von Thomas Rünker

Mülheimer Stadtkirche ehrt Christel Wentzel mit der Nikolaus-Groß-Medaille

Ehrung für jahrzehntelanges Engagement in der Katholischen Frauengemeinschaft (KFD). „Ihre widerständige Mitmenschlichkeit verbindet Sie mit Nikolaus Groß“, würdigte Stadtdechant Michael Janßen die neue Trägerin der nach dem katholischen Widerstandkämpfer benannten Medaille.

Nikolaus Groß – aus dem Ruhrgebiet stammender Widerstandskämpfer gegen den Nationalsozialismus und Seliger des Bistums Essen – ist Namensgeber einer Medaille, mit der die Mülheim Stadtkirche seit 2009 verdiente Mitmenschen auszeichnet. „Ihre widerständige Mitmenschlichkeit verbindet Sie mit Nikolaus Groß“, sagte Stadtdechant Michael Janßen bei einem Festgottesdienst am Sonntag, 22. Januar, in der Barbarakirche am Schildberg mit Blick auf die diesjährige Preisträgerin Christel Wentzel. Ausgezeichnet wurde die dreifache Mutter und fünffache Großmutter aus der Pfarrei St. Barbara für ihre jahrzehntelange ehrenamtliche Arbeit in der Katholischen Frauengemeinschaft (KFD).

„Treibende Kraft“ der Rumänienhilfe in der Pfarrei St. Barbara

Ehrenstadtdechant Manfred von Schwartzenberg, vormals Pfarrer von St. Barbara, bescheinigte Wentzel: „Wie Nikolaus Groß haben Sie Familiensinn und Verantwortungsbewusstsein, verbunden mit einem großen sozialen Herzen.“ Wentzel sei „treibende Kraft“ für die generationsübergreifende Gemeinschaftsarbeit der KFD gewesen. Zudem erinnerte von Schwartzenberg daran, dass die KFD St. Barbara unter Wentzels Leitung zwischen 1991 und 2016 eine Rumänienhilfe organisiert habe, die die Sozialarbeit der Caritas mit und für Waisenkinder im Westen Rumäniens unterstützt habe. Über 55.000 Kartons mit Hilfsgütern und mehr als 92.000 Euro an Geldspenden seien damals eingeworben und nach Rumänien gebracht worden. Auch jenseits der heute nur noch finanziell eingeschränkt möglichen Rumänienhilfe der KFD sei Wenzel bis heute in der Flüchtlingshilfe und im Besuchsdienst ihrer Gemeinde aktiv, so von Schwartzenberg.

So hervorgehoben, zeigte sich Christel Wentzel bescheiden: „Ich danke allen, die unsere gemeinsame Arbeit unterstützt haben und die heute einen großartigen Festgottesdienst gestaltet haben, der mich an die besten Zeiten vor der Corona-Pandemie erinnert hat.“

Generalvikar Pfeffer: Christliche Widerstandkämpfer waren eine Minderheit

In seiner Festpredigt erinnerte Generalvikar Klaus Pfeffer daran, dass christliche Widerstandskämpfer, wie der 2001 von Papst Johannes-Paul II. selig gesprochene Journalist, siebenfache Familienvater und Arbeiterführer Nikolaus Groß (1898-1945), auch innerhalb der christlichen Kirchen, nur eine Minderheit waren. Die historische Tatsache, dass die Verbrechen des NS-Regimes in einem Land geschehen konnten, dessen Bevölkerung sich zu 90 Prozent christlich nannte, wertete der Generalvikar als Mahnung, „die Kirche der Vergangenheit nicht zu idealisieren und einer triumphalen Kirchengeschichte das Wort zu reden.“

Mit Blick auf die politischen und sozialen Herausforderungen der Gegenwart, sagte Pfeffer unter anderem: „Wir leben in herausfordernden Zeiten. Die Not in der Welt und hier bei uns wächst. Was abnimmt, ist die Bereitschaft zur Solidarität. Abgrenzung und Ausgrenzung, Aggressivität und Misstrauen nehmen zu. Viele handeln und reden nach dem Grundsatz: Ich zuerst!“ Die Demokratie, die das Recht und die Freiheit aller Menschen schützt und durch das Aushandeln von Kompromissen Konflikte gewaltfrei löst, stehe in großer Gefahr. Gerade jetzt brauche es Christinnen und Christen, brauche es Kirchen, „die für Mitmenschlichkeit und Solidarität, Gerechtigkeit und Freiheit eintreten, die die Würde aller Menschen schützen, unabhängig von Nation, Kultur, Geschlecht, sexueller Orientierung und Lebensweise“, betonte Pfeffer. Gerade jetzt brauche es Christen und Christinnen, die aus der Überzeugung leben, dass das Himmelreich wirklich nahe ist. Generalvikar Pfeffer: „Lassen sie uns Gottes Nähe, seine Menschenfreundlichkeit und Liebe in dieser aufgewühlten Zeit durch unser Reden und Tun aller Aggressivität, aller Menschenverachtung, allem Egoismus und aller Gewalt entgegentreten, damit in den Dunkelheiten in dieser Zeit Gottes Licht aufstrahlen kann.“

Das Hörspiel zum Leben und Wirken von Nikolaus Groß

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