von Thomas Rünker

Bischof Overbeck weiht neue Räume des Instituts für Lehrerfortbildung ein

Nach dem Umzug vom Kardinal-Hengsbach-Haus in Essen-Werden ins Caritashaus in der Essener Innenstadt feierte das Fort- und Weiterbildungsinstitut der nordrhein-westfälischen Bistümer am Samstag im Essener Dom sein 50-jähriges Bestehen.

Mit einem Gottesdienst im Essener Dom und einer Feier im benachbarten Caritashaus haben die fünf katholischen Bistümer in Nordrhein-Westfalen am Samstag, 20. August, das 50-jährige Bestehen des Instituts für Lehrerfortbildung (IfL) gefeiert. Zugleich weihte Ruhrbischof Franz-Josef Overbeck die neuen Büroräume des IfL ein, die die Beschäftigten des Instituts in den vergangenen Wochen im Caritashaus bezogen hatten.

In seiner Predigt erinnerte Overbeck an die Gründungsidee des IfL, das im Auftrag der fünf NRW-Bistümer und anerkannt von der Landesregierung Fortbildungen für Lehrkräfte aller Schulformen und fast aller Fächer sowie Weiterbildungen für Lehrerinnen und Lehrer anbietet, die Religionsunterricht geben möchten: Das IfL solle ein Ort für Lehrkräfte sein, „der es ermöglicht, sich auf der Basis eines christlichen Menschenbildes, frei, kritisch und diskursiv verantwortet, über die gesamten Veränderungsprozesse nicht nur zu vergewissern und auszutauschen, sondern sie auch als Herausforderung begreifend und auf diesem Weg einander beratend beizustehen.“ Eine Herausforderung, die nach 50 Jahren aktueller ist denn je. „Denn in gesellschaftlichen Veränderungsprozessen, die heute mit oft fast unerfüllbaren Erwartungshaltungen in Teilen der Eltern- und Schülerschaft einhergehen und an die Lehrerinnen und Lehrer adressiert werden, braucht es nicht nur auf Dauer immer wieder fachliche, sondern auch didaktische Kompetenz, die neben einer authentischen Persönlichkeit einen wachen Blick auf die Lebenswelten aller Schülerinnen und Schüler übt.“ Gerade vor dem Hintergrund sozialer Umbrüche und kultureller Paradigmenwechsel gehe es darum, „Deutungsperspektiven zu entwickeln, die es erlauben, aktiv als Christen und Kirche zu helfen, diese Veränderungsprozesse mitzugestalten“.

Overbeck: „Gott neu als Gegenstand von Allgemeinbildung einbringen“

Zugleich plädierte Overbeck dafür, „Gott neu als Gegenstand von Allgemeinbildung entschieden in das allgemeine Bildungsverständnis einzubringen“. Dabei sei es wichtig, „dass der Religionsunterricht eben keine Katechese ist und damit im engen Sinne des Wortes nicht missionarisch verstanden werden kann“, hob der Bischof hervor. Lehrerinen und Lehrer hätten es zunehmend mit Menschen zu tun, die „religiös ziemlich bis vollkommen unmusikalisch“ seien oder „aus religionslosen Kontexten kommen, aber auf der Suche nach Orientierung beim Religionsunterricht anklopfen“. Neben dem Wissen um das Christentum gehören für den Bischof dabei auch „eine neue Kultur des Gebetes, des Ritus und der Stille ebenso zur Allgemeinbildung“ und dürften „nicht in einen religiösen Sonderbereich für wenige abgedrängt werden“.

Nachdem Bischof Overbeck die neuen Büroräume des IfL mit Weihwasser gesegnet hatte, verwies IfL-Leiter Paul Platzbecker darauf, dass das Institut mit seiner Zentrale nun zwar mitten in Essen zuhause sei, dies aber „nichts an unserem Prinzip der ortsnahen Lehrerfortbildung ändern wird“. Auch künftig würden die Dozentinnen und Dozenten „als Wanderprediger“ in NRW unterwegs sein und viele Angebote vor Ort in den Schulen vranstalten. Zuletzt war die Zentrale des IfL im Kardinal-Hengsbach-Haus in Essen-Werden beheimatet, das das Ruhrbistum jedoch Anfang des Jahres verkauft hatte.

IfL betont „die unbedingte Würde“ aller Mitglieder einer Schulgemeinschaft

Wie sehr das IfL versucht, die von Overbeck angesprochenen Veränderungsprozesse in seine maßgeschneiderten Fortbildungangebote für die Schulen in NRW einzubauen, machte Platzbecker in seiner Ansprache deutlich: So seien vermeintlich theoretische Fragen von Bildungsgerechtigkeit oder Inklusion gerade in den vergangenen Jahren der Corona-Pandemie hoch aktuell geworden. „Die unverlierbare Würde eines jeden Kindes verlangt, dass es sich nach seinen Fähigkeiten optimal entwickeln darf“, betonte Platzbecker. „Das bringen, ja klagen wir ein in den Diskurs unserer Veranstaltungen.“ Und auch für das „Megathema Digitalisierung braucht es eine ethische Richtschnur, braucht es grundlegende theologische und philosophische Überlegungen, um Möglichkeiten und Chancen der Entwicklung von deren Risiken und Gefahren unterscheiden zu können.“ Zudem engagiere sich das IfL bei der Weiterentwicklung des Religionsunterrichts – als konfessioneller Religionsunterricht oder als „konfessionell-kooperativ“, bei dem katholische und evangelische Fachlehrerinnen und -lehrer eine konfessionell gemischte Klasse im Wechsel unterrichten. Nicht zuletzt engagiert sich das IfL in der Profilschärfung der katholischen Schulen: „Was macht diese in den derzeitigen gesellschaftlichen Umbrüchen im Verhältnis zu den öffentlichen Schulen noch unverwechselbar, einzigartig und darin zugleich glaubwürdig?“, sei eine der zentralen Fragen, die auch das Institut bewege – schließlich gebe es auch staatliche Fortbildungsanbieter. Das „zentrale und spezifische Reisegepäck“ der IfL-Dozentinnen und -Dozenten bei ihren Einsätzen in den Schulen sei jedoch die allen Menschen – und damit auch allen Mitgliedern einer Schulgemeinschaft – zugesagte „unbedingte Würde“, so Platzbecker.

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