von Thomas Rünker

Bistum hat erstmals weniger als 700.000 Mitglieder

Noch nie sind im Bistum Essen in einem Jahr so viele Menschen aus der katholischen Kirche ausgetreten wie 2022. 14.093 Kirchenaustritte verzeichnet die Jahresstatistik, die das Bistum Essen jetzt vorgestellt hat.

Erstmals in seiner Geschichte gehören weniger als 700.000 Menschen zum Bistum Essen. Exakt 679.495 katholische Gläubige hatten zum 31. Dezember 2022 ihren Hauptwohnsitz im Ruhrbistum, 23.667 weniger als ein Jahr zuvor. Das geht aus der Statistik des Bistums Essen für das Jahr 2022 hervor, die die Diözese heute vorgelegt hat. Neben demografischen Faktoren – mehr Beerdigungen von Kirchenmitgliedern als Taufen – und einem Überhang an Fort- gegenüber Zuzügen, ist dieser deutliche Mitgliederschwund vor allem in der außergewöhnlich hohen Zahl an Kirchenaustritten begründet: Mit 14.093 Menschen haben im vergangenen Jahr so viele Mitglieder ihren Austritt aus der Kirche im Bistum Essen erklärt, wie nie zuvor. Dabei wurden die bisherigen Höchstwerte von 9518 (1992) und 9133 Austritten (2021) jeweils um rund 50 Prozent übertroffen.

„Die katholische Kirche scheint sich weiterhin im freien Fall zu befinden.“

Es gebe nichts zu beschwichtigen: Angesichts dieser Zahlen „scheint sich die katholische Kirche in Deutschland weiterhin im freien Fall zu befinden“, kommentiert der Generalvikar des Bistums Essen, Klaus Pfeffer, die Statistik. Dies überrasche ihn nicht „angesichts des zerrissenen Bildes, das unsere Kirche derzeit vermittelt“. Hinsichtlich des Skandals des sexuellen Missbrauchs „hat die breite Öffentlichkeit den Eindruck, dass wir widersprüchlich, unbeholfen und viel zu zaghaft den Weg der Aufklärung und Aufarbeitung gehen.“ Im Bistum Essen setze man indes weiter auf den Weg der Erneuerung, so Pfeffer. Sehr entschieden unterstütze das Bistum den bundesweiten Synodalen Weg, im Bistum selbst sei zudem das Zukunftsbild wegweisend. „Ich bin sehr froh, dass es nach wie vor viele engagierten Christinnen und Christen gibt, die in unseren Pfarreien und Gemeinden sowie in vielen unserer sozialen und caritativen Einrichtungen aus ihrem Glauben heraus für ihre Mitmenschen im Einsatz sind. Kirche, das sind die vielen engagierten, glaubenden Menschen, die sich im Geist Jesu für ihre Mitmenschen einsetzen und an einer offenen, menschenfreundlichen Welt arbeiten!“, betont Pfeffer. „Wir sind davon überzeugt, dass es große christliche Kirchen braucht, damit wir glaubende Menschen wirksam beieinander bleiben: In unserer katholischen Kirche und in Verbundenheit der Ökumene, weil die Zukunft des Christentums nur gemeinsam gelingen kann.“

Bei Taufen und Erstkommunionkindern normalisieren sich die Zahlen

Im Gegensatz zu den hohen Austrittszahlen haben sich einige andere Werte der Jahresstatistik im Bistum Essen nach den Schwankungen der Corona-Jahre normalisiert. So weist das Zahlenwerk mit 4542 Taufen gut 900 Neuaufnahmen in die Kirche mehr aus als im Vorjahr. Und mit 4651 Erstkommunionkindern bewegt sich diese Statistik im Bereich der Werte aus den Jahren 2018 und 2019. Bei Firmungen (1956) und Trauungen (873) indes lagen die Werte jeweils deutlich unter denen des Vor-Corona-Jahres. Auch die Zahl der katholischen Bestattungen ist weiter rückläufig: Von 8140 im Jahr 2019 auf 7929 im vergangenen Jahr – wobei die Zahl der katholischen Bestattungen im Bistum Essen deutlich von der Zahl der verstorbenen Kirchenmitglieder abweicht.

Auführliche Jahresstatistik online abrufbar

Die ausführliche Jahresstatistik ist auf der Homepage des Bistums im Bereich "Geschichte und Zahlen" abrufbar.

Übersichtsgrafiken zu ausgewählten Zahlen jedes Stadt- und Kreisdekanats im Bistum Essen gibt es hier:

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45127 Essen