von Thomas Rünker

Bischof Overbeck: Frieden und Klimaschutz zusammendenken

Nicht die technischen Fragen des Klimaschutzes, sondern die gesellschaftliche Organisation der Transformation sei die große Herausforderung, sagte NRW-Umweltminister Oliver Krischer bei der Veranstaltung „Think Global. Act Local“, zu der der Rat für Ökologie und Nachhaltigkeit im Bistum Essen am Donnerstag in die Akademie „Die Wolfsburg“ eingeladen hatte.

Overbeck: Sicherheitspolitische und friedensethische Vergewisserungen unter dem Aspekt der Ressourcengerechtigkeit

Krischer: „Veränderung gibt es nur, wenn sie von der Mehrheit akzeptiert wird“

„Bewahrung der Schöpfung“ als Thema der Kirche, das für viele gesellschaftliche Bereiche anschlussfähig ist

Für Bischof Franz-Josef Overbeck gehört Einsatz für den Frieden und gegen den Klimawandel unmittelbar zusammen. „Neben den schrecklichen Kriegen und kriegerischen Konflikten, die unsere Gegenwart prägen und auf die wir in friedensethischer Hinsicht eine klare Antwort finden müssen, besteht ohne Zweifel aktuell unsere größte gemeinsame Herausforderung darin, mit aller Entschiedenheit Maßnahmen gegen einen ungebremsten Klimawandel zu ergreifen“, sagte Overbeck am Donnerstag in der Mülheimer Akademie „Die Wolfsburg“. Sicherheitspolitische und friedensethische Vergewisserungen müssten „unter dem Aspekt der Ressourcengerechtigkeit erfolgen und vor allem – gerade auch im Horizont der Verantwortung gegenüber kommenden Generationen – mit Blick auf den Klimawandel zusammengedacht werden“, betonte der Bischof, der auch der katholische Militärbischof für die Bundeswehr ist. „Ohne die massive Begrenzung des Ausstoßes von Treibhausgasen werden sich viele Ausprägungen des Klimawandels drastisch verschärfen und immer stärkere Extremwetterereignisse zunehmend unser Leben bestimmen werden – mit allen negativen Folgen“, warnte Overbeck, bei der Veranstaltung „Think Global. Act Local“ des Rates für Ökologie und Nachhaltigkeit im Bistum Essen.

Für NRW-Umweltminister Oliver Krischer (Grüne) sind nicht in erster Linie die technischen Herausforderungen des Klimaschutzes entscheidend, sondern die Frage „Wie organisieren wir die Transformation?“, führte er in einem Statement auf der Veranstaltung aus. Es gehe darum, „dass alle Menschen mit klimaneutralen Technologien gut leben können“, so Krischer. Dazu gehöre im Sinne globaler Gerechtigkeit auch ein Ausgleich zwischen den großen Verursachern des Klimawandels und denen, die besonders stark darunter leiden. Krischer plädierte dafür, die Transformation zu einer klimafreundlichen Gesellschaft nicht als Belastung, sondern als Chance zu verstehen: Mit dem Wandel seien Wohlstand, Innovation und neue Arbeitsplätze verbunden.

NRW hat das 1,5-Grad-Ziel bereits verfehlt

Auch wenn zugespitzt formuliert das 1,5-Grad-Ziel in Nordrhein-Westfalen bereits als verfehlt bezeichnet werden könne – laut Krischer ist die mittlere Jahresmitteltemperatur im Land im Vergleich zur vorindustriellen Zeit bereits um 1,6 Grad Celsius gestiegen – bleibe der Klimaschutz entscheidend: „Jede Stelle hinter dem Komma zählt“, so der Minister. Jede Verbesserung wirke sich mildernd auf die Folgen des Klimawandels wie häufigere und heftigere Starkregenereignisse aus. Als beispielhaft für den Klimaschutz im Ruhrgebiet hob der Minister den Emscher-Umbau und die Zukunftsinitiative Klima.Werk hervor, in der 16 Emscher-Kommunen gemeinsam an einer lebenswerten und klimafreundlichen Region arbeiten.

Sowohl der Bischof als auch der Minister stellten in ihren Beiträgen die Transformation hin zu einer klimafreundlicheren Gesellschaft in einen Zusammenhang mit tragfähigen demokratischen Strukturen. „Veränderung gibt es nur, wenn sie von der Mehrheit akzeptiert wird“, sagte der Minister. Bischof Overbeck warb für „beispielhaftes Vorangehen“, wie es etwa die Klima.Werk-Kommunen initiiert haben. Ausdrücklich bezog Overbeck hier auch die Kirche mit ein, für die das Thema „Bewahrung der Schöpfung“ in der Glaubensverkündigung zentral und in hohem Maße anschlussfähig an andere gesellschaftliche Bereiche sei. Ihm sei bewusst, dass es beim Handeln in diesem Punkt im Ruhrbistum noch Luft nach oben gebe. Allein die notwendige energetische Sanierung kirchlicher Gebäude erfordere jedoch den Einsatz finanzieller Mittel, die der Kirche nur begrenzt zur Verfügung stünden.

Pressestelle Bistum Essen

Zwölfling 16
45127 Essen