von Sabine Merkelt-Rahm | Stadtkirche Duisburg

Zwischen Kirche und Schule: Schwester Ulrike Trabold

Nach 33 Jahren in Duisburg-Bruckhausen geht die Hiltruper Missionsschwester in den Ruhestand.

Das Geschirr hat sie verschenkt, die persönlichen Sachen sind gepackt, die Wohnung ist schon halb ausgeräumt. Am Montag, 24. August, verlässt Schwester Ulrike Trabold von den Hiltruper Missionsschwestern Duisburg-Bruckhausen nach 33 Jahren. Der Entschluss ist ihr nicht leicht gefallen
und auch ihre Nachbarn im Stadtteil lassen sie ungerne gehen. Auf ihrem Tisch liegen kleine Geschenke und Abschiedskarten, die ihr mit rührenden Worten für ihren Einsatz danken. Verfasst sind sie teilweise in dem Deutsch, das Schwester Ulrike den Schreiberinnen früher in der Hausaufgabenhilfe selbst beigebracht hat.

Mit dem Fahrrad zur Arbeit

Schwester Ulrike hat sich 1962 für ein Leben als Ordensfrau entschieden, arbeitete in einem Kinderheim, als Lehrerin und in einem Tagungshaus. „Wir machten da so eine Arbeitsgruppe zum Thema Armut in Deutschland. Dann gab es von der Leitung die Anfrage, wer sich vorstellen könnte, konkret unter den Armen zu leben“, erzählt sie. Sie hob ihre Hand, genau wie zwei Mitschwestern - bald darauf kamen die drei nach Bruckhausen. „Die Leute hier haben sich so über uns gefreut, das werde ich nie vergessen“, erinnert sie sich. Der inzwischen verstorbene Prämonstratenser Pater Rainer van Dorn nahm sie in Empfang. „Guck dich in Ruhe um und dann sagst du mir, wo du dich engagieren willst“, ließ er ihr die Freiheit. Sie wählte das Jugendheim und die Arbeit mit den Kindern. Und fuhr all die Jahre mit dem Fahrrad von der Wohnung in der Schulstraße in Bruckhausen zu ihrem Einsatzort in der Ostackergemeinde St. Franziskus. Sie lehrte die Kinder und spielte mit ihnen, wie sie es schon immer gerne getan hatte.

Sie lernte die Eltern und Familien kennen, half in vielen kleinen und größeren Nöten, genoss die Gastfreundschaft und lebte mitten unter
ihnen. Am Runden Tisch Bruckhausen freute sie sich, wenn sie etwas für den Stadtteil bewegen konnte. „Die Kirche darf sich jetzt nicht von den
Menschen zurückziehen, auch wenn die nicht mehr so in den Gottesdienst kommen wie früher“, sagt sie und das kommt von Herzen.
Deshalb steht ihre Klingel auch nie still. Manche kommen mit Abschiedsgrüßen, andere mit Fragen. Ob sie bitte die zehn Euro für ein nötiges Medikament geben könne? „Ich gehe bald weg, deshalb kann ich jetzt etwas großzügiger sein“, sagt sie fast entschuldigend und gibt
der Besucherin das Geld. „Ich bewundere diese Frau, sie hat manchmal nichts zu essen und macht doch immer weiter“, sagt sie hinterher.

Ans Aufhören dachte sie nie

Ans Aufhören habe sie eigentlich nie gedacht, auch nicht als ihre Mitschwestern abberufen wurden. Sie hatte einfach zu viel zu tun. Dann kam Corona und es gab mehr Zeit zum Nachdenken. Dabei bemerkte sie plötzlich ihr Alter und erschrak. Sie ist Jahrgang 1937 und machte sich klar, dass es doch Zeit für den Ruhestand wird. Dazu wird sie im Hiltruper Mutterhaus in Münster in eine von mehreren kleinen Lebensgemeinschaften ziehen. Dort freut man sich schon auf sie. „Bei unserem Mittagstisch für die Bedürftigen brauche ich dringend eine Ablösung, du hilfst mir doch, oder?“, hat eine Mitschwester sie gebeten. Schwester Ulrike wird wohl weiter mitten unter den Armen bleiben, dort wo sie hingehört.
 

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