von Cordula Spangenberg

Karsamstag – Die große Stille

Der Kinofilm „Die große Stille“ zeigt am Beispiel der Kartäuser-Mönche, wie Schweigen und Gebet die Wahrnehmung verändern können.

Der Karsamstag ist ein stiller Tag, zumindest in der Kirche. Er wird als Tag der Grabesruhe Jesu begangen, es gibt keine Messen, die Kirchenglocken schweigen seit dem Gründonnerstagabend weiterhin, es gilt noch das Fastengebot. Auch wenn in der Realität am Karsamstag emsige Betriebsamkeit herrscht, geputzt, eingekauft, gekocht und gebacken wird zur Vorbereitung auf das Osterfest, gehören Stille und Schweigen zum Karsamstag.

Wie Schweigen wirken kann, zeigt sehr eindrücklich der Dokumentarfilm „Die große Stille“ des deutschen Regisseurs Philip Gröning von 2005. In knapp drei Stunden erlebt man als Zuschauer den Alltag der Kartäusermönche in ihrem Mutterkloster „La Grande Chartreuse“ in Zentralfrankreich. Abgeschieden von allen Außeneinflüssen und in striktem Schweigen führen sie ein streng kontemplatives Leben des Gebets. Im gesamten Film fällt fast kein Wort. Zu hören ist die Klosterglocke, das Rascheln von Füßen beim Einzug in die Kirche, das Chorgebet der Mönche, das Knistern des Feuers im Holzofen einer Klosterzelle.

Wenn man sich auf den Film einlässt, verändert er die Wahrnehmung. Man wird geduldig, wenn die Kamera in der nächtlich-dunklen Kirche Minuten lang das rote Ewige Licht zeigt. Man wird empfänglicher für das Wetter und winzige Veränderungen des klösterlichen Tagesablaufs. Man schaut eine kleine Ewigkeit lang einem Ordensmann beim persönlichen Gebet in seiner Zelle zu und fragt sich vielleicht, wie die Mönche dieses Leben überhaupt aushalten können. Und dann passiert es. Er bekreuzigt sich, steht auf und wendet im Weggehen einen kurzen Moment sein Gesicht der Kamera zu: Ein entspanntes, glückliches, leuchtendes Gesicht.

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