von Cordula Spangenberg

Michael Dörnemann wechselt von der Seelsorgeamtsleitung in die neue Essener Innenstadtpfarrei

Dörnemann geht den Schritt aus der Verwaltung des Bischöflichen Generalvikariats in die Seelsorgepraxis der Pfarrei St. Gertrud mit 14.000 Katholikinnen und Katholiken, vier Orts- und acht muttersprachlichen Gemeinden sowie der Gehörlosengemeinde.

Grundlegende Umwälzungen und Neuaufbrüche haben das Bistum Essen in den vergangenen zwölf Jahren stark verändert – als Leiter des Dezernats Pastoral im Bischöflichen Generalvikariat (zuletzt des Bereichs Pastoralentwicklung) hat Michael Dörnemann die Veränderungen maßgeblich mitgestaltet. Nun wechselt der Domkapitular zurück in die Pfarreiseelsorge: Im Herbst wird der 52-Jährige Pfarrer von St. Gertrud in Essen. Unter seiner Leitung soll der Essener Dom zur neuen Pfarrkirche der Pfarrei werden, deren Gremien entschieden haben, die bisherige Pfarrkirche St. Gertrud mittelfristig als Gottesdienststandort aufzugeben. Außerdem soll die Cityseelsorge „grüßgott“ stärker in die Arbeit der Innenstadtpfarrei integriert werden. Mitte Juni geht Dörnemann zunächst in eine Sabbat-Zeit, Ende September beginnt er im neuen Amt, und am Nachmittag des 23. Oktobers, dem Sonntag nach den Herbstferien, wird er offiziell als Pfarrer eingeführt. „Ich bin dankbar für die zwölf Jahre im Dezernat Pastoral, in denen ich mit einem konstruktiven Team neue pastoraltheologische Ideen kennenlernen und analysieren konnte“, sagt der gebürtige Essen-Borbecker rückblickend.

Wechsel ins Seelsorgeamt in einer brisanten Zeit

Als Bischof Franz-Josef Overbeck ihn – kurz nach dessen eigener Amtseinführung auf den Essener Bischofsstuhl Ende 2009 – um die Übernahme der Seelsorgeamtsleitung bat, war Dörnemann erst knapp vier Jahre Pfarrer und zwei Jahre Stadtdechant in Oberhausen gewesen. Zuvor war er mit 29 Jahren Subregens (stellvertretender Leiter) des Priesterseminars in Bochum und hatte zugleich in Kirchengeschichte promoviert. „Ein sehr schneller Wechsel der Stellen, aber eine interessante neue Aufgabe“, fand er damals – ohne zu ahnen, dass kurz darauf der Missbrauchsskandal die katholische Kirche erschüttern sollte und auf vielen Ebenen Veränderungsprozesse angestoßen wurden. Die Deutsche Bischofskonferenz setzte 2011 bis 2015 für alle Bistümer verpflichtend einen überdiözesanen Gesprächsprozess „Im Heute glauben“ an. Deshalb – und weil parallel dazu die katholische Basis den Dialog “Auf!Ruhr Bistum” initiiert hatte – starteten ab 2012 im Bistum Essen sechs Foren mit je 300 Teilnehmenden: In der Essener Gruga, in Gladbeck, Oberhausen, Duisburg, Hattingen und Lüdenscheid. Sie folgten zudem auf einen riesigen Strukturprozess, in dem wenige Jahre zuvor 295 eigenständige Kirchengemeinden zu 43 Großpfarreien zusammengelegt und zahlreiche Kirchen geschlossen worden waren. „Viele hatten die Veränderungen zu dieser Zeit noch nicht akzeptiert. Ihnen war dabei viel Nähe in der eigenen Gemeinde verloren gegangen“, erinnert sich Dörnemann. „Auf manchen dieser Foren hat es sehr geknirscht. Es hieß, die Kirche fahre wie die Titanic auf einen Eisberg zu.“

Kreuz und quer durchs Bistum im Gespräch mit den Pfarreien

Infos:

Zum Generalvikariat
Nach einer gemeinsamen Übergangsphase haben nun Dr. Andrea Qualbrink und Ludger Schollas die Leitung des Bereichs Pastoralentwicklung im Bischöflichen Generalvikariat von Michael Dörnemann übernommen.

Zur Pfarrei
Mitten in der Essener Innenstadt gelegen, umfasst die Pfarrei St. Gertrud die vier Ortsgemeinden St. Bonifatius (Huttrop), St. Gertrud (Stadtkern, Nord- und Ostviertel), St. Ignatius (Südviertel, Holsterhausen) und Hl. Kreuz (Südostviertel). Rund 14.000 Katholikinnen und Katholiken leben dort. Zudem feiern verschiedene muttersprachlichen Gemeinden und die Gemeinde der Gehörlosen Gottesdienste in den Kirchen der Pfarrei.

In all diese Vorgänge war der Seelsorgeamtschef intensiv eingebunden. Und nachdem im Jahr 2013 mit dem Zukunftsbild des Bistums Essen die Ergebnisse des Gesprächsprozesses in einer lesbaren Form vorlagen, reiste Dörnemann zwei Jahre lang vom Rhein über die Ruhr bis an die Lenne, um dieses Zukunftsbild in den Pfarreien bekannt zu machen.

Pausen gab es in der Bistumsentwicklung keine. Auf das geschriebene Zukunftsbild folgten Versuche, diese Theorie erst in 20, dann in 40 Zukunftsbildprojekten, in moderne, praktische Formen des Glaubens umzusetzen: Sozialpastorale Zentren, neue Formen des Ehrenamts inklusive der Ausbildung von Ehrenamtskoordinatorinnen und -koordinatoren sowie ehrenamtlicher Gemeindeleitungen, die Cityseelsorge, Segnungsgottesdienste für Neugeborene ... Während die Teams sich an die Arbeit machten, startete zugleich in den Pfarreien der Pfarreientwicklungsprozess (PEP) – die Analyse der eigenen Situation, die Bewertung der wirtschaftlichen Rahmenbedingungen und zukünftiger seelsorgerlicher Schwerpunkte. Und wieder war Dörnemann auf Reisen quer durch das Bistum. Seine Erkenntnis aus dieser intensiven Zeit: „Wir müssen den Begriff Nähe neu definieren. In Essen-Katernberg muss ich Kirche anders denken als in Holsterhausen.“ Sicher ist er sich, dass Menschen für Orte, an denen sie geistlich und kirchlich nach ihren Bedürfnissen leben können, auch zehn Kilometer weit fahren.

So versteht Dörnemann, der auch als Pfarrer Domkapitular und stellvertretender Generalvikar bleiben wird, seine Aufgabe in der neuen Innenstadtpfarrei. Dabei ist ihm klar, dass er in der Eins-zu-eins-Seelsorge mit den Menschen nicht allzu aktiv wird werden können. „Aber es gibt hier das Potential verschiedenster Seelsorger und Seelsorgerinnen“, sagt er, „meine Aufgabe wird sein, den Ermöglichungsraum zu schaffen.“

Pressestelle Bistum Essen

Zwölfling 16
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