von Cordula Spangenberg

Lumen Christi! Die Auferstehung Christi wird mit allen Sinnen gefeiert

Feuer und Kerzen schaffen in der Osternacht eine archaische Atmosphäre

Gottesdienste für Leib und Seele haben in der Kirche eine alte Tradition.

„Lumen Christi!“ – „Deo gratias!“ Wenn es besonders festlich wird in der Kirche, hat immer noch das alte Kirchenlatein seinen großen Auftritt. In der Osternacht hallt der lateinische Ruf dreimal durch den dunklen Raum, während Priester, Diakone, Messdiener und Lektoren mit der draußen am Osterfeuer angezündeten Osterkerze durch den Mittelgang nach vorn zum Altar ziehen: „Das Licht Christi!“ – „Dank sei Gott!“

Mit der Kerzenflamme werden zunächst die Altarkerzen entzündet. Anschließend verteilen die Mitfeiernden mit ihren mitgebrachten Osterkerzen das flackernde Licht im ganzen Kirchenraum, während sie bis zu neun Lesungen aus dem Alten und Neuen Testament anhören.

Flackernde Kerzen – und dann braust die Orgel los

Eine besondere Atmosphäre zwischen Licht und Schatten herrscht dabei in der Kirche: archaisch, festlich, abwartend. Dann braust zur Feier der Auferstehung Christi (Achtung, feierlich, deshalb wieder Latein) das „Gloria“ – „Ehre sei Gott“ los und mit ihm erstmals seit Gründonnerstag wieder die Orgel. Jeder Organist der Welt wird sich an dieser Stelle nicht lumpen lassen und deshalb sämtliche Register seines Instrumentes ziehen. Zugleich geben alle Kirchenglocken, was sie können, und der ganze Kirchenraum erstrahlt in seiner hellsten Festbeleuchtung.

Gottesdienste so zu inszenieren, dass sie alle Sinne ansprechen, hat in der katholischen Liturgie eine alte Tradition, die sich oft auf das frühe Christentum und sogar auf die Gebräuche der Antike zurückführen lässt. Kniebeuge, Stehen, Verneigung, Kreuzzeichen, Hände falten, Handauflegung, Salbung, Weihrauch und nicht zuletzt eben Kerzen, Feuer und Musik – all das spricht nicht nur zum Verstand, sondern auch zum Körper und den Sinnen.

Feuer und Licht sind überlebenswichtig

Im dunklen Haus am Abend Lichter anzuzünden, war angefangen von der Antike bis weit in die Neuzeit ein überlebenswichtiges Ritual, das im Osternachts-Gottesdienst vielleicht für einen kleinen Moment nachvollzogen werden kann. Das Johannes-Evangelium (8,12) greift diese Erfahrung auf, indem es Jesus von Nazareth mit dem Satz zitiert: „Ich bin das Licht der Welt.“

Die großen Osterfeuer, oft mit Getränkeausschank, die als Teil des Oster-Brauchtums in vielen Regionen Deutschlands meist am Ostersonntagabend entzündet werden, haben mit der liturgischen Feier in der Osternacht auf den ersten Blick nicht viel zu tun. Der Eindruck, den Feuer und Licht beim Menschen hinterlassen, verbindet dennoch die beiden Feuer rund um Ostern.

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