von Cordula Spangenberg

Neuer „Raum der Stille“ im LVR-Klinikum Essen

Drei Fragen an die katholische Psychiatrie-Seelsorgerin Schwester Hildegard Jansen

Im LVR- Klinikum für Psychiatrie und Psychotherapie in Essen ist soeben ein kleiner „Raum der Stille“ neu eingerichtet worden. Er liegt im Erdgeschoss des Haupthauses an der Virchowstraße 174. Den beiden Seelsorgerinnen der Klinik – der katholischen Schwester Hildegard Jansen und der evangelischen Pfarrerin Iris Müller-Friege – war es wichtig, den Raum multireligiös „einladend, aber nicht vereinnahmend“ einzurichten, damit jeder Besucher einen Blickfang finden kann, der für ihn im Moment am besten passt.

Deshalb finden sich im „Raum der Stille“ neben zwei christlichen Ikonen auch eine Klangschale und ein Mandala-Schaubild aus dem fernöstlichen Raum, ein Mosaik zum hebräischen Schöpfergeist „Ruach“ und eine Schrifttafel ohne religiösen Bezug sowie ein muslimischer Gebetsteppich und die „99 schönsten Namen Allahs“.

Drei Fragen an die katholische Psychiatrie-Seelsorgerin Schwester Hildegard Jansen:

Welche seelsorgerlichen Angebote gibt es für die Patienten im LVR-Klinikum?

Unsere Aufgabe als Seelsorgerinnen in der Psychiatrischen Klinik sehe ich darin, das Wohl des ganzen Menschen im Blick zu behalten und Ansprechpartnerin zu sein für seine spirituell-religiöse Dimension: Was hält mein Leben im Innern zusammen? Auf der psychotherapeutischen Station besteht das Angebot eines Gruppengesprächs. Für den Besuchsdienst bei älteren Patienten in der gerontopsychiatrischen Abteilung haben wir zusätzlich Ehrenamtliche ausgebildet und begleiten sie. Neben situativen Gebeten, Ritualen, Wortgottesdienst- und Kommunionfeiern im persönlichen, kleinen Rahmen können unsere Patientinnen und Patienten Gottesdienste in der Kapelle der benachbarten Universitätsklinik besuchen.

Welche Rolle spielt Religion in der Psychiatrie?

Menschen in der Psychiatrie müssen oft mit massiven Brüchen in ihrem Leben umgehen. Die Frage nach Gott und dem Leid und nach dem, was im Leben trägt, stellt sich da selbstverständlich. Es ist schön zu erleben, dass für religiöse Menschen die Spiritualität, der Gottesglaube eine bedeutende Ressource sein kann, die hilft, einen heilsamen Weg für sich zu suchen. Auch deshalb ist es gut, in der Klinik jetzt diesen spirituellen Raum für den persönlichen Rückzug anbieten zu können, der außerdem eine zusätzliche Möglichkeit bietet, mit uns Seelsorgerinnen in Kontakt zu treten. 

Psyche und Seele sind eng beieinander. Was gibt die Seelsorge, was die Therapie nicht leisten kann?

Ganzheitliche Seelsorge ergänzt die Therapie als Begegnungsangebot. Wenn Menschen aufgrund ihrer psychischen Erkrankungen vielleicht ihre Arbeit verlieren, isoliert sind, die Beziehung zu Angehörigen leidet oder sie das Gefühl haben, sich nicht mehr auf sich selbst verlassen zu können, belastet und verunsichert das natürlich die Betroffenen. Die Seelsorge begleitet in dieser Situation und ermöglicht auch das Gespräch über Glaubensfragen. Natürlich gehört aber auch zum Seelsorgeverständnis, kleine Oasen der Erholung zu schaffen, Zeit zu teilen, ins Café zu gehen, sich gemeinsam an Erfolgen und schönen Erfahrungen zu freuen. In allem ist es uns wichtig, den Gesprächspartner erleben zu lassen, dass er einen Wert als bedingungslos geliebter Mensch vor Gott hat, gleich, wie er sich gerade in seiner Erkrankung zeigt.

Pressestelle Bistum Essen

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45127 Essen