von Thomas Rünker

Erntedank: Das Fest mit bunt geschmückten Kirchen

Während viele Gemeinden am kommenden Wochenende mit kreativ dekorierten Altarräumen Erntedank feiern ist das Thema auch in anderen Kulturen und Weltregionen präsent.

Egal, ob auf dem Markt, beim Discounter oder im Hofladen: Die Regale sind derzeit gut gefüllt, und an vielen Obst- und Gemüsefächern werben Schilder für Produkte „aus der Region“. Es ist Erntezeit! Und das freut nicht nur Landwirte und Handel, sondern auch viele Menschen, die gerne kochen und vielleicht noch viel lieber essen. Für viele ist dies auch ein Grund danke zu sagen: Allen, die zwischen Acker und Kochtopf zum guten Essen beitragen – und Gott, der für viele Menschen die Kraft ist, die keimen und wachsen lässt und letztlich für Sonnenschein und Regen sorgt. Am kommenden Sonntag, 1. Oktober, feiern die Christen in Deutschland Erntedank. Traditionell wird dann eine bunte Vielfalt an Obst, Gemüse, Getreide- oder Tierprodukten dekorativ im Altarraum der Kirchen präsentiert, während inhaltlich oft das Thema Teilen und ein solidarischer Umgang mit den Ressourcen der Erde im Mittelpunkt steht.

Doch nicht nur Christen feiern Erntedank, berichtet das BENE-Magazin des Bistums Essen. „Erntedankfeiern haben sich in fast allen Kulturen entwickelt, weil der Glaube an einen Gott oder mehrere Götter universal verbreitet war“, schreibt Redaktionsleiterin Sandra Gerke, die mit dem renommierten Brauchtumsexperten Manfred Becker-Huberti über Erntedank gesprochen hat. Becker-Huberti ruft die Jahrtausende alte Bibel-Geschichte der Brüder Kain und Abel in Erinnerung: „Der Ackerbauer Kain opfert Erstlingsfrüchte vom Feld, der Viehzüchter Abel Erstgeborene seiner Herde.“ Hintergrund dieser Opfer sei der Glaube, dass jede Ernte ein Geschenk Gottes sei.

Bis etwa zu Beginn des 19. Jahrhunderts habe hierzulande jeder Gutshof für sich Erntedank gefeiert, heißt es in BENE. „Nur der Gottesdienst in der Kirche wurde von allen im Dorf gemeinsam gefeiert.“ Erst danach habe sich Erntedank zu einem großen Fest entwickelt, das man als Dorfgemeinschaft beging. Verbände, Vereine und Parteien beteiligten sich. Immer mehr ging es auch darum, zur Schau zu stellen, was man geleistet und hervorgebracht hat.“ Im 20. Jahrhundert vereinnahmten die Nationalsozialisten das Fest für ihre Ideologie. Ab 1933 wurde Erntedank zum Nationalfeiertag. Statt dem Dank an Gott stand die Bedeutung der deutschen Bauernschaft im Fokus.

Ein völlig weltliches Fest ist Erntedank („Thanksgiving“) in den USA, wo es seit 1941 jeweils am vierten Donnerstag im November – in diesem Jahr also gut sieben Wochen später als das Erntedankfest – gefeiert wird. Kulinarisch dreht sich dieses Familienfest, für das viele Menschen weite Reise in Kauf nehmen, um zusammen mit Eltern und Großeltern zu feiern, traditionell um einen Truthahn.

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