72-Stunden-Aktion: „Bäume pflanzen, die wir irgendwann unseren Enkeln zeigen können“

Die Kolpingjugend in Ennepetal ist eine von 89 Gruppen, die sich seit Donnerstagabend bei der bundesweiten 72-Stunden-Aktion des Bundes der Deutschen Katholischen Jugend engagieren. Ihr Ziel: Bis Sonntagabend 1000 Bäume pflanzen. Davon lassen sie sich am Freitag auch durch heftige Regenschauer nicht abbringen.

„Ein Meter nach rechts und zwei nach unten!“ Mit dem Spaten in der Hand stapft Luisa entschieden durch den Matsch am Waldrand südlich von Ennepetal, während Luca und Justus ihr noch ein wenig unentschlossen zuschauen. Unter dunklen Regenwolken breiten sich hinter den Dreien die hügeligen Wiesen, Felder und Wälder an der Grenze zwischen Bergischem und Sauerland aus. Holberge heißt dieser Flecken Erde, auf dem rings um Luisa, Lotti, Justus und den anderen Jugendlichen der Kolpingjugend ein neuer Wald entstehen solle. Luisa markiert die Pflanzabstände für die rund 700 amerikanische Roteichen, die die jungen Leute hier bis Sonntagabend einpflanzen wollen, dazu 300 weitere auf zwei Wiesen, die ihnen die Stadt Ennepetal ebenfalls für ihre Aktion zugewiesen hat: 1000 Bäume für Ennepetal! Das ist der Beitrag der Ennepetaler Kolpingjugend für die bundesweite 72-Stunden-Aktion.

Am Freitagnachmittag verbreitet Jugendleiter und Chef-Organisator Jannis Wegner Optimismus: „Wir schaffen das!“, sagt er, während er von der Wiese in Bülbringen zum Standort Holberge fährt. In Bülbringen stehen schon 110 Roteichen – während die vielleicht 30 Zentimeter großen und kaum fingerdicken Triebe mit Wurzeln am Holberge noch in sauber mit Erde abgedeckten Bündeln auf ihren Einsatz warten. Erst einmal geht der nächste der heute sehr zahlreichen Gewitterschauer über der Kolpingjugend nieder. Doch die 13- bis 24-Jährigen tragen es mit Fassung. „So ganz genau weiß ich das auch nicht“, antwortet die 16-jährige Nele lachend auf die Frage, warum sie bei der 72-Stunden-Aktion mitmacht. Sie ist erst seit Jahresbeginn bei der Kolpingjugend, „weil mich meine Freundinnen mitgenommen haben. Jetzt will ich natürlich alle Aktionen mitnehmen.“ Ok, der Regen sei jetzt nicht so toll, aber die sportliche Bewegung mache ihr Spaß – „und Bäume pflanzen, das ist doch total super!“

Kolpingjugend erfährt viel Zuspruch für die Aktion

Die 72-Stunden-Aktion

Seit Donnerstagabend sind bundesweit zehntausende Jugendliche in hunderten Sozialprojekten aktiv, um binnen 72 Stunden die Welt in ihrer Nachbarschaft ein Stückchen besser zu machen. Organisiert vom Bund der Deutschen Katholischen Jugend (BDKJ), dem Dachverband der katholischen Jugendverbände, haben sie sich – wie die Kopingjugend in Ennepetal – selbst eine Aufgabe gesucht, oder sich am Donnerstag überraschen lassen. Im Bistum Essen sind rund 2400 Kind und Jugendliche in 89 Gruppen aktiv. Am Sonntag sind alle Teilnehmenden aus dem Ruhrbistum ab 17 Uhr zur Abschlussparty am Essener Dom eingeladen.

Diese Erfahrung hat auch Wegner gemacht: „Das beste Gefühl war, wie oft wir in den vergangenen Tagen auf die Aktion angesprochen wurden“, sagt der 24-jährige Student. Ohne viel Mühe sei binnen weniger Wochen das Spendengeld für die Aktion – gut 7,50 Euro pro Baum samt Zubehör – beisammen gewesen. Vielleicht ist es diese Urform des nachhaltigen Wirtschaftens, die Aktive wie Unterstützende in Ennepetal so fasziniert und die Jannis so beschreibt: Wenn nicht ein Waldbrand oder ein ähnliches Unglück dazwischenkommt, „dann können wir unsere heute gepflanzten Bäume hier irgendwann unseren Enkeln zeigen“. Natürlich würden nicht alle 1000 Bäume groß und stark werden, so viel hat der Management-Student inzwischen auch über Forstwirtschaft gelernt, „aber ein paar unserer Bäume dürfte man hier auch in 100 Jahren noch sehen“, ist Jannis zuversichtlich.

Doch bis dahin steht noch einiges an Arbeit an – immerhin ist nicht einmal Halbzeit der 72-Stunden-Aktion. Am Holberge sind jetzt die Erdbohrer angekommen. Mit denen machen die Jugendlichen etwa knietiefe Löcher, in denen dann die Wurzeln der Setzlinge verschwinden. Zwischen einer halben und drei Minuten dauert das pro Bohrung, so die Erfahrung der ersten gut 100 Löcher – je nachdem, ob der Bohrer glatt ins Erdreich geht oder ein Stein im Weg liegt. „Hier wirkt es ziemlich steinig“, ruft einer der Jugendlichen. Doch bange machen gilt nicht: Ran an die Bohrer, und wenn’s zu steinig wird, muss der Spaten helfen.

Stadt, Förster und Baumschule geben wertvolle Tipps

Nein, einen Förster oder Waldarbeiter hätten sie leider nicht im Team, sagt Jannis. Dafür hätten die Stadt Ennepetal, der örtliche Förster und die Baumschule mit reichlich Know-how geholfen. Die Stadt sei sofort begeistert gewesen von der Idee und hätte gleich eine Wiese bereitgestellt. „Die war viel zu klein, da wären wir ja nach einem Nachmittag fertig gewesen“, sagt Jannis. Also gab’s eine zweite und schließlich die dritte Fläche – und aus den zunächst 800 angepeilten Bäumen wurden dann die runden 1000. Auch der Tipp mit den Amerikanischen Roteichen kam von der Stadt, „die kämen super mit unserem Klima hier in Ennepetal klar und würden von der Stadt auch anderswo gepflanzt“, so Jannis. Wie man „Quercus rubra“, so der botanische Name des offiziellen Staatsbaums von New Jersey, dann am besten in die Erde bringt, hat der Förster der Kolpingjugend erklärt: Loch ausheben, Setzling einsetzen, Erde dazu, Wässern … - nun, vielleicht kann das heute entfallen. Wichtig ist aber der Fressschutz aus Kunststoff, der um jeden Setzling kommt, damit die Rehe den zarten Bäumchen nichts anhaben können.

30 bis 60 Zentimeter legen die Setzlinge pro Jahr an Höhe zu. Wenn die Kolpingjugend im nächsten Jahr einen Frühjahrsausflug macht, sollten die Jugendlichen am Homberge also schon ein bisschen mehr Wald erkennen können als heute.

Pressestelle Bistum Essen

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