von Lisa Myland

Zwischen Vorfreude und Neugier: Gladbecker Jan Sienert wird zum Priester geweiht

Am Freitag vor Pfingsten weiht Bischof Franz-Josef Overbeck den Gladbecker Jan Sienert zum Priester. Als Kaplan in der Bochumer Pfarrei Liebfrauen will er seine Arbeit mit und für die Menschen vor Ort weiter festigen.

Dass das Ruhrgebiet für Jan Sienert viel mehr ist als nur Heimatregion, zeigen sein persönlicher Primizkelch und die Hostienschale. Glänzend stehen die beiden silbernen und vergoldeten Gegenstände, die den 31-Jährigen nach seiner Weihe das ganze Priesterleben begleiten werden, auf seinem Schreibtisch. In beiden für immer verewigt: Kohle und Stahl aus Bottrop und Duisburg. In einer kleinen runden Kammer mit Glasscheibe, die im Fuß der Schale eingelassen ist, glitzert sie: Schwarze Kohle, einst von Bergmännern der Zeche Prosper Haniel aus bis zu 1000 Metern unter der Erde ans Tageslicht gefördert.

Im Primizkelch beherbergt eine kleine Kammer ein glänzendes Stück Stahl aus Duisburg. „Ich habe mir in letzter Zeit immer wieder bewusst gemacht, woher ich komme und wie bedeutend diese Herkunft für mich ist und auch in meinem Beruf als Priester sein wird. Das wollte ich unbedingt verewigen und habe sehr lange dafür gespart“, sagt Sienert. In seiner zukünftigen Hostienschale hat er nicht nur seine Verbundenheit mit dem Ruhrgebiet verewigt, sondern auch ein besonderes Stück seiner Familie. Die mit Kohle gefüllte Kammer ist von einem goldenen Ring umgeben, darin eingraviert: „Margret, 7.9.63“. Es ist das Hochzeitsdatum seiner Großeltern, zu lesen auf dem Ehering seines verstorbenen Großvaters Franz. „Mein Opa ist leider sehr früh gestorben, aber ich hatte eine sehr enge Beziehung zu ihm, war sein erstes Enkelkind“, sagt Jan Sienert. Als er seine Oma nach dem Ring fragt, ist sie sehr bewegt: „Sie hat im ersten Moment vor Freude geweint.“

Ein weiterer Schritt nach zehn Jahren

Anfertigen lassen hat Jan Sienert Kelch und Schale in der Goldschmiede der bayrischen Benediktiner-Abtei Münsterschwarzach. Dort sorgten er und sein Bruder kurzzeitig für Verwirrung. „Mein Bruder heiratet bald und hat dort auch seine Eheringe machen lassen. Als er mit unserem gleichen Nachnamen angerufen hat, wurde er erstaunt gefragt, ob er es sich doch nochmal anders überlegt hätte mit der Priesterweihe“, erzählt Sienert und lacht. Zum Einsatz kommen Kelch und Schale des Priesterkandidaten, der sich seiner Entscheidung sehr sicher ist, dann zum ersten Mal bei seinem Primizgottesdient am Pfingstmontag. Ein für ihn bedeutender Schritt kommt drei Tage vorher: Im Essener Dom wird Bischof Franz-Josef Overbeck ihn zum Priester weihen. „Ich freue mich total darauf“, sagt Sienert. „Das ist schon ein komisches Gefühl, zehn Jahre nach meinem Start als Priesteramtskandidat fertig zu werden und diesen Weg weiter zu gehen, aber ich bin sehr gespannt auf meine zukünftige Arbeit mit den Menschen im Bistum Essen, das ist wirklich schön.“

Dass er bei seinem Beruf eng mit Menschen zusammenarbeiten möchte, auf keinen Fall nur am Schreibtisch sitzen – das war für Jan Sienert schon immer ein klarer Wunsch. Ins Berufsleben startet der gebürtige Gladbecker vor dreizehn Jahren nach der Realschule und dem Fachabitur als Erzieher. Die Arbeit gefällt ihm gut, doch er möchte seinen Berufswunsch ausweiten. Über die Berufungspastoral im Bistum Essen knüpft er erste Kontakte zum Priesterberuf, auch Gespräche mit dem Pfarrer seiner Heimatgemeinde bestärken ihn. Schließlich macht er sein Fachabitur, schließt nach dem Bachelor in Paderborn auch den Magister in Theologie erfolgreich ab. Als Diakon arbeitet er in der Pfarrei St. Pankratius in Oberhausen-Osterfeld, startet dort mitten im ersten Corona-Lockdown. Es ist ein herausfordernder Berufseinstieg, bei dem er aber auch gemeinsam mit den Haupt- und Ehrenamtlichen kreativ sein kann, überlegen muss, wie er den Gemeindemitgliedern auch digital und auf Abstand nah sein kann.

Besondere Eindrücke als Hospizseelsorger

Mit den Menschen persönlich ins Gespräch kommt er im vergangenen Jahr vor allem als Seelsorger im Hospiz St. Vinzenz Palotti. „Als klar war, dass ich das mache, hatte ich echt großen Respekt“, erinnert sich Sienert. „Ich war unsicher, wie ich mit Menschen umgehen soll und darf, die bald sterben?“ Mit viel Gefühl tastet er sich an seine neue Aufgabe heran, lernt viele Menschen in kurzer Zeit gut kennen und vor allem eins: „Sie sind nicht nur traurig oder warten negativ gestimmt auf den erlösenden Tod. Ich habe so viele erfrischende und lebensbejahende Momente erlebt – Menschen, die ihre letzten Tage wirklich genießen konnten.“

Nach seiner Priesterweihe wird Jan Sienert rund 30 Kilometer weiter östlich arbeiten, in der Bochumer Pfarrei Liebfrauen. Eine Stadt, die auch dem Ruhrgebietskind noch fremd ist. Welche Aufgaben er dort als Kaplan haben wird, weiß er noch nicht, die Jugendarbeit will der Pfadfinder aber auch hier immer im Blick behalten. 23 Jahre lang engagierte er sich ehrenamtlich bei der Deutschen Pfadfinderschaft Sankt Georg in seinem Gladbecker Heimatstamm, später für den Bezirk und bis vor einigen Wochen auch im Diözesanverband. Das Engagement in dem Verband war für ihn schon als Kind das einladende Willkommen, dass ihn gehalten hat in der katholischen Kirche. „Das ist eine Leidenschaft und Verbundenheit, die ich natürlich immer in mir tragen werde“, sagt Sienert.

Ein neuer Lebensabschnitt in einer neuen Stadt

Auf die Arbeit in seiner neuen Pfarrei freue er sich, vor allem auf die gefeierten Feste – seien es gute oder traurige Momente. Er will sich einlassen auf das Priestersein in einer anderen Stadt des Ruhrgebiets. So, wie es auch sein Weihespruch verspricht, der ihn am Freitag vor Pfingsten (3. Juni 2022) in einen neuen Lebensabschnitt begleiten wird: „Wohin ich dich auch sende, dahin sollst du gehen, und was ich dir auftrage, das sollst du verkünden.“

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