Weihnachten ist mehr als ein Wohlfühlprogramm

Der Glaube an die Geburt Jesu im Stall von Betlehem ist keine Privatsache und das Fest der Menschwerdung Gottes nicht Teil eines persönlichen Wohlfühlprogramms. Das betonte Weihbischof Franz Vorrath in seiner Weihnachtspredigt im Essener Dom. Die Weihnachtsbotschaft wende sich an alle Menschen.



Predigt von Weihbischof Franz Vorrath im Essener Dom

Sechs Wochen Zimtduft, dekorative Beleuchtung und Glühwein – für den Essener Weihbischof Franz Vorrath ist Weihnachten viel mehr. „Die Botschaft von Betlehem heißt: Gott will ankommen in uns und durch uns in der Welt, nicht nur auf Weihnachtsmärkten, sondern im richtigen Leben“, betonte er im Pontifikalamt am ersten Weihnachtsfeiertag, 25. Dezember, im Essener Dom. Gott wolle in seiner Welt einen neuen Anfang setzen. „Die Krippe steht auf der Erde. In der Krippe kommt Gott zur Welt“, so der Weihbischof. Damit füge sich zusammen, was von Anfang an zusammen gehöre: „Gott und die Welt, Gott und der Mensch“.

Der Glaube an die Geburt Jesu im Stall sei „keine Privatsache“ und das Fest der Menschwerdung Gottes nicht Teil eines persönlichen Wohlfühlprogramms“. Die Weihnachtsbotschaft sei auch keine interne Mitteilung, die sich nur an Kirchenmitglieder richte. Sie sei eine Botschaft an alle Menschen. „Und diese Botschaft heißt: Besinnt euch auf den Ursprung! Geht zurück zu den Quellen des Lebens! Dort findet ihr einen Gott, dessen Sehnsucht der Mensch ist“, sagte Vorrath. Gott habe sich nicht von seiner Schöpfung und vom Menschen verabschiedet, „sondern er lebt mitten unter uns“.


Gott ist kein Geschenkpaket für das Regal

Doch so mancher frage sich, ob nicht vieles falsch gelaufen sei, seit Gott Himmel und Erde erschaffen habe. „Auch Weihnachten 2011 werden Kriege geführt und vorbereitet, werden Menschen unterdrückt, verfolgt und gefoltert, hungern und verhungern Menschen, wird die Schöpfung vergiftet und zerstört“, so der Weihbischof. Doch dies sei nur „die eine Seite der Medaille“. Denn es gebe nicht nur Kriege, sondern auch Solidarität. Es gebe unzählige Menschen, die in der Caritas, in den Pfarreien, Verbänden und bei vielen Projekten Tag für Tag bereit seien, anderen zu helfen und Not zu lindern. Es gebe nicht nur den „Terror von einigen wenigen“ auf der Welt, sondern auch den Wunsch und das Bemühen um ein friedliches Zusammenleben der großen Mehrheit. „Es gibt viele Menschen, die sich für andere einsetzen, die weiterführen, was Gott begonnen hat“, machte Vorrath deutlich.

Viel zu oft bleibe Gott jedoch außen vor. „Schon bei seiner Ankunft gab es keinen Platz für ihn in Betlehem. Der Anfang blieb unbeachtet auf der Bühne der Weltpolitik“, so der Weihbischof. „Bleibt Gott auch bei uns unbeachtet?“, fragte er. Gott könne man nicht wie ein Geschenkpaket aufnehmen und „ins Regal stellen“. Gott aufzunehmen bedeute: „Ihm Raum geben in meinem Leben, in meiner Arbeit, in meinem Alltag.“ (do)


Predigt von Weihbischof Franz Vorrath

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