von Thomas Rünker und Sabine Merkelt-Rahm

Erinnern an jüdisches Leiden und Freude über jüdisches Leben in Duisburg

Als Beitrag zum Festjahr 1700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland haben jüdische, christliche und muslimische Mitbürger in Duisburg am Montagabend gemeinsam der jüdischen Kinder gedacht, die zwischen 1938 und 1945 vom Bahnhof der Ruhrgebietsstadt aus in die Vernichtungslager deportiert wurden. Zugleich stand das neu erwachte jüdische Leben in Duisburg im Fokus der Veranstaltung.

In der Spannung zwischen den Gräueltaten der Nazizeit und jüdischem Leben, das sich gerade in jüngerer Zeit wieder neu entwickelt, stand am Montagabend eine Gedenkveranstaltung in Duisburg zum Festjahr „1700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland“. Gemeinsam haben Mitglieder der jüdischen Gemeinde, der beiden christlichen Kirchen und muslimische Mitbürgerinnen und Mitbürger zunächst am Mahnmal der 130 jüdischen Kinder gedacht, die zwischen 1938 und 1945 vom Duisburger Hauptbahnhof aus in die Vernichtungslager deportiert wurden. „Ich sehe die Kinder vor mir, wie sie auf dem Bahnhofsvorplatz stehen, herausgerissen aus ihren Familien und einem schrecklichen Schicksal entgegenfahren“, stellte der katholische Stadtdechant Roland Winkelmann den Lebenszusammenhang mit knappen Worten dar. Auf dem Mahnmal, das der Künstler Gerhard Losemann schuf, steht „Von dieser Stelle“. Derzeit steht das Mahnmal am Rand des Harry-Epstein-Platzes, seitlich vor dem Hauptbahnhof, und nicht auf dem inzwischen umgestalteten Bahnhofsvorplatz, für den der Kubus aus fingerdicken Stahlplatten ursprünglich gefertigt worden war.

Gebete von Rabbiner, Stadtdechant und Superintendent

Abwechselnd sprachen Oberrabbiner David Geballe, Stadtdechant Roland Winkelmann und Superintendent Christoph Urban Psalmen und ein Totengebet aus der jüdischen Gebetstradition. Musikprofessors Igor Epstein untermalte die Feier mit Geigenmusik.

Die evangelische Pfarrerin Ute Sawatzki schlug den Bogen von den ermordeten Kindern zur Gegenwart des Festjahres 1700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland. „Das Volk Israel lebt und es lebt auch unter uns“, stellte sie fest. „Wenn die getöteten Duisburger Jüdinnen und Juden wüssten – es gibt wieder eine Synagoge in der Stadt, sie wüssten – die Mörder haben nicht gesiegt.“ Anschließend zogen die rund 40 Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Veranstaltung vom Mahnmal durch die Innenstadt zum jüdischen Gemeindezentrum.

OB Link: „Dankbar für die Entwicklung jüdischen Lebens

Dort zeigte sich der Duisburger Oberbürgermeister Sören Link „dankbar für die Entwicklung jüdischen Lebens, das für alle sichtbar wieder einen festen Platz in Duisburg gefunden hat.“ Er nannte besonders den 2009 eröffneten jüdischen Kindergarten und den 2018 eingeweihten Friedhof der Gemeinde als offensichtliche Zeichen. Rund 2500 Mitglieder zählt die Gemeinde heute, Link nannte sie einen „wichtigen Teil der bunten Stadtgesellschaft“ in Duisburg.

„Für mich bleibt es ein Wunder, dass es nach der Schoa in Deutschland ein jüdisches Leben überhaupt gibt und wie die Gemeinde wächst“, sagte Alexander Drehmann, der Geschäftsführer der jüdischen Gemeinde Duisburg. Für den anhaltenden Dialog zwischen den Religionen machte sich die muslimische Religionspädagogin, Islamwissenschaftlerin und Publizistin Lamya Kaddor stark. Ihre Kinder besuchen den jüdischen Kindergarten. Sie sei erstaunt, welch große Toleranz dort gelebt und gelehrt werde, sagte Kaddor.

Persönlicher Referent — Referent für den Interreligiösen Dialog

Dr. Detlef Schneider-Stengel

Zwölfling 16
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Pressestelle Bistum Essen

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