von Burkhard Jürgens (KNA) und Thomas Rünker

Bischof Overbeck wirbt auf dem ÖKT für solidarisches Europa nach Corona

Ruhrbischof diskutierte bei einem Video-Podium des Ökumenischen Kirchentags mit Bundesgesundheitsminister Jens Spahn, dem evangelischen Landesbischof Frank Otfried July und der französischen Publizistin Sylvie Goulard. Aufzeichnung der Diskussion ist – wie die meisten ÖKT-Veranstaltungen – weiterhin abrufbar.

Essens Bischof Franz-Josef Overbeck hat auf dem Ökumenischen Kirchentag dafür geworben, die soziale Markwirtschaft in Europa nach der Corona stärker im Sinn einer „Daseinsfürsorge“ zu gestalten. Dabei müsse man die Freiheit des Marktes mit einem sozialen Ausgleich zusammenbringen, der nicht in neue Abhängigkeiten führe, sagte der Ruhrbischof, der auch Vizepräsident der Kommission der Bischofskonferenzen der Europäischen Union (COMECE) ist, am Samstag, 15. Mai, bei einer Videoveranstaltung über die Corona-Pandemie als Herausforderung für ein solidarisches Europa. Overbeck sprach von „immensen sozialpolitischen Herausforderungen“ für den Kontinent.

Spahn wirbt für global wettbewerbsfähiges Europa

Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) sprach sich auf dem virtuellen Podium für ein global wettbewerbsfähigeres Europa aus. Der Markt müsse der Solidarität dienen, aber um dienen zu können, müsse er stark sein. Deutschland und die EU hätten Produktivität und Wertschöpfung zu steigern, damit sie die Solidarität finanzieren könnten. Dabei verwies Spahn auch auf die Überalterung des Kontinents. Einer Freigabe von Corona-Impfstoffpatenten erteilte der Minister erneut eine Absage. Europa habe bessere Wege, um globale Solidarität zu zeigen.

Weitere Bistumsvertreter auf dem ÖKT

Neben Bischof Franz-Josef Overbeck sind beim Ökumenischen Kirchentag weitere Vertreter aus dem Bistum Essen zu hören und zu sehen. Wie das Podium mit Bischof Overbeck sollen auch die Aufzeichnungen dieser Termine in den kommenden Tagen und Wochen weiter über die folgenden Links kostenlos abrufbar sein:

  • Podium „SpiritualME“ – Auf der Suche nach Glaube, Hoffnung, Liebe, u.a. mit dem Schulseelsorger Stefan Nieber vom Bischöflichen St. Hildegardis-Gymnasium in Duisburg
  • Gespräch „Auf eine Pommes mit ...“ – Neue Formen von Kirche im Gespräch, u.a. mit Bernd Wolharn, Leirter von „grüßgott“, der Citypastoral am Essener Dom

Auch Wissenschaftler der katholisch-theologischen Fakultät der Bochumer Ruhr-Uni sind an ÖKT-Veranstaltungen beteiligt:

Die französische Publizistin und frühere liberale Europaabgeordnete Sylvie Goulard äußerte sich skeptisch hinsichtlich der Solidaritätstauglichkeit Europas. Die Finanzkrise, die Migrationskrise und jüngst die Pandemie hätten gezeigt, dass die EU nicht dafür gerüstet sei, eine Krise gemeinsam zu überwinden; es führe immer zu Auseinandersetzungen, sagte die Finanzpolitikerin und Mitbegründerin von United Europe, einer Organisation europäischer Geschäftsleute und Politiker. Goulard betonte, die Menschen wollten Institutionen, die in der Lage seien, Lösungen zu finden.

Nach Ansicht des evangelischen Landesbischofs Frank Otfried July befassen sich die Kirchen schon seit Jahrzehnten mit Themen, die angesichts der „harten wirtschaftlichen und sozialen Herausforderung“ der Gegenwart eine Rolle spielten. Er sei „nicht ganz so pessimistisch“, dass die Kirche spirituelle Kraft und die nötige soziale und politische Vernunft für die anstehenden Fragen entwickeln könne.

Overbeck: Beitrag der Kirchen für „neue Formen von Allianzen“

Bischof Overbeck plädierte mit Blick auf den Beitrag der Kirchen für „neue Formen von Allianzen“. Die christlichen Religionsgemeinschaften könnten aus ihrem Erbe eine Stimme einbringen, die „mit anderen zusammenklingen“ müsse. Overbeck verwies auch auf die Resonanz der Sozialenzykliken „Laudato si“ und „Fratelli tutti“ von Papst Franziskus im außerkatholischen Raum. Neben der Zusammenarbeit mit säkularen Einrichtungen gehe es auch um jene mit anderen Religionen.

Der Katholik Spahn beurteilte den Beitrag der Kirchen für eine gesellschaftliche Neugestaltung hingegen zurückhaltend. Selbst im katholisch geprägten Münsterland, seiner Heimat, sehe er angesichts rückläufiger Frömmigkeitspraxis nicht, wie eine Führungsrolle der Kirchen zunehmen könne. Dies sei in den vergangenen Monaten noch schwieriger geworden

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