„Wir brauchen Dialog und Synodalität“

Der Dialogprozess ist wichtig. Ihn brauchen die heute in der Kirche Engagierten. Das unterstrich Dr. Ulrich Ruh, Chefredakteur der "Herder Korrespondenz" beim Kreuzganggespräch am Essener Dom, wo er eine Zwischenbilanz im deutschen Dialogprozess zog.



Dr. Ulrich Ruh zog eine Zwischenbilanz im deutschen Dialogprozess

Ohne den im Jahre 2010 publik gewordenen Missbrauchsskandal in der Katholischen Kirche Deutschlands würde es nach Ansicht von Dr. Ulrich Ruh, Freiburg, Chefredakteur der „Herder Korrespondenz“, keinen Dialogprozess geben. „Dieser Skandal hat einen Schock ausgelöst und in der breiten Öffentlichkeit wie auch in der Kirche selbst zu einem großen Ansehensverlust geführt“, sagte Ruh am Mittwochabend, 27. November, beim Kreuzganggespräch am Essener Dom, wo er zum Thema „Das Binnenklima in der Katholischen Kirche. Zwischenbilanz im deutschen Dialogprozess“ sprach.

Nicht nur in der breiten Öffentlichkeit, sondern auch innerhalb der Kirche sei das Misstrauen gewachsen. „Der Missbrauchsskandal war so etwas wie ein Ventil, und der Gesprächsbedarf war hoch“, betonte Ruh. Zudem habe es etliche Kommunikationsprobleme gegeben. Doch bei allem innerkirchlichen Frust sei der Dialogprozess „kein Heilmittel gegen die Erosion der Kirchenlebens“. Der Chefredakteur skizzierte den bisherigen bundesweiten Dialogprozess, ging jedoch nicht auf einzelne Dialoginitiativen in den Diözesen ein und enthielt sich jeglicher Wertung.

In seiner Zwischenbilanz wies Ruh darauf hin, dass der bisherige Dialogprozess nicht durch eine „grundlegende starke Polarisierung“ gekennzeichnet sei. Es gebe zwar Randgruppen, die von sich Reden machten, jedoch „keine starken Bataillone“ hätten. Wesentlich für den Prozess sei die Kerngruppe der engagierten Katholiken. In dem Prozess habe es bislang keine Gesprächsverweigerung gegeben. „Bei den Themen brauchen wir jedoch eine grundlegende Klärung, wie Lehramt, Theologie und das Volk Gottes zusammenwirken“, betonte der Chefredakteur. Es zeige sich außerdem, dass punktuelle Dialogveranstaltungen kein Ersatz seien für ein festes Mitspracherecht. Ruh plädiert für einen stärkeren Ausbau der Synodalität in der Kirche. „Ohne dies geht es nicht“, davon ist er überzeugt. Ein Mehr an Synodalität könnte einen neuen Akzent im „Dualismus von Klerus und Laien“ setzen.

„Der Dialogprozess hat außerdem gezeigt, dass er nur die Minderheit der Katholiken interessiert“, so Ruh. Seine Erfahrung sei, dass es hier immer um die „Kernschicht der Engagierten“ gehe, die immer kleiner und immer älter werde. „Doch diese Gruppe der Engagierten braucht den Dialogprozess“, unterstrich Ruh. Man müsse Formen schaffen und bieten, „die es den Engagierten ermöglichen, an der Zukunft der Kirche mitzuarbeiten. „Dazu brauchen wir Dialog und Synodalität“, betonte der Chefredakteur, der zuvor in einem historischen und theologischen Exkurs unter anderem auf den Dualismus von Klerus und Laien, die Entwicklung des Laienkatholizismus sowie auf die „Vorgeschichte“ des Dialogprozesses (Zweites Vatikanisches Konzil, Würzburger Synode) eingegangen war. (do)

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