von Thomas Rünker

Zukunftsexperte fordert mehr Engagement von Bundesregierung und Kirche bei Digitalisierung

Der Zukunftsforscher Jörg Heynkes betont im Interview mit dem BENE-Magazin die Chancen von Digitalisierung und Künstlicher Intelligenz, aber auch die große gesellschaftliche Verantwortung.

Heynkes fordert mehr Engagement für die Digitalisierung: „Wir alle müssen uns einbringen und dürfen das nicht den Googles, Facebooks und Amazons überlassen.“

Kirche ist als gesellschaftlicher Gesprächspartner gefragt - braucht aber digitale Kompetenz

Große Transformationen gerade im Bereich Mobilität

Bei den Themen Digitalisierung und Künstliche Intelligenz vermisst der Zukunftsexperte Jörg Heynkes in der Politik nach wie vor die nötige Entschlossenheit. „Wir brauchen Regulierung, Kontrolle, ethisch-moralische Regeln, an die sich alle zu halten haben. Leider sehe ich bei unserer Bundesregierung im Moment keine ausreichende Bereitschaft und Kenntnis, die nötigen Maßnahmen voranzutreiben“, sagte Heynkes im Interview mit BENE, dem Magazin im Bistum Essen. Heynkes ruft zu mehr Engagement auf: „Wir alle müssen uns einbringen und dürfen das nicht den Googles, Facebooks und Amazons überlassen.“ Dabei warnt er vor der Illusion, technische Entwicklungen könnten einfach wieder verschwinden: „Die Technologie ist da, wir kriegen sie nie mehr aus der Welt. Es geht jetzt darum, den Prozess zu steuern, damit nur Dinge entstehen, die wir auch wollen. Das ist eine große gesellschaftspolitische Aufgabe.

Digitalisierung ist ein "Wahnsinnswandel" - große Umbrüche gerade im Bereich Mobilität

Heynkes, der sich als Unternehmer, Autor und Redner für eine nachhaltige Zukunftsentwicklung einsetzt, spricht in BENE von einem „Wahnsinnswandel“, den viele Menschen erst einmal verkraften müssten: „Alle zehn Sekunden aufs Handy zu gucken, dann aber einen Entschleunigungskurs zu belegen, um wieder runter zu kommen – daran sieht man: Uns fehlt die digitale Kompetenz.“ In der Gesellschaft erwartet Heynkes einen der größten Transformationsprozesse im Bereich Mobilität: „Autonom fahrende Fahrzeuge, die im Schwarm organisiert werden – das bringt Zeit, spart unfassbar Ressourcen und steigert die Lebensqualität in den Städten.“

Auch bei den Kirchen gibt es laut Heynkes einen großen Handlungsbedarf angesichts der Digitalisierung. Er glaube „grundsätzlich nicht, dass die Bedeutung von Kirche abnimmt, nur weil es Digitalisierung und Fortschritt gibt“, so Heynkes im BENE-Interview. „In Zeiten des Umbruchs spielen Kirchen und Religionen sogar eine noch viel wichtigere Rolle.“ Entscheidend sei nicht, „ob die Leute sonntags in die Kirche kommen. Entscheidend ist, mit den Menschen in den Dialog zu kommen.“ Dafür müsse die Kirche „eine moderne Basis für ein Miteinander finden – und wenn das in einer Facebook- oder Whats-App-Gruppe passiert, dann gehört das auch dazu“, argumentiert Heynkes. Als gesellschaftlicher Gesprächspartner brauche die Kirche „die Kompetenz, damit sie dialog-, beratungs- und diskussionsfähig wird“. Doch das Dilemma sei „ähnlich dem in der Politik: Kaum einer der Kirchenführer hat bisher auch nur ansatzweise verstanden, in welch dramatischer Situation wir uns befinden“, betont der Zukunftsexperte. „Wie schön wäre es, wenn es einen charismatischen Menschen in der Kirche gäbe, der eine solche Vision mit entwickeln könnte!“

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