität und Ideologisierung die Einladung an uns ergeht, in unserem Herzen, in unserem Denken und in unserem Tun jene Einfachheit neu zu entdecken, die uns das Weihnachtsevangelium lehrt“. Overbeck verweist auf die Hirten in der Weihnachtsgeschichte, die durch den Besuch an der Krippe von großer Freude erfüllt werden. „Der Weg von Unsicherheit zur Freude mag weit sein, aber er führt uns Christen über Jesus und seine Einfachheit, die uns stark macht.“ Dies sei die Stärke aller, die Weihnachten feiern, sagt Overbeck.