Der Sexuelle Missbrauch und die Katholische Kirche

Das Thema "Sexueller Missbrauch" steht im Mittelpunkt eines interdisziplinären Studiengespräches am 2. Juni 2010 in der Katholischen Akademie "Die Wolfsburg" in Mülheim.

Interdisziplinäres Studiengespräch in der „Wolfsburg“

Seit Anfang des Jahres erschüttern die Menschen immer wieder neue Meldungen über sexuellen Missbrauch durch Priester. Was man aus den USA oder Irland bereits kannte, trifft nun auch die deutsche Kirche mit großer Wucht. Zwar hatten die deutschen Bischöfe bereits im Jahr 2002 Leitlinien für den Umgang mit sexuellem Missbrauch verfasst, die durch klare Regelungen der Zuständigkeiten ein schnellstmögliches Reagieren bei Anschuldigungen und den besonderen Blick auf das Wohl der Opfer erreichen sollten.

Rückblickend mussten deutsche Bischöfe jedoch zugeben, dass die Vorwürfe sexuellen Missbrauchs nicht ausreichend ernst genommen worden seien. Der Vorsitzende der Bischofskonferenz räumte ein, dass in der Katholischen Kirche Fälle sexuellen Missbrauchs bewusst vertuscht wurden. Vertrauen in die Kirche ging in großem Ausmaß verloren. Der Sprecher der deutschen Moraltheologen spricht von „Vertrauenskatastrophe“ und „Entsetzen“. Die Bischöfe beraten zur Zeit eingehend die Überarbeitung der Leitlinien, wobei u.a. das Verhältnis der kirchlichen Einrichtungen zu den staatlichen Strafverfolgungsbehörden präzisiert werden soll. Auch sollen die Opferperspektive deutlicher und die Prävention stärker werden.

Andere fragen aber darüber hinaus, ob die Missbrauchsfälle nicht auch ein „systemisches“ Problem der Kirche darstellen könnten. Spielen z.B. die kirchliche Sexuallehre und die Zölibatsverpflichtung bei den Verfehlungen eine Rolle?

Das interdisziplinäre Studiengespräch am Mittwoch, 2. Juni, 17.30 bis 21.30 Uhr, in der Katholischen Akademie „Die Wolfsburg“, Falkenweg 6, Mülheim an der Ruhr, das in Zusammenarbeit mit dem Ärzte- und Juristenrat im Bistum Essen veranstaltet wird, beleuchtet Diagnostik und Therapiemöglichkeiten von Pädophilie sowie die Folgen der traumatischen Erfahrungen des Missbrauchs für die Opfer und fragt, ob der Missbrauchsskandal die Katholische Kirche verändert.

Referenten sind:
Diplom-Psychologe Klaus Elsner, Psychologischer Psychotherapeut, Fachpsychologe für Rechtspsychologie und Therapeutischer Leiter der Abteilung für forensische Psychiatrie II der LVR Klinik Viersen, Forschungsschwerpunkte u.a.: Sexualstraftäterbehandlung;

Dr. med. Andrea Möllering, Chefärztin der Klinik für Psychotherapeutische und Psychosomatische Medizin im Evangelischen Krankenhaus Bielefeld, Psychoanalytikerin, Forschungsschwerpunkte u.a.: Behandlung von Menschen mit Gewalterfahrungen oder anderen traumatischen Erlebnissen;

Professor Dr. theol. Philipp Müller, Priester des Erzbistums Freiburg, Professor für Pastoraltheologie an der Katholischen Fachhochschule Mainz, zuvor Regens des Priesterseminars der Erzdiözese Freiburg, Forschungsschwerpunkte u.a.: Konzeptionen heutiger Pastoral.    

Tagungsbeitrag: 10 Euro (inkl. Abendimbiss). Weitere Auskünfte unter Tel.: 0208 / 99919-981. Anmeldung per Fax (0208 / 99919-110) oder Email an  die.wolfsburg@bistum-essen.de (Tagungsnummer: 10274). (do)

Programm-Flyer zur Tagung "Der Sexuelle Missbrauch und die Katholische Kirche"

Pressestelle Bistum Essen

Zwölfling 16
45127 Essen