Impuls: "Ich habe genug"

Das ist an dieser Stelle kein Ausdruck von Frust und Enttäuschung, sondern ein Ausruf der Dankbarkeit für das Erlebte. „Ich habe genug“ – Diese Worte legt der Komponist Johann Sebastian Bach dem greisen Simeon in den Mund. Im Tempel von Jerusalem darf er als alter Mann Großes sehen. Er hält den jungen Jesus, den Maria und Josef in den Tempel von Jerusalem bringen, auf den Armen und drückt ihn an sein Herz. Fra Angelico stellt den Knaben Jesus wie eine Thora-Rolle dar. Für Simeon ist mit der Geburt Jesu das Gesetz, die Thora, erfüllt. Damit hat sich auch sein Leben erfüllt: „Ich habe den Heiland, das Hoffen der Frommen, auf meine begierigen Arme genommen; Ich habe genug! Ich hab ihn erblickt, Mein Glaube hat Jesum ans Herze gedrückt.“

Den Dank für ein erfülltes Leben bringt der alte Simeon zum Ausdruck. Dank für ein Leben, dass nicht zuletzt ein erfülltes Leben ist durch eine lebendige Glaubensbeziehung mit dem Gott Israels, der sich in Jesus als Mensch unter den Menschen zeigt.

Der 2. Februar ist der 40. Tag nach Weihnachten und feiert die Darstellung Jesu im Tempel durch Maria und Josef und die Begegnung mit dem greisen Simeon und der Prophetin Hanna.

Ich wünsche mir, dass ich dankbar auf mein Leben als ein erfülltes Leben blicken kann, nicht zuletzt im Glauben: „Ich habe genug! // Ich hab ihn erblickt, / Mein Glaube hat Jesum ans Herze gedrückt.“

Diese musikalisch und textlich ergreifende Bass-Arie „Ich habe genug“ von Bach erklingt heute, am 2. Februar, um 19 Uhr im festlichen Gottesdienst zum Fest der Darstellung des Herrn in unserem Essener Dom. Michael Dörnemann

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