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Nicht nur die Erfahrungen aus seiner ersten Kaplansstelle, sondern auch die berufliche Vergangenheit in einem europäischen Unternehmen rüsten Domvikar Dr. Kai Reinhold für seine neuen Aufgaben. Zum 1. November wird er neben seinem Dienst als Regens auch die Verantwortung für das pastorale Personal im Bistum Essen übernehmen.

Der neue Regens und Personalchef für das pastorale Personal, Dr. Kai Reinhold, über Aufgaben und eine Verheißung, auf die er zählt

Ein paar Sommerwochen auf Texel, die haben ihm richtig gutgetan. Dort, wo das Bistum Essen seit vielen Jahren die Touristenseelsorge betreibt, tankt Dr. Kai Reinhold Kraft. Doch diesmal war es anders: Akkus aufladen, um sich auf Neues einzustellen. Bislang war er Kaplan in der Gemeinde Liebfrauen in Bochum-Altenbochum-Laer, nun wechselt er in das Amt des Regens und das des Personalchefs für die Priester, Diakone und pastorale Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen des Bistums. Beides für sich eine „Herausforderung“, wie er sagt, die er aber bewusst und überzeugt angeht.

Zunächst das Amt des Regens. Reinhold kennt die Einwände, er sieht es aber als „absolut sinnvoll und notwendig“ an, dass es auch im Bistum Essen weiterhin einen Regens gibt. „Es braucht eine verantwortliche Person, um Priesterkandidaten für unser Bistum aufzunehmen und zu begleiten“, sagt er und fügt hinzu: „Dem Bischof muss vor der Weihe eine fundierte Empfehlung darüber gegeben werden, ob ein Kandidat den Anforderungen in der Welt von heute und in unseren großräumigen Ruhrgebietspfarreien entspricht.“

Ganz unvorbereitet treffen die neuen Aufgaben Kai Reinhold bereits nach seiner ersten Kaplansstelle nicht. In seinem „ersten“ Leben hat er viele Jahre in einem großen europäischen Unternehmen in der Führungsetage gearbeitet und war für die Ausbildung der Führungsnachwuchskräfte und für die leitenden Mitarbeiter personalwirtschaftlich verantwortlich. Im Studium und später bei der Arbeit an seiner Dissertation hat er sich intensiv mit dem Katholizismus in den USA befasst, kennt obendrein unterschiedliche Kirchenstrukturen und -mentalitäten ebenso wie Personalführungsmodelle. Vor diesem Hintergrund erscheinen die Aufgaben eines „Regens“ und eines „Personalchefs“ in Personalunion fast wie eine ideale Ergänzung.
      

Was aber bedeuten die zwei Standorte Essen und Münster für den Regens, für die Studenten?

Kai Reinhold ist sich sicher: „Einen Rhythmus, wie wir uns über die Entfernung treffen und in Kontakt bleiben, werden wir noch finden.“ Dabei denkt er an regelmäßige persönliche Gespräche und Praktika, um die Essener Seminaristen mit der speziellen Situation im Bistum Essen weiter vertraut zu machen. Dann schweben ihm „Theologen-Tage“ vor, bei denen die Seminaristen mit anderen pastoralen Berufsgruppen zusammenkommen, sich austauschen und vernetzen. Hinzu kommen gemeinsame Besuche mit dem Bischof und Generalvikar in Münster, um mit den Essener Seminaristen die Ausbildung zu reflektieren und über die persönliche Situation zu sprechen. Gemeinsame Reisen sind ebenfalls ein probates Mittel, um sich intensiv auch außerhalb des geregelten Lebens im Priesterseminar kennenzulernen und gemeinsam unterschiedlichen Kirchensituationen und anderen Kulturen zu begegnen.

