Ein öffentliches Glaubensbekenntnis in Uniform
100 Jahre Eucharistische Ehrengarden im Stadtverband Essen
Sie verstehen sich nicht als Relikt einer längst vergangenen Epoche, erst recht nicht als „Trachtenverein“, auch wenn dies so mancher beim Anblick der schwarzen oder roten Uniformen mit Gehrock, Zweispitz mit Federbusch, Fangschnüren, Schulterklappen und Offiziersdegen denken mag. Den „Eucharistischen Ehrengarden“ geht es nicht um das Festhalten an längst nicht mehr verstandenen, äußerlichen Traditionen. Es geht ihnen um mehr. Denn sie verstehen sich als eine Gemeinschaft von Männern, die gemeinsam ihren Glauben an Jesus Christus öffentlich bekennen, ihn im Sakrament der Eucharistie verehren und bei liturgischen Festen ein besonderes Schutzgeleit für das „Allerheiligste“ stellen. Am Sonntag, 28. April, konnten die Eucharistischen Ehrengarden des Stadtverbandes Essen ihr 100-jähriges Bestehen feiern und trafen sich zum 41. Diözesanverbandstag in der Pfarrei St. Gertrud in der Essener Innenstadt.
Keine Demonstration, sondern Glaubenszeugnis
„Als katholische Christen gehen wir auf die Straße, ziehen durch die Straßen und bezeugen so unseren Glauben in aller Öffentlichkeit“, betonte Weihbischof Franz Vorrath im Festgottesdienst in der Kirche St. Gertrud. Damit sich die öffentliche Verehrung der Eucharistie würdig vollziehen könne, seien Eucharistische Ehrengarden gegründet worden. „Doch diese öffentliche Verehrung ist keine Demonstration gegen andere, sondern vielmehr ein Glaubenszeugnis“, unterstrich Vorrath. Dieses Zeugnis könne in drei Sätzen zusammengefasst werden: „Wir glauben an Gott. Dieser Glaube ist eine Frohe Botschaft für die Armen und Ausgestoßenen, für die am Rande Lebenden. In diesem Glauben wollen wir weiterhin unsere Wege gehen“, so der Weihbischof. Die öffentliche Verehrung der Eucharistie – wie zum Beispiel am Fronleichnamsfest – sei ein Zeichen dafür, „dass wir nicht träge werden wollen“. Vorrath: „Wir wollen uns einbringen, die Gottes- und Nächstenliebe überzeugend leben und so weiterhin das Gesicht unserer Städte zum Guten mitprägen.“
Nach dem Festgottesdienst hieß es „Antreten zur großen Parade“. Es war ein eindrucksvolles, buntes Bild vor der Kirche St. Gertrud. Danach traf man sich zum Diözesanverbandstag im Pfarrsaal, wo Domvikar Dr. Wilhelm Tolksdorf die Festansprache hielt.
1884 Gründung der ersten Ehrengarde
Ihren Ursprung haben die Eucharistischen Ehrengarden in den Schützengilden und christlichen Schützenbruderschaften. Diese hatten lange Zeit die Aufgabe übernommen, die Eucharistie vor Raub, Plünderungen und Überfällen zu schützen. Unter dem Einfluss des Kulturkampfes (1872-1880), aber auch der der zunehmenden Industrialisierung wandten sich die Schützen mehr und mehr allein weltlichen Veranstaltungen zu und vernachlässigten den Ehrendienst bei Prozessionen.
Am 27. Juni 1884 gründete deshalb eine Gruppe von Männern an der Münsterkirche in Essen die erste „Ehren-Garde zu Essen“, die später in „Eucharistische Ehrengarde Essen-Altstadt“ umbenannt wurde. Als eine Art Leibwache wollten die Männer das „Allerheiligste“ bei Fronleichnamsprozessionen und anderen kirchlichen Feiern vor Störungen und Übergriffen schützen. In den folgenden Jahren gründeten sich auch in anderen Essener Gemeinden Eucharistische Ehrengarden. Sie alle waren schon 1906 beim Deutschen Katholikentag in Essen und drei Jahre später beim Eucharistischen Weltkongress in Köln vertreten. Auch bei Erstkommunionfeiern, Ewigem Gebet, Wallfahrten, Bischofsbesuchen, Priesterjubiläen, Einführungen von Pfarrern traten sie in den Gemeinde an.
„Mit Gott! Für Gott!“
Die wachsende Stadt Essen und die zahlreichen überpfarrlichen und für alle Ehrengarden gemeinsamen Aufgaben führten am 24. November 1913 zur Bildung des „Verbandes der Eucharistischen Ehrengarden“ in Essen. Heute zählt der Stadtverband Essen, der von Stadtverbandsoberst Rudolf Heidrich geleitet wird, 16 Ehrengarden mit 240 Gardisten, davon 177 im aktiven Dienst. Im Bistum Essen gibt es insgesamt 30 Eucharistische Ehrengarden mit 344 aktiven Mitgliedern.
„Mit Gott! Für Gott!“ – dieser Leitspruch steht auf dem Gardestern, den jedes Mitglied an seiner Uniform trägt. „Dieses Bekenntnis zu Christus, der sich seiner Kirche in der Eucharistie schenkt, sollte gerade auch in der säkularen Öffentlichkeit sichtbar werden“, schreibt Bischof Dr. Franz-Josef Overbeck in der Jubiläumsschrift. Er dankt allen Mitgliedern der Eucharistischen Ehrengarden im Ruhrbistum für „das Bemühen um eine rechte eucharistische Frömmigkeit und das öffentliche Bekenntnis zu Jesus“. (do)