von Katholische Nachrichtenagentur (kna) und Lisa Myland

Bischof Overbeck zum Tod von Theologin Uta Ranke-Heinemann

Kritisch und distanziert gegenüber der Kirche, aber auch engagiert in gesellschaftlichen Fragen – so behält Ruhrbischof Franz-Josef Overbeck die am Donnerstag verstorbene Theologieprofessorin Uta Ranke-Heinemann in Erinnerung.

Als „eine hellwache und engagiert-kritische Intellektuelle“ würdigte Bischof Dr. Franz-Josef Overbeck die verstorbene Theologie-Professorin Uta Ranke-Heinemann. „Ihre kritische und später auch distanzierte Haltung, aus der heraus sie die Kirche begleitet, betrachtet und beurteilt hat, aber auch ihr engagiertes Eintreten in Fragen der Entwicklungspolitik und der humanitären Hilfe sowie der Friedensbewegung bleiben vielen Zeitgenossen, so auch mir, in Erinnerung“, so Overbeck.

Sensible Wahrnehmung und klare Positionen

Er habe sie im Übrigen auch als eine sehr herzliche Gastgeberin kennenlernen dürfen. „Ihre Lebensgeschichte, über die sie sehr lebendig, authentisch und reflektiert erzählen konnte, habe sie als eine Frau gezeigt, die sehr sensibel Entwicklungen und Ereignisse wahrnimmt, gleichzeitig aber auch in der Lage ist, sich auf klare und streitbare Weise dazu zu positionieren.“ Die Kirchenkritikerin und Friedensaktivistin starb laut Medienberichten am Donnerstag, 25. März 2021, im Alter von 93 Jahren.

Die Tochter des früheren Bundespräsidenten Gustav Heinemann habilitierte sich 1969 als weltweit erste Frau in katholischer Theologie und wurde ein Jahr später zur Professorin berufen, musste den Lehrstuhl aber wieder räumen. In massiven Konflikt mit ihrer Kirche geriet Ranke-Heinemann nach einem TV-Interview, in dem sie das Dogma von der Jungfrauengeburt Jesu anzweifelte. Der damalige Ruhrbischof Franz Hengsbach entzog der Essener Theologin daraufhin im Juni 1987 die Lehrbefugnis. Sie musste mit 60 auf einen kirchenunabhängigen Lehrstuhl wechseln und lehrte bis zur Emeritierung 1990 Religionsgeschichte.

Scharfe Kritik an Zölibat und Sexualmoral der Kirche

In Büchern und Talkshows übte Ranke-Heinemann scharfe Kritik an der Kirche, insbesondere am Zölibat und der Sexualmoral. Als Pazifistin und linke Ikone startete sie auch politische Initiativen. So traf sie 1972 in Nordvietnam mit dem kommunistischen Ministerpräsidenten Pham Van Dong zusammen. Auch Kambodscha und Moskau waren Reiseziele. In den 80er Jahren brachte sie sich aktiv bei der Friedensbewegung ein. Bei den Landtagswahlen in Nordrhein-Westfalen war sie Spitzenkandidatin der Splitterpartei "Friedensliste". Die PDS schickte sie 1999 für die Bundespräsidenten-Wahl ins Rennen.

Ranke-Heinemann wurde am 2. Oktober 1927 in Essen geboren - in eine evangelische Familie. "Mit Auszeichnung" machte sie ihr Abitur und studierte in Oxford, Bonn, Basel und Montpellier evangelische Theologie. 1953 konvertierte sie zum Katholizismus und studierte fortan in München katholische Theologie. Zu den Mitstudenten gehörte Joseph Ratzinger, der später Münchner Erzbischof, Chef der vatikanischen Glaubenskongregation und Papst Benedikt XVI. wurde. In dieser Lebensphase heiratete sie den katholischen Religionslehrer Edmund Ranke, mit dem sie zwei Söhne hat und der 2001 starb.

Verstärkte Glaubenszweifel

Nach ihrer Promotion 1954 war Ranke-Heinemann Dozentin am Erzbischöflichen Katechetinnenseminar in Bonn und ab 1965 an der Pädagogischen Hochschule in Neuss. 1980 wurde sie an die Universität Duisburg und 1985 an die Universität Essen berufen, wo sie Neues Testament und Alte Kirchengeschichte lehrte. Nach dem Entzug der katholischen Lehrerlaubnis vertrat sie an der Universität Duisburg-Essen bis zu ihrer Emeritierung 1990 das Fach Religionsgeschichte.

Im neu aufgelegten Buch "Nein und Amen" bekundete sie 2002 verstärkte Glaubenszweifel. Der neue Untertitel "Mein Abschied vom traditionellen Christentum" offenbart Distanz zur Kirche. In Jesus sieht sie nur einen Menschen und keinen Gott. Und einem Gott, der am Kreuz "mit blutigen Händen" seinen einzigen Sohn opfert, könne sie nicht folgen.

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