Zwei Päpste, die die Kirche geprägt haben

In einem feierlichen Gottesdienst hat Bischof Dr. Franz-Josef Overbeck der beiden am Sonntag, 27. April, in Rom heilig gesprochenen Päpste Johannes XXIII. und Johannes Paul II. gedacht.


Ruhrbischof würdigt Johannes XXIII. und Johannes Paul II.  


In einem feierlichen Gottesdienst hat Bischof Dr. Franz-Josef Overbeck der beiden an diesem Sonntag heilig gesprochenen Päpste Johannes XXIII. und Johannes Paul II. gedacht. Overbeck erinnerte daran, dass der 2005 verstorbene Johannes Paul II. den Sonntag nach Ostern, den so genannten „Weißen Sonntag“, zum „Barmherzigkeitssonntag“ erklärt habe. Das Wort Barmherzigkeit habe in der Kirche derzeit „eine neue Konjunktur“, sagte Overbeck in seiner Predigt. „Es ist der praktische Lebensausdruck dessen, was wir als Wahrheit im Glauben bekennen.“ Papst Franziskus werde nicht müde, in einer solchen Perspektive seinen Dienst und seine Verkündigung zu verstehen. Zeugen für die Barmherzigkeit Gottes an den Menschen seien die Heiligen, so Overbeck – wie Johannes XXIII. und Johannes Paul II.

Zeitgleich zu deren Heiligsprechung auf dem Petersplatz in Rom erinnert Overbeck in seiner Predigt in Essen an „il papa buno“, den „guten Papst“ Johannes XXIII., wie ihn die Italiener schon gleich nach seiner Wahl genannt hätten. Als „der Papst mit dem offenen Herzen, dem die Herzen aller zufliegen“, beschreibt ihn Overbeck – und erinnert daran, dass Johannes XXIII. schon drei Monate nach seiner Wahl das Konzil ankündigt, das als Zweites Vatikanisches Konzil in die Geschichte eingeht. Overbeck beschreibt die Versuche des Papstes, die Kirche mit Hilfe des Konzils in die Moderne zu führen. Es sei für Johannes XXIII. ausgesprochen bedeutsam gewesen, „alle Menschen als Mitglieder der Menschheitsfamilie, als Menschengeschwister zu verstehen, die einen ,guten Willen‘ haben“. Von je her habe sich „sein Bemühen um Frieden auf allen Ebenen durch sein Tun gezogen“, würdigt Overbeck den 1963 Verstorbenen.

Der zweite neue Heilige, Johannes Paul II. ist für Overbeck „eine der prägenden Gestalten des 20. Jahrhunderts“. Der Bischof erinnert an die „unglaubliche Reisetätigkeit“ des gebürtigen Karol Wojtyla, die diesen 1987 auch ins Ruhrbistum, nach Essen, Bottrop und Gelsenkirchen geführt hat. Zu den „großen Leistungen aus tiefster religiöser Überzeugung“, die Papst Johannes Paul II. auszeichneten, gehöre jedoch „sein unermüdliches Wirken für die Freiheit der Völker“, so Overbeck. Der Bischof erinnert an die tiefe, in dessen polnischer Heimat geprägte Marienfrömmigkeit von Johannes-Paul II. Gleichzeitig habe er in seinem ersten wichtigen Lehrschreiben den Versuch unternommen „Jesus als den ,Redemptor Hominis – den Erlöser des Menschen‘ darzustellen. Ohne diesen Bezugspunkt zu Christus ist das Denken Papst Johannes Paul II. über den Menschen als Person nicht verstehbar“, betont Overbeck. Zugleich habe sich der Papst klar gegen alle damals herrschenden Ideologien positioniert und sowohl gegen den Kommunismus wie den Kapitalismus, den Hedonismus und den Konsumismus gewettert. Nicht zuletzt habe Papst Johannes Paul II. als Mahner und Warner eine wichtige Rolle in den politischen Umbrüchen Europas Ende der 1980er Jahre gespielt, die schließlich auch gerade in Deutschland existentielle Folgen gehabt hätten, so Overbeck. Darüber hinaus sei Johannes Paul II. von einer ganz besonderen Frömmigkeit geprägt gewesen. „Seine tiefe Liebe zur Kirche und die existentielle Ausdeutung seines Leidensweges bis hin zu seinem Sterben und Tod am 2. April 2005 zeigen dies“, sagt Overbeck.

In seiner Predigt betont der Bischof: „Mit Papst Johannes XXIII. und Papst Johannes Paul II. werden zwei Päpste heilig gesprochen, die aus unterschiedlichen Prägungen, verschiedenen denkerischen Horizonten und geistlichen Schwerpunkten der Kirche ihren Stempel aufgedrückt haben.“ Beiden seien in Schwellenzeiten der Kirche Päpste gewesen, „in denen sie sich auf den mühevollen, aber so notwendigen Weg machten, die Moderne als Chance zu begreifen, um wachsam auf ihre Gefahren hinzuweisen und aus ihren Möglichkeiten die Dynamik einer neuen Evangelisierung zu entwickeln“, so Overbeck. (tr)

Die Predigt von Bischof Overbeck im Wortlaut.

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