von Thomas Rünker

Priester ziehen Kraft aus dem Gespräch über die eigene Berufung

In der sich stark und schnell wandelnden Kirche sehen sich Priester vielen Herausforderungen gegenüber. Um Kraft für deren Bewältigung zu finden, lud der Jesuitenpater Clemens Blattert, Leiter des Zentrums für Berufungspastoral der Deutschen Bischofskonferenz, die Teilnehmer des Essener Priestertags am Dienstag zu einem Austausch über ihre je eigenen Berufungserfahrungen ein.

Ein „Refreshment für die eigene Berufung“ hatte der Jesuitenpater Clemens Blattert den rund 120 Geistlichen aus allen Bereichen des Bistums Essen versprochen, die am Dienstag zum Priestertag nach Essen gekommen waren. Eine Auffrischung und Vergewisserung für den eigenen Berufs- und Lebensweg, die vor allem angesichts der vielen Herausforderungen nötig sei, die Priester heute zu bewältigen hätten. „Wir spüren gesellschaftlich und in unserer Kirche, dass eine alte Welt vergeht und zugleich die neue noch nicht da ist. Da entsteht eine dazwischen – und dieses ,Dazwischen’ ist noch unbestimmt, schwammig“, beschrieb Blattert die Situation, die auch Bischof Overbeck oft ähnlich skizziert. Dieses Dazwischen sei für viele Priester und andere Seelsorgende belastend, so Blattert. Es wirke wie ein lange anhaltendes Erdbeben, bei dem „Türme und zuvor viele Jahre tragfähige Wände einstürzen“. Alles werde so stark erschüttert, dass die Zerstörungen kaum aufzuhalten seien. Gerade für die Priester sei dies „eine anstrengende Erfahrung: Wir setzen uns ein, und doch zerrieselt es uns zwischen den Fingern“, beschrieb Blattert. Priester seien schließlich „keine Funktionäre“, sondern Männer aus Fleisch und Blut mit Gefühlen und Bedürfnissen, betonte Blattert, der das Zentrum für Berufungspastoral der Deutschen Bischofskonferenz leitet.

„Braucht es überhaupt noch Priester?“

Zugleich fragten sich viele immer häufiger: „Braucht es überhaupt noch Priester?“ Früher seien Priester anerkannte Mitmenschen gewesen. „Wenn ich heute sage, dass ich Priester bin, kommen erst mal ganz viele Fragen.“ Wenig verwunderlich, wenn man auf die immer kleiner werdende Gruppe von Priestern schaut.

Blattert warb bei den Priestern dafür, nicht alles erhalten zu wollen, sondern Trauer zuzulassen, über das was abstirbt: „Die Trauer zeigt mir, was mir wertvoll ist, sie hilft mir aber auch loszulassen, was keine Zukunft hat.“

Vor allem der Blick auf die eigene Entscheidung zum Priester und die Berufungsgeschichten der Mitbrüder standen anschließend im Fokus des zweiten Teils des Priestertags. Berufung sei „die Einladung Gottes an jeden Menschen zu einem erfüllten und gelingendem Leben – was nicht heißt, dass dieses Leben ohne Probleme und Schwierigkeiten wäre“, so Blattert. Er lud die Priester dazu ein, sich in kleinen Gruppen zu erzählen, warum sie seinerzeit Priester geworden sind, was für sie das Besondere dieser Lebensform ausmache und warum sie bis heute daran festhalten. Gerade diesen Austausch beschrieben viele Teilnehmer im Anschluss als wohltuend und sehr bestärkend – eben als die Auffrischung der eigenen Berufung, die Blattert angekündigt hatte.

Bischof Overbeck fasste den Priestertag schließlich so zusammen: „Die institutionellen Formen unserer Kirche werden sich extrem schnell verändern.“ Für ihn und alle Priester des Bistums Essen bleibe dennoch die innere Mitte, mit Gott auf dem Weg zu sein, und die Erfahrung der Nähe Gottes.“

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