von Thomas Rünker

„Wir vertrauen auf das, was den Kern unseres Glaubens auszeichnet und worin unsere Stärken bestehen."

In seinem Wort zum neuen Jahr, das an diesem Wochenende in allen Gottesdiensten im Bistum Essen verlesen wird, spricht Bischof Franz-Josef Overbeck über die Perspektiven in einer kleiner werdenden Kirche.

Angesichts kleiner werdender Kirchen in Deutschland ermutigt Ruhrbischof Franz-Josef Overbeck die Gläubigen zu Veränderungen, ruft aber zugleich zu Gelassenheit auf. In seinem Wort zum neuen Jahr, das am Samstagabend, 11., und Sonntag, 12. Januar, in den Gottesdiensten im Bistum Essen verlesen wird, verweist Overbeck auf die Kirchenmitgliedschaftsuntersuchung aus dem vergangenen Jahr, die wissenschaftlich untermauert habe, „was viele von Ihnen im Alltag erleben: Eine immer größer werdende Zahl von Menschen in unserem Land lebt ganz selbstverständlich ohne Gott.“ Vor diesem Hintergrund sollten die Gläubigen „die Wirklichkeit von heute annehmen und darin auch die Zeichen erkennen, mit denen Gott uns zur Neubesinnung und Veränderung inspirieren will“, regt Overbeck an. „Ganz offensichtlich kann er nicht wollen, dass alles so bleibt, wie es ist – denn das gelingt ja offensichtlich nicht.“ In Sprache und Formen vergangener Zeiten werde der christliche Glaube heute nicht mehr verstanden.

Unter anderem mit Blick auf Kirchenschließungen und die Aufgabe oft traditionsreicher kirchlicher Angebote ermutigt Overbeck die Gläubigen dazu „loszulassen, was wir nicht mehr festhalten können. Wir müssen nicht alles ‚retten‘ und ‚erhalten‘, was wir entweder nicht mehr mit eigenen Mitteln erhalten können oder für das es keine Menschen mehr gibt, die es interessiert oder die es brauchen.“ Der Weg der Kirche müsse heute ein anderer sein als früher, sagt Overbeck: „Menschen, die heute nach Gott fragen, bestimmen ihre Haltung zu Gott und zur Religion freier und eigenständiger, als es die Menschen früherer Generationen taten.“ Wer sich heute auf die Botschaft Jesu einlasse, werde die Kraft dafür „nicht mehr aus anerzogenen Lehren, formelhaften Bekenntnissen und vorgegebenen Lebensvorschriften gewinnen können. Darum sollten wir vor allem als Glaubensgemeinschaft danach suchen, was denn die Faszination des Rufes Jesu im Tiefsten ausmacht“, so Overbeck.

Die strukturelle Basis dafür hat das Bistum mit dem großen Umbruch unter der Überschrift „Christlich leben. Mittendrin.“ gelegt, bei dem in den kommenden Jahren nach und nach alle katholischen Organisationen und Einrichtungen in einer Kommune unter dem Dach einer Stadt- oder Kreiskirche zusammengefasst werden. Begonnen hat dieser Prozess im vergangenen Jahr bereits in Oberhausen und Bottrop. Dabei geht es auch um Strukturen, die ehrenamtliche und hauptberufliche Kirchen-Beschäftigte entlasten und gleichzeitig Räume eröffnen für neue Formen und Angebote christlichen Lebens.

„Kirche darf nicht Druck und Last bedeuten für diejenigen, die sich engagieren“, betont der Bischof am Ende seines Neujahrs-Worts. „Kirche soll ein Ort sein, an dem Menschen mit Lust und Begeisterung leben und wirken – inspiriert und angetrieben von dem, was sie glauben und was sie innerlich trägt.“ Deshalb werbe er für Gelassenheit: „. Die Menschen sind und bleiben frei. Und Gott wird schon Wege finden, um auch diejenigen auf einen guten Weg zu führen, die nicht an ihn glauben können oder wollen.“

Das Wort des Bischofs zum Anhören

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