Kirchen erschrocken über Verrohung und Aggressivität

In ihrem jetzt veröffentlichten gemeinsamen Wort zur Interkulturelle Woche 2016 zeigen sich die Kirchen in Deutschland erschrocken über die zunehmende Verrohung der Sprache und die Radikalisierung des Denkens in manchen Teilen der Gesellschaft. Die leitenden Geistlichen der katholischen, der evangelischen und der orthodoxen Kirche weisen auf Aggressivität und Gewaltfantasien hin, die spürbar mehr würden. Wie gefährlich diese Entwicklung sei, zeige die steigende Zahl von Anschlägen auf Moscheen, unzählige antisemitische Angriffe und die anhaltende Gewalt gegen Flüchtlinge und ihre Unterkünfte.

Die Kirchen weisen darauf hin, dass Deutschland eine Zeit der Umbrüche und Veränderungen erlebt, wie sie unser Land seit der Wiedervereinigung nicht gesehen hat. Sie werfe Fragen mit Blick auf die Flüchtlinge, die Integration und die Bewahrung der Werte von Freiheit, Sicherheit und Recht in Europa auf.

"Was ist unsere Verantwortung als Christen?", fragen Reinhard Kardinal Marx, der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm, der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland, und Metropolit Augoustinos, der Vorsitzende der Orthodoxen Bischofskonferenz in Europa. Als Antwort verweisen Sie darauf, dass das Christentum auch aus den Flüchtlingserfahrungen des Alten Testaments gewachsen ist. In der Sprache des Neuen Testaments bedeute dies: "Das Gebot den Fremden zu lieben, ist für Christen die Erfüllung der Gottes- und Nächstenliebe. Der Flüchtling ist unser Nächster. Fremdenhass ist mit der christlichen Botschaft unvereinbar."

Neben der Sorge über den wachsenden Zuspruch von Populisten in Deutschland und in Europa mahnen die Kirchenleitungen auch den Zugang zu einem idividuellen, fairen und unvoreingenommenen Asylverfahren für alle Menschen an, die in Deutschland Zuflucht suchen.

Hier das gemeinsame Wort der Kirchen zur interkulturellen Woche 2016 herunterladen.

Hintergrund

Die bundesweit jährlich stattfindende Interkulturelle Woche (IKW) ist eine Initiative der Deutschen Bischofskonferenz (DBK), der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) und der Griechisch-Orthodoxen Metropolie. Sie findet seit 1975 Ende September statt und wird von Kirchen, Kommunen, Wohlfahrtsverbänden, Gewerkschaften, Integrationsbeiräten und -beauftragten, Migrantenorganisationen und Initiativgruppen unterstützt und mitgetragen. In mehr als 550 Städten und Gemeinden werden rund 4.500 Veranstaltungen durchgeführt. Der Tag des Flüchtlings ist Bestandteil der IKW.

2016 findet die Interkulturelle Woche unter dem Motto "Vielfalt. Das Beste gegen Einfalt" vom 25. Sept. bis 01. Okt. statt. Weiter Infos hier.

Pressestelle Bistum Essen

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