von Thomas Rünker

Wolterhoff: Kirche muss „wieder zu einer wichtigen Stimme in sozialen Fragen werden“

Nach fast 34 Jahren im Amt verabschiedet sich der Diözesanrats-Vorsitzende Luidger Wolterhoff am Mittwoch von seinem Amt an der Spitze des höchsten Laiengremiums.

Seit 1986 steht der Gelsenkirchener Luidger Wolterhoff an der Spitze des Diözesanrats der katholischen Frauen und Männer im Bistum Essen. Im Herbst hatte der 58-jährige Arbeits-, Sozial- und Gesundheitsdezernent der Stadt Gelsenkirchen angekündigt, nun aus dem Amt auszuscheiden. „Nach Jahrzehnten im Vorstand ist es Zeit für einen Wechsel an der Spitze“, sagt Wolterhoff, der das höchste Laiengremium im Ruhrbistum zuletzt gemeinsam mit Dorothé Möllenberg führte. Am Mittwochabend wird die Vollversammlung aus Delegierten der 42 Pfarreien im Bistum Essen, der Stadt- und Kreiskatholikenräte sowie der katholischen Verbände bei ihrer Tagung in Essen Wolterhoff als Vorsitzenden verabschieden. Auch Bischof Franz-Josef Overbeck wird dann dabei sein und mit dem Diözesanrat gemeinsam Messe feiern.

Im Interview schaut Wolterhoff auf seine Amtszeit und auf die aktuellen Entwicklungen im Bistum Essen.

Herr Wolterhoff, in fast 34 Jahren im Vorstand des Diözesanrats haben sie alle vier bisherigen Ruhrbischöfe erlebt – mit wem konnten sie am besten zusammenarbeiten?

Luidger Wolterhoff: Ich habe die Zusammenarbeit mit allen unseren Bischöfen stets als spannend empfunden. Natürlich war diese unterschiedlich gestaltet. Als junges Vorstandsmitglied bin ich dem ersten Ruhrbischof, Franz Kardinal Hengsbach, sicher anders gegenüber getreten als unserem heutigen Bischof Franz-Josef Overbeck, der der gleichen Generation entstammt wie ich. Die Zusammenarbeit mit Bischof Overbeck ist sicher die intensivste, die ich in meinen Jahren erlebt habe.

In den sozialpolitisch sehr bewegten 80er und 90er Jahren des vergangen Jahrhunderts spielte zudem der Seelsorgeamtsleiter und spätere Weihbischof Franz Grave eine besondere Rolle. Diese Zusammenarbeit hat mich persönlich stark geprägt.

Gerade in den vergangenen 15 Jahren hat sich im Bistum Essen viel bewegt: Erst kamen die Großpfarreien, dann der Dialogprozess und das Zukunftsbild und schließlich die Pfarreientwicklungsprozesse – entwickelt sich unser Bistum heute in die richtige Richtung?

Wolterhoff: Der intensive Prozess der Veränderung war und ist unausweichlich. Ich empfinde vor allem die Möglichkeit zur breiten Beteiligung aller Getauften als wohltuend und förderlich. Gleichwohl sehe ich, dass die notwendigen Veränderungen viele – Ehrenamtliche und Hauptberufliche – auch an ihre Grenzen bringen. Aber ich bin sicher: Der grundsätzliche Weg ist richtig.

Der Diözesanrat hat vor vier Jahren selbst die Vision formuliert, dass es im Jahr 2030 keine Kirchenaustritte mehr gibt. Was müsste sich in der Kirche verändern, damit tatsächlich weniger Mitglieder austreten und sich wieder mehr Menschen für die Kirche interessieren?

Wolterhoff: Wir müssen den eingeschlagenen Weg weiter gehen, aber es auch schaffen, wieder Themen in den Fokus zu nehmen, die nicht nur die eigene kirchliche Gestalt zum Inhalt haben. Wir müssen auch wieder zu einer wichtigen Stimme in sozialen Fragen werden.

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