von Thomas Rünker, Michael Kreuzfelder, Chriostoph Grätz

„Wir haben keine Zeit zu verlieren“

Während in Mossul noch gekämpft wird, hegen Christen Hoffnung auf einen Wiederaufbau. Ihr syrisch-katholischer Bischof Mouche wirbt beim Besuch in Essen um Unterstützung der internationalen Gemeinschaft.

Der syrisch-katholische Erzbischof von Mossul, Yoanna Petros Mouche, hat am Aschermittwoch in Essen Ruhrbischof Dr. Franz-Josef Overbeck getroffen. Mouche ist langjähriger Partner der Caritas Flüchtlingshilfe Essen und auf einer Europareise in diesen Tagen mit der Essener Hilfsorganisation auch im Ruhrbistum unterwegs. Bei dem Gespräch im Bischofshaus zollte Overbeck Mouche seinen Respekt für dessen Einsatz für die von Terror, Bürgerkrieg und Vertreibung bedrohte christliche Minderheit im Irak. Zudem würdigte Overbeck die Arbeit der Caritas-Flüchtlingshilfe, die wie ein „Brückenschlag“ sowohl Geflüchteten im Ruhrgebiet als auch Notleidenden im Nordirak helfe.

Mouche berichtet über die Situation in seiner Heimat - dem vom IS besetzen Gebieten im Nordirak. Während die Stadt Mossul noch umkämpft ist, plant der Erzbischof bereits die Zukunft seiner Gemeinde und der Region. Mouche schätzt, dass von den vormals bis zu 1,5 Millionen Christen im Irak bis heute rund eine Million geflohen seien – erst unter Sadam Hussein, dann vor dem IS. Derzeit treibt Mouche die Hoffnung, dass es gelingt, die Lage in der Region zu beruhigen und die Menschen wieder zurückkommen. „Wir wollen unsere christliche Kultur, Liturgie und Sprache leben, dazu brauchen wir Menschen, die zurückkehren.“ Er meint nicht nur die syrisch-katholischen Christen sondern schließt ausdrücklich auch Assyrer, Chaldäer und andere christliche Minderheiten ein. Deswegen dürfe man beim Wiederaufbau keine Zeit verlieren.

Neben dem IS fürchten Christen auch die Shabak-Gruppe

Erste Voraussetzung sei Sicherheit. „Als Christen fühlen wir uns aber noch nicht sicher“, so Mouche. Neben dem IS bereitet dem Kirchenmann das Erstarken der islamischen Gruppierung Shabak Sorgen, die in der Region südlich von Mossul die zerstörten Häuser und Grundstücke von geflohenen Christen aufkauft oder besetzt. „Shabak will diese Region erobern und wird dabei von der irakischen Zentralregierung, aus dem Iran und von Kurden unterstützt.“ Der Erzbischof seinerseits hofft auf die Unterstützung der internationalen Gemeinschaft und appelliert an die EU und Amerika, den Schutz und Sicherheit für Rückkehrer zu gewährleisten.

Derzeit gebe es zwar weder Wasser, Straßen, Strom oder Schulen in der Region. Mouche aber schwebt eine von Christen selbst verwaltete Region im Nordirak vor, unter dem Schutz der internationalen Gemeinschaft. Die zweite Phase sei der Wiederaufbau der Infrastruktur und der Häuser, die zum Teil von islamischen Nachbarn niedergebrannt und geplündert worden seien. „Die Solidarität der Weltgemeinschaft würde unseren Leuten“ – und damit meint er die Christen – „ein Gefühl der Sicherheit vermitteln und sie zur Rückkehr bewegen.“ Aber – und da ist Mouche skeptisch – je länger die militärische Sicherung ausbliebe, desto unwahrscheinlicher würde auch die Rückkehr der Menschen. Und so mischt sich in den Dank des Kirchenmannes, den er der Caritas Flüchtlingshilfe Essen ausdrücklich für die Hilfe im Nordirak und in Essen ausspricht, auch Skepsis. Die Integration der Menschen in der Fremde verhindere eben zum Teil auch, dass sie zurückkehrten.

Erzbischof besuchte auch Altena

Neben Overbeck hat Erzbischof Mouche am Mittwoch auch seine Exilgemeinde besucht – nicht nur in Essen, sondern auch in Altena. Einige der Familien wollen demnächst in die märkische Kleinstadt umziehen. Deshalb hat Mouche gestern in Altena auch Bürgermeister Dr. Andreas Holstein und den Pfarrer der katholischen St. Matthäus-Pfarrei, Ulrich Schmalenbach, getroffen. Mouche dankte den Vertretern von Stadt und Pfarrei für das Angebot, die syrisch-katholischen Familien beim Umzug ins Sauerland zu unterstützen und trug sich in Altenas Goldenes Buch ein.

Von Ruhrgebiet aus fährt Mouche in den kommenden Tagen nach Holland und Italien, um weitere Verbündete für sein Anliegen zu gewinnen.

Die Hilfen der Caritas Flüchtlingshilfe Essen vor Ort

Mouche ist langjähriger Partner der Caritas Flüchtlingshilfe Essen (CFE) im Nordirak. In der Vergangenheit hat die CFE mehrfach seine Gemeinden in der Niniveebene besucht und dort anfangs Soforthilfen in Form von Bargeldzahlungen an Bedürftige geleistet. Außerdem konnte die CFE mit Hilfe von Spenden mit 100 Containern das „Flüchtlingsdorf Ruhrgebiet“ für jesidische Flüchtlinge errichten, inklusive Bäckerei und Handwerkerstraße. Zudem konnte der Essener Verein vor Ort Lebensmittel, Brennstoff und Bekleidung an Geflüchtete aus Karakosh ausgeben, die in der autonomen Region Kurdistan Zuflucht gefunden haben. Weitere Infos gibt es auf dieser Internetseite.

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