Eine größere Seminargemeinschaft als Vorteil

Vor allem ist da ja auch der Essener Spiritual, Dr. Klaus Kleffner: An zwei bis drei Tagen in der Woche wird er in Münster sein und für die geistliche Ausbildung sorgen – nicht nur für die Seminaristen aus unserem Bistum, sondern auch für die aus Münster, Aachen und Osnabrück, die sich nun gemeinsam im Münsteraner Priesterseminar Borromaeum auf den Weg machen. Bereits jetzt, fügt Dr. Reinhold hinzu, ist der Kontakt zum Münsteraner Seminarkollegium sehr intensiv und vertraut, schließlich kooperieren Essen und Münster schon seit einigen Jahren beim letzten Ausbildungsabschnitt, dem Pastoralkurs.

Der neue Regens weiß, dass nach der Entscheidung über den Standortwechsel der Priesterausbildung des Bistums Essen so mancher Seminarist betroffen dem bisherigen Studienort und der Katholischen Fakultät an der Ruhr-Uni nachgetrauert hat. Auch wenn sich viele Befürchtungen gelegt haben, was etwa die Anrechnung von Studienleistungen durch den Uniwechsel betrifft – wie geht er damit um? „Das ist nachvollziehbar“, findet Reinhold. „Für die Priesterkandidaten, deren Studium nun dem Ende zugeht, haben wir sehr individuelle Lösungen erarbeitet. Insgesamt nehmen wir jetzt einfach die Situation an, die ja zum Beispiel mit einer größeren Seminargemeinschaft auch unbestreitbare Vorteile für die Seminaristen bringt. Und wir werden alles tun, dass eine gute Anbindung an das Heimatbistum im Ruhrgebiet bestehen bleibt“, versichert Dr. Reinhold. „Und ganz sicher gibt es immer wieder auch Anknüpfungspunkte an unsere Bochumer Fakultät, mit der uns weiterhin ganz viel verbindet.“

Wo zwei oder drei in meinem Namen versammelt sind…“

Nicht weniger anspruchsvoll und zeitlich noch wesentlich aufwendiger ist die Aufgabe als Personaldezernent. Und auch da stellt Reinhold an sich selbst hohe Anforderungen. „Mein Auftrag ist es, die Mitbrüder und pastoralen Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen intensiv kennenzulernen und soweit ich es vermag zu unterstützen.“ Ob ihm dabei seine frühere Berufserfahrung nicht hilfreich sein kann, diese Frage liegt auf der Hand. Ob in der Wirtschaft oder in der Seelsorge: Viel kommt darauf an, Menschen zu motivieren und zu ermutigen. Wie kann das aber in einer Situation gelingen, die nicht wenige in erster Linie als Niedergang erfahren?

Da erinnert der neue Regens ganz selbstverständlich an eine Verheißung, die gerade auch für die Gegenwart gilt: „Wo zwei oder drei in meinem Namen versammelt sind…“ Deshalb lautet für den neuen Personaldezernenten ein Stichwort „wertschätzende Personalarbeit“: Mitarbeiter zu ermutigen und bestmöglich in Pastoralteams einzusetzen, in denen sie gut und gerne zusammenarbeiten können, denn: „Unser Auftrag ist schließlich, eine frohe Botschaft zu verkünden und nicht nur zu erzählen, was heute alles schwierig geworden ist“, zitiert er einen befreundeten Priester aus der Erzdiözese Chicago. Wo Menschen das hautnah erfahren, ist Reinhold überzeugt, da kann eine Gemeinde auch buchstäblich wachsen. „Und wer genau hinsieht, der kann bei allem, was wegbricht, auch Aufbrüche erkennen. Wer will, kann seine Kräfte und Begabungen einsetzen und Neues entstehen lassen. Dazu braucht es Priester und pastorale Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen mit Leidenschaft für das Evangelium und für Gott selbst. Um solche Menschen“ – da ist sich Reinhold sicher – „werden sich auch in Zukunft Gläubige scharen.“

Voraussetzung dafür sei zum einen, „sich selbst immer wieder neu von Gott bewegen zu lassen“, und zum anderen die Kunst, Prioritäten zu setzen, „auch Nein sagen zu können und die Kräfte da verstärkt einzusetzen, wo die eigenen Stärken liegen“. Dass das möglich wird, dafür will er sich einsetzen – als Regens und als Personaldezernent. (Martin Schirmers)

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