von Thomas Rünker

Kerzen und Bitten für den Frieden in der Ukraine

„Der Friede ist immer eine große Aufgabe, die zu verwirklichen unser Auftrag ist“, sagte Bischof Overbeck am Donnerstagabend beim Friedensgebet im Essener Dom.

Kerzen, eine ruhige Stimmung – und deutliche Worte von Bischof Franz-Josef Overbeck: Eine Woche nach Beginn des Krieges gegen die Ukraine haben der Ruhrbischof und viele Gläubigen am Donnerstagabend im Essener Dom für den Frieden gebetet. „Nach den Schrecknissen der großen Weltkriege wissen wir alle: Die europäische Friedensordnung war und ist ein großes Geschenk, das es zu bewahren gilt“, sagte Overbeck in seiner Predigt. „Der Angriff Russlands auf die Ukraine stellt diese Friedensordnung einseitig massiv infrage.“ In der Ukraine machten nun viele Menschen „von ihrem legitimen Recht auf Selbstverteidigung Gebrauch und kämpfen für den Erhalt ihrer Freiheit gegen militärisch überlegene Kräfte der Russischen Föderation.“ Overbeck betonte: „Jeder Versuch, die Herrschaft des Rechts durch die Herrschaft des militärisch Stärkeren zu ersetzen, führt zwangsläufig zu unsäglichem Leid.“

Angehende Pastoralreferentinnen und -referenten hatten den Gottesdienst mit vorbereitet und formulierten in ihren Statements Ratlosigkeit, die Sorge um die Menschen in der Ukraine, die Frage nach Sinn, dem rechten Weg und der Hoffnung für die Welt angesichts von Not und Elend. In einem eindrucksvollen Zeichen entzündeten sie zu jeder Fürbitte große Kerzen auf den Stufen des Altars und legten ihre vielfältigen Bitten um Frieden neben die Lichter. Mit den Kerzen sollen diese Bitten noch länger im Dom präsent bleiben.

Weitere Friedensgebete

Bereits am Montag, 7. März, gibt es um 19 Uhr ein weiteres Friedensgebet im Essener Dom, diesmal vor allem für junge Leute. Sven Christer Scholven aus der Jugendabteilung des Bistums und BDKJ-Diözesanjugendseelsorger Simon Radeck laden zu diesem Gebet ein, das Stefan Glaser musikalisch gestalten wird.

Zum „Ökumenischen Friedensgebet in der Stadtmitte“ laden die Essener Marktkirche und das Domkapitel nun immer donnerstags um 12.30 Uhr in die Marktkirche, Markt 2/Porschekanzel, ein. „Wir halten wach, was Christinnen und Christen nach dem letzten Weltkrieg gemeinsam formuliert haben: ‚Krieg soll nach Gottes Willen nicht sein!‘ Wir setzen auf eine andere, eine menschenfreundlichere Realität“, sagt Marktkirchen-Pfarrer Jan Vicari.

Overbeck wirbt für die Kraft des Gebets

Bei aller Macht- und Hoffnungslosigkeit angesichts des Krieges warb Overbeck für das gemeinsame Gebet: „Das Gebet ist eine Kraft, die weit über einen einzelnen Beter und eine einzeln Hoffende hinausgeht.“ Das Gebet verbinde viele Menschen allen Zuschnitts und schaffe „eine Gemeinschaft, die stärker ist als jede Form von Bedrohung und Unterdrückung“. Das Gebet sei auf das Gute aus. Auch mit Blick auf die politisch Verantwortlichen und die Soldatinnen und Soldaten, denen er als katholischer Militärbotschaft nahe stehe, hob Overbeck hervor: „Der Friede ist immer eine Gabe, die letztlich von Gott kommt und größer ist als wir Menschen. Der Friede ist immer eine große Aufgabe, die zu verwirklichen unser Auftrag ist.“

Unmittelbar vor dem Friedensgebet hatten die Veranstalter des „Essen Light Festivals“ begonnen, ein großes blau-gelbes Solidaritätssymbol für die Ukraine auf die Fassade der Anbetungskirche zu projizieren. Essens Oberbürgermeister Thomas Kufen (CDU), der aus Termin-Gründen nicht am Friedensgebet teilnehmen konnte, dankte Dompropst Thomas Zander für das Gebet im Dom und die Möglichkeit dieses öffentlichen Zeichens. „Jeder, der in diesen Tagen für den Frieden auf die Straße geht, sendet ein eindeutiges Zeichen an den russischen Präsidenten: Beenden Sie diesen Krieg!“, so Kufen. „Frieden und Gerechtigkeit werden sich durchsetzen!“ Zudem kündigte der Oberbürgermeister an: „Jeder Flüchtling, der zu uns kommt, den werden wir aufnehmen.“

Pressestelle Bistum Essen

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45127 Essen