von Thomas Rünker

Maigang mit Bischof Overbeck zu Halden und Bergbau-Relikten

Rund 200 Christen aus dem Ruhrbistum wanderten am Sonntag mit Bischof Overbeck rund um die Bottroper Halde Schöttelheide und feierten einen Gottesdienst in der ehemaligen Kaue von Schacht 9 des Bergwerks Prosper Haniel.

Nicht bäuerliche Idylle, sondern die grüne Seite der Industrielandschaft Ruhrgebiet war am Sonntagnachmittag, 6. Mai, die Kulisse des achten „Maigang mit dem Bischof“. Ausgehend von den erst vor wenigen Monaten leergezogenen Zechen-Gebäuden am Schacht 9 des Bergwerks Prosper Haniel wanderten rund 200 Christen aus dem Ruhrbistum gemeinsam mit Bischof Franz-Josef Overbeck einmal um die Halde Schöttelheide. Zum Abschied vom Steinkohlenbergbau im Revier hatte der Rat für Land- und Forstwirtschaft im Bistum Essen gemeinsam mit der RAG und dem Regionalverband Ruhr (RVR) den traditionellen Frühjahrs-Spaziergang in den Norden des Bistums gelegt, um zu zeigen, wie der Bergbau die Landschaft – und die Natur die Bergbau-Hinterlassenschaften – verändert. An verschiedenen Stationen schilderten Fachleute von RVR und RAG während des Rundgangs, wie die Halde Schöttelheide derzeit noch mit dem sogenannten Berge-Material aus der Prosper-Haniel-Förderung aufgebaut und dann begrünt wird.

„Wir haben jetzt eine Phase, die mit vielen Emotionen verbunden ist“, schilderte Bergwerksdirektor Jürgen Kroker den Teilnehmern, wie sich die Zeche und ihre Belegschaft derzeit auf das Ende der Kohlenförderung kurz vor Weihnachten vorbereiten. „Es gehört mittlerweile zum Tagesgeschäft, zu sagen: Das machen wir zum letzten Mal.“

So, wie sich Ende 2017 der letzte Bergmann in der Kaue am Schacht 9 umgezogen hat. Dort, unter den Drahtkörben, in denen die Bergleute ihre Wäsche für die nächste Schicht verwahrten, endete der Maigang am Sonntag mit der traditionellen Marienandacht. Schon mit Blick auf die gemeinsame Geschichte wurde dabei einmal mehr die enge Verbundenheit zwischen Bergbau und Kirche in der Region deutlich: Als 1958 das Bistum Essen gegründet wurde, begannen im gleichen Jahr die Arbeiten am Schacht 9. Die Eröffnung sei jedoch ungewohnt still und zurückhaltend ausgefallen, berichtete Kroker, weil schon damals die ersten Bergbaukrisen für Unruhe sorgten.

Bischof Overbeck griff das Thema Veränderungen auch in seiner Ansprache auf: Für den gesellschaftlichen Frieden sei es wichtig, „mit einem versöhnten Blick auf die Vergangenheit und die Gegenwart in die Zukunft zu gehen“. Dies gelte für den Bergbau wie für die Kirche im Bistum Essen. Und die Vorsitzende des Rates für Land- und Fortwirtschaft, die Duisburger Landwirtin Marlies Schmitz, schloss in ihren Dank all die Männer ein, für die der Gottesdienstort des Maigangs jahrzehntelang ihre Umkleide gewesen ist: „Wir alle stehen auf den Schultern der Leute, die für uns in den Pütt gefahren sind!“

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