von Volker Meißner

Bischof Overbeck: Katholische Kirche ohne Ökumene nicht denkbar

Das Miteinander der Konfessionen ist im Ruhrgebiet längst zum Normalfall geworden, schreibt Bischof Dr. Franz-Josef Overbeck in einem Beitrag, der jetzt in dem Heft "Orte der Reformation - Region Ruhr" erschienen ist. "Als Bischof des Ruhrbistums kann ich mir Katholische Kirche heute ohne Ökumene nicht mehr vorstellen", so Overbeck weiter. Im dicht bevölkerten und industriell geprägten Ruhrgebiet hätten die Kirchen vor allem in sozialethischen Frage zusammengefunden. Als Beispiele nennt Overbeck den Sozialpolitischen Aschermittwoch der Kirchen, das Sozialethische Kolloquium und die Gemeinsame Sozialarbeit der Kirchen (GSA). Auch in vielen Flüchtlingsinitiativen und im christlich-islamischen Dialog arbeiteten die Kirchen Hand in Hand, berichtet der Ruhrbischof, der auch auf die Vielfalt der ökumenischen Aktivitäten in den Gemeinden hinweist.

"Uns um die Ökumene zu sorgen und gemeinsam unsere christliche Berufung zu leben, ist ein wesentlicher Vollzug unseres Glaubens", betont Bischof Overbeck. Heute seien die katholische und die evangelische Kirche in der Lage, ihre jeweiligen konfessionellen Identitäten nicht gegeneinander in Stellung zu bringen, sondern sie als Gaben zu begreifen, mit denen sie sich gegenseitig bereichern könnten. "Auf der Basis einer solchen Haltung konnte, ja musste sich neben den Dialogen über theologische Fragen ... ein breites Feld der Kooperation zwischen den Kirchen entwickeln", resümiert der Essener Bischof. Dies habe bereits Papst Johannes Paul II. 1995 in seiner Enzyklika "Ut unum sint" (zu Deutsch: "Dass sie eins sind") angemahnt. Dort heißt es: "Die Beziehungen der Christen untereinander fordern schon jetzt jede nur mögliche praktische Zusammenarbeit auf den verschiedenen Ebenen."

Als Beispiele für diese Zusammenarbeit nennt Overbeck das "Kirchenzentrum in der Neuen Mitte" in Oberhausen, das von der evangelischen und katholischen Kirche gemeinsam getragen werde. Auch die Telefon- und Notfallseelsorge sei an vielen Orten ökumenisch organisiert. Weiter gebe es ökumenische Familienzentren und ökumenische Hospizgruppen. In den sieben lokalen Arbeitsgemeinschaften Christlicher Kirchen (ACK) seien neben der katholischen Kirche und den Kirchen der Reformation zunehmend auch orthodoxe Gemeinden vertreten.

In der Zukunft kommt es laut Overbeck noch mehr darauf an, Ökumene nicht als zusätzliche Aufgabe, sondern als gegenseitige Stärkung und Unterstützung zu begreifen. Katholische und evangelische Kirchengemeinden befänden sich in einem Entwicklungsprozess, mit dem sich auf eine sich schnell verändernde Gesellschaft und eine veränderte Rolle von Kirche in der Gesellschaft reagieren müssten. Die Glaubwürdigkeit des christlichen Zeugnisses hänge wesentlich auch davon ab, dass die bestehende ökumenische Zusammenarbeit vertieft und neue Formen der Kooperation entwickelt würden.

Das Magazin "Region Ruhr" ist als 28. Heft in der Reihe "Orte der Reformation" erschienen, die von Prof. Johannes Schilling herausgegeben wird. Zwar gehören die Städte des heutigen Ruhrgebiets historisch nicht zu den Kernlanden der Reformation, doch auch dieses Gebiet hat seine Reformationsgeschichte, die bis heute wirkt. Neben dieser Geschichte ("Wie die Reformation ins Ruhrgebiet kam") stellt das Heft Personen, Institutionen und Orte des Protestantismus vor. Behandelt wird darüer hinaus nicht nur die Ökumene, sondern auch der chistlich-islamische Dialog.

Das Magazin ist im Buchhandel und direkt bei der Evangelischen Verlagsanstalt Leipzig erhältlich.

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