Wie die Oberhausener Feuerwehr Unterschlupf bei Maria und Josef fand
„Wir hatten wirklich Glück, dass der Wind Rauch und Funkenflug von uns weggeweht hat.“ Am Morgen danach ist Dagmar Wippich, Betriebsleiterin im Café Mary & Joe, in Gedanken noch immer bei dem großen Feuer in unmittelbarer Nachbarschaft des ökumenischen Kirchenzentrums am Oberhausener Centro. Als sich Seelsorger Marcus Tannebaum am späten Nachmittag um kurz nach 17 Uhr auf den Weg in den Feierabend macht „hat es schon etwas komisch gerochen“, erinnert er sich. Wenig später schlagen Rauch und Flammen aus dem ehemaligen China-Restaurant „Pagoda“, wenige Meter neben dem Café. Als die Feuerwehr anrückt, sprechen die Einsatzkräfte von „Vollbrand“, dann müssen auch Wippich und zwei Mitarbeiterinnen eilig das Café verlassen, die gerade noch die beiden letzten Gäste bewirtet hatten. Wie der benachbarte Weihnachtsmarkt wird auch das „Mary & Joe“ vorsichtshalber evakuiert.
Doch nach einer Stunde darf Wippich zurück in das erst vor gut einem Jahr wieder eröffnete Café – und hat plötzlich alle Hände voll zu tun: Gerne nutzen die Feuerwehrleute, die zeitweise mit rund 60 Einsatzkräften vor Ort sind, die Gelegenheit, sich im Café von ihrem anstrengenden Dienst auszuruhen und die Toiletten zu benutzen. Wippich schenkt Kaffee und Getränke aus, erfreut die Beamten mit Schoko-Täfelchen, die von der Nikolaus-Aktion übriggeblieben waren – und präsentiert dann noch frisch gebackenes Brot. Als das Feuer unter Kontrolle ist, wird die Atmosphäre auch im Café entspannter – vor allem, weil durch den Brand kein Mensch zu Schaden gekommen ist.
Weil der Einsatz der Feuerwehr die ganze Nacht andauert, geht auch die für alle Seiten ungewöhnliche – aber laut Wippich ausgesprochen herzliche und dankbare – Begegnung bei Maria und Josef bis in die späten Abendstunden weiter. Nachts um drei öffnet der Hausmeister noch mal die Café-Toiletten – und seit den Morgenstunden am Freitag steht Dagmar Wippich wieder in der Küche. Für den Publikumsverkehr muss „Mary & Joe“ zwar wegen der Absperrungen geschlossen bleiben, aber die Feuerwehrleute sind weiter gute Kunden. „Jetzt müsst ihr mir auch den Gefallen tun, und unsere ganzen Kuchen aufessen“, gibt Wippich mit einem Schmunzeln die kulinarische Tagesparole aus. Die Einsatzkräfte dürften da kaum etwas gegen haben.