Zusammen mit 60.000 Menschen auf dem Petersplatz in Rom
Die Luft ist noch diesig und die Laternen in den Straßen Roms beleuchten das Ende der Nacht. Doch von einem ruhigen Morgen ist die Ewige Stadt weit entfernt – schließlich hat Papst Leo XIV. zur Generalaudienz auf den Petersplatz geladen. Zehntausende Menschen pilgern aus allen Seitenstraßen in Richtung Vatikan und stauen sich vor den Sicherheitsschranken in den Kolonnaden. Eine von den Pilgernden, die sich früh aufgemacht haben und es dann auch weit nach vorne auf den Petersplatz geschafft haben, ist Annette Grotkamp (55). Die Essenerin ist Teil der Wallfahrt des Bistums Essen zum Heiligen Jahr und mit rund 330 weiteren Menschen aus dem Ruhrgebiet und dem märkischen Sauerland schon am Wochenende in Rom angekommen.
Tief in die größten Katakomben Roms und gemeinsam zur Heiligen Pforte
Schon die ersten zwei Tage in der Ewigen Stadt sind voller Programm: Am Montag geht es zuerst an die antike Stadtgrenze und dort „unter Tage“ in die Domitilla-Katakomben. Mehr als 100.000 Menschen lagen dort einst begraben in kleinen Nischen in den engen lehmigen Gängen. Grabsteine und Knochen wurden später von der Kirche als Reliquien in die ganze Welt exportiert. Einer der Grabsteine aus diesen Katakomben hat es zum Beispiel mehrere Jahrhunderte später als Grundstein der Barbara-Kirche bis nach Essen-Kray geschafft. Für Viele der Pilgergruppe folgt am Nachmittag der erste Höhepunkt der Wallfahrt: Singend und betend zieht die 330 Menschen aus dem Ruhrbistum hinter dem Holzkreuz her die Via della Conciliazione hinauf bis auf den Petersplatz und dann durch die Heilige Pforte hinein in den Petersdom. In der Heiligen Messe in der Hauptapsis des Doms predigt Bischof Franz-Josef Overbeck an diesem wohl traditionsreichsten Ort der katholischen Kirche über spirituelle und strukturelle Erneuerung der Kirche: Beide Bereiche müssen Hand in Hand gehen, damit das Evangelium weiterhin lebendig bleibe, so der Bischof in seiner Predigt.
Projekt-Chor sorgt für besondere Stimmung bei Gottesdiensten
Am Dienstag steht dann das antike Rom auf dem Programm: Die Pilgernden besuchen zuerst Colosseum, Forum Romanum und Kapitolshügel, bevor sie danach eine weitere Heilige Pforte in der Papstbasilika Santa Maria Maggiore durschreiten und am schlichten Grab von Papst Franzsikus innehalten. Beeindruckt der Petersdom vor allem durch seine schiere Größe, ist es in Santa Maria Maggiore das viele Gold – vor allem an der reich verzierten Decke. Zum Abschluss des Tages feiert die Essener Gruppe eine Vesper in der nicht weit entfernten Lateran-Basilika San Giovanni, wo eine dritte Heilige Pforte auf die pilgernden Menschen wartet. Auch hier gestaltet der Projekt-Chor der Wallfahrt wie schon im Petersdom den Gottesdienst – rund 60 Gesangstalente hatten sich schon zu Hause auf die Auftritte in Rom vorbereitet und sorgen nun für eine ganz besondere Stimmung in den ehrwürdigen Kirchen.
Zurück auf den Petersplatz: Nicht alle aus der Essener Gruppe haben es durch die Sicherheitsvorkehrungen auf den Platz geschafft. Zu viele Menschen wollen an diesem Oktobertag zur Generalaudienz. Am Ende zählt der Vatikan mehr als 60.000 Gläubige auf dem Platz – nicht mit dabei diejenigen, die rund herum den Zugang knapp verpasst haben und sich doch noch einen Blick auf den Papst erhoffen. „Das römische Chaos ist gewöhnungsbedürftig für deutsche Pilgernde“, sagt Bischof Franz-Josef Overbeck, der sich zusammen mit Weihbischof Ludger Schepers auch nur mit Mühe bis nach vorne kämpfen konnte. „Es ist wirklich schade, dass es nicht alle aus unserer Gruppe zur Audienz geschafft haben.“
Als die Schweizer Gardisten in ihren bunten Uniformen an der Durchfahrt neben dem Petersdom um kurz nach halb zehn zur Seite treten und das Papa-Mobil mit dem darauf stehendem Papst Leo auf den Petersplatz fährt, hat Annette Grotkamp den besten Blick auf das Oberhaupt der Kirche: Nur wenige Meter an ihr vorbei fährt Papst Leo, winkt und grüßt in die Menge. „Wie damals, als ich vor vor etlichen Jahren als Messdienerin hier in Rom bei einer Audienz war“, erinnert sich die 55-Jährige. „Da bin ich dem damaligen Papst auch schon ganz nah gekommen.“ Der Papst dreht seine Runden nicht nur über den beeindruckenden Platz mit zehntausenden Menschen sondern heute auch noch ein Stück die Via della Conciliazione hinunter, auf der weitere tausende Menschen warten, ihm zujubeln, ihm Kinder zum Segnen rüberreichen. „Ihm ist es ein besonderes Anliegen, möglichst viele Menschen zu grüßen und sie zu segnen“, heißt es im Pressebereich vorne auf dem Petersplatz, von dem die größten Tele-Objektive längst nicht mehr ausreichen, um den Papst in der Menge überhaupt noch zu erkennen.
Gemeinsame Freude über das Treffen mit Papst Leo
Wieder am Petersplatz angekommen, beginnt Papst Leo auch schon seine Katechese, in der er vor allem die Auferstehung Jesu als zentrale Quelle christlicher Hoffnung in den Mittelpunkt stellt. Nach den Zusammenfassungen in verschiedenen Sprachen richtet der Papst noch einen besonderen Gruß an die deutschen Pilgerinnen und Pilger, von denen an diesem Mittwoch besonders viele auf den Petersplatz gefunden haben:
„Herzlich begrüße ich die Pilger deutscher Sprache. Christus ist unsere Hoffnung! Er hat uns verheißen, dass wir vereint und in Freundschaft mit ihm, zur Fülle des Lebens gelangen, die wir auf vielerlei Weise suchen, die aber nur er geben kann.“ „Es war trotz der Menschenmenge wunderschön“, beschreibt Brigitte Ruprecht aus Bochum nach der Generalaudienz die Stimmung auf dem Petersplatz. „Die Leute haben sich sehr gefreut, hier zu sein und den Papst zu sehen – und haben das auch deutlich zu erkennen gegeben.“ Auch Marietheres Schnier aus Oberhausen ist begeistert von diesem „weltkirchlichen Erlebnis“, wie es Bischof Franz-Josef Overbeck beschreibt. „Wir sind heute Morgen um 7 Uhr am Hotel los – aber es hat sich gelohnt. Toll, dass der Papst so lange durch die Menge gefahren ist und den Kontakt zu den Menschen gesucht hat!“























