von Thomas Rünker

Nach der Primiz in Oberhausen als Kaplan nach München

Der frisch geweihte Priester Jens Kusenberg feiert am Sonntag seine erste Heilige Messe in seiner Heimatgemeinde St. Marien in Rothebusch. Schon seit zehn Jahren ist er Kapuzinermönch, deshalb ist die Primiz nur ein kurzer Besuch daheim.

Er ist Lehrer, Mönch – und jetzt auch Priester. Am Sonntag, 27. September, feiert der Oberhausener Jens Kusenberg die erste eigene Messe in seiner Gemeinde St. Marien im Stadtteil Rothebusch. Für den 39-Jährigen ist die Heimatprimiz jedoch nur ein kurzer Abstecher nach Hause: Kusenberg ist seit zehn Jahren Mönch des Kapuzinerordens, hat bis vor Kurzem in Frankfurt gelebt und wird nach der Priesterweihe durch Bischof Felix Genn in Münster vor zwei Wochen und seiner Primiz daheim demnächst als Kaplan in München tätig sein.

Ein bewegtes Leben, das zunächst gar nicht so viel mit der Kirche zu tun hatte, wie Kusenberg erzählt. „Ich hatte eine ganz normale katholische Kindheit in Oberhausen-Osterfeld“, sagt Kusenberg, „wir waren zweimal im Jahr in der Kirche: Weihnachten und Ostern.“ Später hat sich der Teenager in der Schule sogar vom Religionsunterricht abgemeldet. Anfang der Nullerjahre schrieb sich Kusenberg an der Uni Essen für Germanistik und Biologie auf Lehramt ein. Später kam noch das für die Jobsuche Erfolg versprechende und im Vergleich zu Sport vermeintlich anstrengungsfreie Drittfach Religion hinzu – das indes Kusenbergs Leben deutlich mehr verändert hat als Goethe, Schiller oder Genetik. „Erst durch das Studium habe ich eine Anbindung an die Gemeinde in Rothebusch bekommen.“ Das sei nicht schwierig gewesen, weil die Gemeinde ihn mit offenen Armen empfangen hätte: „Wenn man mitmachen will, ist man gleich mit dabei.“

Ein Leben, das dem Anspruch des Evangeliums gerecht wird

Sein Unterrichtsfach hat Kusenberg aber noch weiter beeinflusst: „Am Ende des Studiums habe ich mich gefragt: Wie kannst du ein Leben führen, das dem Anspruch des Evangeliums möglichst gerecht wird?“ Diese Frage sollte sich nach Kusenbergs Ansicht jeder Religionslehrer stellen, „schließlich unterrichten wir nicht Religions-Wissenschaft, sondern Theologie, also ein verkündigendes Fach“. Wo sonst, wenn nicht im Religionsunterricht könnten sich Schüler „mit den wirklich existenziellen Fragen auseinandersetzen?“ Für solche Diskussionen brauche es Lehrerinnen und Lehrer mit Haltung.

Nicht jeder müsse indes die gleiche Konsequenz wie er selber ziehen, und gleich in einen Orden eintreten, betont Kusenberg mit einem Schmunzeln. Nein, das eine, klare Berufungserlebnis habe es für ihn nicht gegeben. Eher eine monatelange Unruhe in der Umbruchphase zwischen Studium und Refrendariat und der Erkenntnis: „Eigentlich bin ich in meiner Gemeinde glücklich, aber das reicht mir noch nicht.“ Dann stand der Entschluss, in einen Orden einzutreten. In einen franziskanischen, „denn der Heilige Franziskus hat auch versucht, dem Evangelium möglichst gut zu folgen“. Schließlich seien es dann die Kapuziner geworden, ein Orden, der im Mittelalter aus einer Reformbewegung im Franziskanerorden entstanden ist. Angesprochen habe ihn vor allem die besondere Betonung des persönlichen Gebets in dieser Gemeinschaft.

Ausbildung in Brig, Salzburg und Münster

Mit Lehramtsstudium und zwei Staatsexamen in der Tasche ist der Oberhausener dann mit Ende 20 als voll ausgebildeter Lehrer in den Orden eingetreten und in Brig, Salzburg und Münster zum Mönch ausgebildet worden. Dass er dann dort noch ein zweites, volles Studium absolviert hat, sei nicht unüblich – auch wenn längst nicht alle Kapuziner Priester werden. „Bei uns macht eigentlich jeder eine zweite Ausbildung“, erzählt Kusenberg aus seinem Orden. „Wir haben einen Banker, der ist heute Koch und einen anderer Banker, der zum geistlichen Begleiter ausgebildet wurde.“ Dabei werde die erste Ausbildung im Orden sehr wohl wertgeschätzt: „Ich habe schon gefragt, ob ich nicht vielleicht ein paar Stunden unterrichten kann, wenn ich jetzt nach München gehe.“

Informationen zu pastoralen Berufen

Informationen zu den verschiedenen pastoralen Berufen und den Ausbildungswegen im Bistum Essen gibt es hier: https://www.kirche-kann-karriere.de/berufung/bin-ich-berufen/

Vor dem Umzug in die Münchener Gemeinschaft steht am Wochenende aber erst einmal das Fest in Oberhausen an. „Ich freue mich, die vielen Freunde und Bekannten zu sehen, dann wird es wohl ein bisschen wie früher.“ Abgesehen davon, dass er es ist, der dann am Altar von St. Marien steht – und viel zu tun haben dürfte: „Mir haben schon viele geschrieben, die alle den Primiz-Segen haben möchten.“

Auch seine ältere Schwester und seine Mutter werden dann mit ihm die Messe feiern, gerade für seine Mutter freut Kusenberg sich besonders. Sie hätte mit seinem Klostereintritt vor zehn Jahren Schwierigkeiten gehabt, aber jüngst bei der Priesterweihe doch sehr zufrieden gewirkt. Sie scheint ihren Frieden gemacht zu haben mit dem Sohn, der nun nicht nur Lehrer, sondern auch Mönch und Priester ist.

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