"Ein parteiübergreifender Offenbarungseid“

Peter Wenzel, Geschäftsführer des KiTa Zweckverbandes im Bistum Essen
Geschäftsführer des KiTa Zweckverbands kritisiert bundespolitische Vorschläge zum KiTa-Ausbau
Einen „parteiübergreifenden Offenbarungseid“ nennt Peter Wenzel, Geschäftsführer des KiTa Zweckverbands im Bistum Essen, die jüngsten bundespolitischen Vorstöße zum Ausbau von Kindertageseinrichtungen (KiTa). „Wir haben frühzeitig vor den Problemen gewarnt“, so Wenzel, „leider zeigt sich, dass die Träger und die pädagogischen Mitarbeiter dabei Rufer in der Wüste waren. Jetzt sind wir die Kamele, die die Lasten der Karawane tragen müssen.“
Das von Bundesfamilienministerin Schröder vorgelegte Zehn-Punkte-Programm und ein von der SPD vorgeschlagener „Krippengipfel“ helfen aus Sicht des Zweckverbands nicht, die Schwierigkeiten beim Ausbau der U3-Betreuung zu lösen. „Grundsätzlich ist jede Initiative in dieser Sache begrüßenswert, aber die Vorschläge kommen zu spät und bieten keine konkreten Lösungsansätze“, konstatiert Wenzel. „Man kann nicht binnen weniger Monaten aufholen, was man über Jahre versäumt hat.“ Ohnehin zweifelt der Zwecksverband-Geschäftsführer an der Effektivität einer Bundesinitiative: „Viele Regelungen in diesem Bereich sind Ländersache. Berlin ist weit weg, wenn es um die Probleme vor Ort geht.“
Das Zehn-Punkte-Programm darf aus Sicht des KiTa Zweckverbands nicht zu einer Absenkung der Standards in der Kinderbetreuung führen. „Es wäre ein schlechter Witz, wenn ausgerechnet bei der Bildung und Erziehung unserer Jüngsten an der Qualität gespart würde“, so Peter Wenzel. „Die These, dass ungenutzte Betreuungspotenziale vor Ort noch besser ausgeschöpft werden könnten, ist ein Affront gegenüber den Trägern sowie den Erzieherinnen und Erziehern. Wo diese Potenziale noch sein sollen, bleibt das Geheimnis des Familienministeriums.“
Eine verantwortungsvolle Kinderbetreuung erfordere qualifiziertes Personal und gut ausgestattete Räumlichkeiten. Um diese Räumlichkeiten zu finden, ist aus Sicht des Zweckverband-Geschäftsführers Kreativität gefragt: „Aufgrund des demografischen Wandels müssen in den Städten zum Teil Grundschulen aufgegeben werden. Diese leer stehenden Gebäude könnte man beispielsweise für die KiTa-Betreuung nutzen.“