von Thomas Rünker

Über eine Schultüte würde sie sich freuen

In diesen Tagen starten nicht nur tausende Erstklässler ins Schulleben und Fünftklässler in den Alltag der weiterführenden Schulen. Auch Alexa Koch feiert ersten Schultag! Am Donnerstag startet die 28-Jährige am Bischöflichen Mariengymnasium in Essen-Werden als frisch ausgebildete Lehrerin für Religion und Latein.

„Ich hoffe noch auf eine Schultüte“, lacht Alexa Koch. Sie ist 28, junge Mutter – und hat am Donnerstag am Essener Mariengymnasium ihren ersten Schultag. Mit dem wichtigen Unterschied, dass sie nicht nur etwas älter ist als die Jungen und Mädchen, die jetzt nach den Sommerferien zurück in die Schule kommen: Sie sitzt vor allem auf der anderen Seite des Pults. Koch ist frisch ausgebildete Lehrerin und eine der wenigen, für die mit dem neuen Schuljahr auch der neue Job beginnt. Denn während die meisten Lehrerinnen und Lehrer im Frühjahr oder Herbst an die Schulen kommen, wenn die Refrendariats-Zeiten enden, hat Koch nach der Ausbildung erst ein Kind bekommen und ein paar Monate Elternzeit genommen. Nun feiert sie ihren ersten Schultag als Lehrerin zeitgleich mit Tausenden Erstklässlern an Rhein und Ruhr – und mit den Fünftklässlern, die jetzt am Mariengymnasium und allen anderen weiterführenden Schulen in die zweite Phase des Schülerlebens starten.

Ähnlich orientierungslos wie die neuen Fünftklässler

„Vielleicht kann ich mich in die Fünftklässler besonders gut hineinfinden“, sagt Koch, die Latein und evangelische Religion unterrichtet und bei Bedarf auch Altgriechisch lehren könnte. „Auch ich werde hier in den nächsten Wochen Räume suchen, viele neue Leute kennenlernen und versuchen, mich in den Gepflogenheiten dieser Schule zurecht zu finden.“ Und auch die Gefühlswelt in einer solchen Wechselsituation ist ihr nicht fremd: Dass die Kinder „in der vierten Klasse die Großen waren – und hier wieder ganz neu anfangen“ erinnert Koch an ihren Werdegang: Nach dem gelungenen Studienabschluss das Referendariat mit ganz neuen Herausforderungen. Und nun der Schulstart als voll ausgebildete Lehrerin, begleitet von einer guten Mischung Anfangs-Aufregung und einer satten Portion Routiniertheit. Schließlich hat sie ihre Rolle als Lehrerin und das Miteinander im Klassenraum in den 18 Monaten Referendariat trainiert. Als große Herausforderung sieht sie vor allem „das Namen lernen“. Schließlich trifft sie auch bei einer halben Stelle mit derzeit fünf Kursen 120 bis 150 Kinder pro Woche. Und je nach aktuellem Modetrend „sehen die oft auch alle noch ähnlich aus“, schmunzelt Koch.

„Ich schätze konfessionelle Schulen“

Im Referendariat hat die Protestantin Koch auch die Schulen des katholischen Bistums Essen kennengelernt. Ihre Ausbildung hat sie am Gymnasium am Stoppenberg absolviert. „Ich schätze konfessionelle Schulen“, sagt die Frau eines angehenden evangelischen Pfarrers. „Ich mag das spirituelle Leben an Schulen.“ Gemeinsame Gebete, Gottesdienste oder religiöse Musik – davon gibt es an den Bistumsschulen mehr als an den staatlichen Pendants. Für Koch ist das eine gute Ergänzung zum Religionsunterricht, wo vor allem der eigene Standpunkt im Fokus steht: „Wer bin ich als Christ, als Protestant?“ Das helfe dann auch im Dialog – nicht nur mit der katholischen Mehrheit in der Schule, sondern auch mit Vertretern anderer Religionen. „Ich muss meinen eigenen Standpunkt kennen, um den anderen zu verstehen.“ Gleichzeitig sei auch ihr Unterricht „eine Einladung zum Glauben“, die womöglich an einer konfessionellen Schule auf fruchtbareren Boden falle.

6. Klasse startet mit Gleichnissen ins neue Schuljahr

Los geht’s am Donnerstag mit dem Reli-Kurs der 6. Klasse und dem Thema „Gleichnisse“. Koch werden dann nur Mädchen gegenüber sitzen, denn am Mariengymnasium werden Jungen und Mädchen bis zur Jahrgangsstufe 8 in getrennten Klassen unterrichtet. Auch diese „parallele Monoedukation“ ist für Koch neu und „spannend“, wie sie sagt. Die Lehrerin hofft, dass sich Schülerinnen und Schüler „vielleicht weniger beweisen müssen“ als in gemischten Klassen, sieht aber für sich als Lehrerin auch die Herausforderung, „nicht allzu schnell in Geschlechtervorurteile hineinzurutschen“. Aber auch bei diesem Thema kann sich Koch vom ersten Schultag an auf die jahrelange Erfahrung ihres neuen Kollegiums verlassen.

Die weiterführenden Schulen des Bistums Essen

An den sieben Bischöflichen Schulen (vier Gymnasien, eine Sekundarschule, ein Abendgymnasium und eine Förderschule) unterrichten aktuell rund 415 Lehrerinnen und Lehrer etwa 4850 Schülerinnen und Schüler.

Latein „hat eine Schönheit in sich“

„Salvete discipuli!“ („Seid gegrüßt, Schüler!“) – mit diesem Tafelanschrieb wird Koch vorerst nur die Jungs der 7. Klasse begrüßen. Alles Schüler, die mit Kochs Lateinunterricht in die zweite Fremdsprache starten und sich auf eine echte Überzeugungstäterin freuen dürfen. Tote Sprache? Von wegen! „Diese Sprache hat eine Schönheit in sich.“ Am Anfang stünden Mythen und Heldengeschichten im Fokus, später dann auch philosophische Themen mit Texten zum Beispiel über die Zeit, Freundschaft oder die eigene Sterblichkeit. „Da berühren sich Lebenswelten von heutigen Menschen mit denen, die vor 2000 Jahren gestorben sind“, schwärmt Koch und will diese Begeisterung auch ihren Schülern vermitteln. Die gingen an das Thema Latein ohnehin oft viel unbedarfter ran als ihre Eltern. „Die Überzeugungsarbeit fängt meist erst an, wenn es Probleme gibt – beim Vokabeln Lernen zum Beispiel.“ Aber wer wäre da eine bessere Ratgeberin als die junge Lehrerin, die noch vor wenigen Jahren selbst nicht nur seitenweise Latein-, sondern auch noch Griechisch-Vokabeln gepaukt hat?

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