Archivarbeit ist Dienst an der Kirche von morgen
Das Bistumsarchiv arbeitet seit fünf Jahren am neuen Standort in Essen-Kray.
Als vor fünf Jahren, am 26. November 2010, das neue Bistumsarchiv in der ehemaligen St. Christophorus-Kirche in Essen-Kray seiner Bestimmung übergeben wurde, veränderte sich die Kirchen- und Pfarreienlandschaft des Bistums Essen gerade in einschneidendem Maße und hielt auch für die Archivare des Bistums gewaltige Aufgaben bereit. Denn wo Pfarreien und Verbände aufgelöst werden, übernimmt das Bistumsarchiv ihre gesammelten Schriften. Dies betraf rund 25.000 Akten, die kurzfristig gesichert, auf ihre Archivwürdigkeit bewertet und zu dauerhafter Aufbewahrung vorbereitet werden mussten. Aktuell weist die Datenbank des Bistums Essen über 52.000 Archivakten auf. Insgesamt enthalten die Bestände des Bistumsarchivs ca. 4,5 Regalkilometer Archivgut, das sich auf den Zeitraum von 1488 bis in die Gegenwart erstreckt.
Das Archiv ist nach Voranmeldung öffentlich zugänglich und hält acht Benutzerplätze bereit. Die zunehmende Digitalisierung alter Archivinhalte erleichtert den Nutzern die Recherche erheblich. In den fünf Jahren seit dem Neustart des Archivs in den Räumen der St. Christophorus-Kirche haben sich die Besucherzahlen verzehnfacht. Das Gros mit etwa 80 Prozent bilden Forscher diverser theologischer wie kulturwissenschaftlicher Disziplinen aus dem In- und Ausland. Zunehmend werden aber auch andere, eher unerwartete Nutzergruppen registriert. Nachdem das Bistum Essen Teile seiner Immobilien und Liegenschaften veräußert hatte, sind es nun die Neueigentümer, die nach Bauplänen und -zeichnungen, Unterlagen zu baulichen Veränderungen oder nach statischen Berechnungen fragen. Dagegen kommen relativ wenige Familienforscher, weil bisher nur einige wenige Pfarreien ihre Kirchenbücher dem Bistumsarchiv zur Aufbewahrung angeboten haben.
Im Service für die Pflege der Pfarrarchive hat das Essener Bistumsarchiv eine Vorreiterrolle übernommen. Seit 2010 wurden knapp 100 Pfarrarchive bewertet; 47 von ihnen wurden ins Diözesanarchiv übernommen, 30 blieben in den Gemeinden vor Ort. Die Restlichen wurden in sogenannten ‚Mittelpunktarchiven‘ zusammengeführt, also an einem Standort, an dem idealerweise alle Archive einer Großpfarrei zentralisiert und aufbewahrt werden. In St. Marien in Oberhausen, St. Franziskus in Bochum-Weitmar, St. Lambertus und St. Gertrud in Essen ist dieser Prozess bereits abgeschlossen. Ein weiteres Mittelpunktarchiv von St. Maria Immaculata in Meinerzhagen steht unmittelbar vor seiner Indienstnahme.
Für die Betreuung einiger der Mittelpunkt- und Pfarrarchive gelang es, ehrenamtliche Pfleger zu gewinnen, die in einem gemeinsamen Seminar des Historischen Archivs des Erzbistums Köln und des Bistumsarchivs Essen fachlich instruiert und auf ihre Aufgabe vorbereitet wurden. Dieses Konzept der Pfarrarchivpflege wird inzwischen von der Archivberatung des Landschaftsverbandes Rheinland (LVR) als ‚innovativ‘ und ‚zukunftsweisend‘ bezeichnet und als Modell für kleinere Kommunalarchive betrachtet. (cs)