Weihbischof Schepers sprach mit Karstadt-Betriebsrat in Duisburg

Sie haben verzichtet, gekämpft und gehofft. Doch seit dem Insolvenzantrag der Konzernmutter Arcandor fühlt sich die Belegschaft der Karstadt-Filiale in Duisburg "wie in einem Vakuum". Weihbischof Schepers sprach mit dem Betriebsrat.

Belegschaft fühlt sich "wie in einem Vakuum"

Der Empfang war herzlich, die Stimmung gedrückt, als der Essener Weihbischof Ludger Schepers am Mittwoch den Betriebsrat der Karstadt-Filiale im Forum Duisburg besuchte. „Aus den Medien weiß ich einiges, aber nicht alles“, gab Schepers offen zu. Deshalb sei es ihm wichtig, aus erster Hand zu erfahren, wie die Zukunft des Unternehmens von der Belegschaft eingeschätzt werde, wie man mit der Belegschaft umgehe. „Wir wollen Ihnen als Kirche zeigen, dass uns die aktuelle Sorge um die Arbeitsplätze nicht gleichgültig lässt“, betonte Schepers.

„Wir fühlen uns jetzt wie in einem Vakuum“, beschrieb die Betriebsratsvorsitzende der Duisburger Karstadt-Filiale, Rita Bodenbuecher, die augenblickliche Stimmung innerhalb der Belegschaft. Zwar habe man gewusst, dass „etwas in der Luft“ lag. Die Stimmung sei anfangs auch gar nicht so pessimistisch gewesen. „Opel wurde geholfen. Dann werden sie auch uns nicht hängen lassen“, das sei anfangs der Strohhalm gewesen, an den sich viele geklammert hätten. „Wir haben die Öffentlichkeit gesucht, sind zur Demonstration nach Berlin gefahren in der Hoffung, etwas bewegen zu können“, berichtete die Betriebsratsvorsitzende. Es folgten Demonstrationen bei der Landesregierung in Düsseldorf und vor Ort. Unterschriften wurden gesammelt, Gespräche geführt, Mahnwachen gehalten. „Bei den Kunden gab es eine fast 100%-ige Zustimmung, dass Karstadt erhalten bleiben muss“, so Bodenbuecher. Keiner könne verstehen, dass das Warenhaus, das erst vor kurzem sein neues Domizil im Forum Duisburg bezogen hat, vielleicht demnächst „dichtmachen“ muss.

Als die Belegschaft am 9. Juni über die Medien vom  Insolvenz-Antrag des Arcandor-Konzerns erfahren hätte, „war das für uns wie eine kalte Dusche“, sagte Rita Bodenbuecher. Keiner wisse, wie es weitergehe. Fragen der Belegschaft  an den Mutterkonzern blieben unbeantwortet. „Was bei Arcandor passiert, erfahren wir aus der Presse“, so Bodenbuecher. Und auch Britta Munkler, stellvertretende Bezirksgeschäftsführerin von Ver.di, beklagte die“katastrophale Informationspolitik“ bei Arcandor.

Immer wieder habe die Belegschaft in angespannten Zeiten ihren Beitrag geleistet, damit der Konzern über die Runden kommen konnte. Mit jährlich 115 Millionen „Sanierungsgeld“ Euro hat die Karstadt-Belegschaft seit 2006 dem Konzern unter die Arme gegriffen, auf Urlaubs- und Weihnachtsgeld verzichtet. Immer wieder gab es Kurzarbeit. „Wir haben auf Vieles verzichtet, um das Unternehmen zu retten“, betonte die Betriebsratsvorsitzende. Karstadt sei für viele wie ein zweites Zuhause. Ganze Familien verdienten hier ihr „täglich Brot“. Fast 70 Prozent der bei Karstadt in Duisburg beschäftigten Frauen seien Alleinernährer ihrer Familien.

„Karstadt ist von den Managern wie ein Selbstbedienungsladen behandelt worden“, kritisierte Ver.di-Vertreterin Britta Munkler.  Ungewissheit und Angst machten sich jetzt in der 150-köpfigen Warenhaus-Belegschaft in Duisburg breit. Noch bis einschließlich August wird Gehalt gezahlt. „Was dann ist, weiß keiner“, so die Betriebsratsvorsitzende. Die meisten Kolleginnen und Kollegen rechneten mit dem Schlimmsten.

"So geht das nicht!"

Die Betroffenheit war Weihbischof Schepers deutlich anzumerken. „Die Sorge um den Menschen ist immer die Sorge der Kirche gewesen“, betonte er. Deshalb werde die Kirche auch weiterhin öffentlich die ethische Verantwortung von Unternehmen und Investoren einfordern. Schließlich sei „das Kapital dem Gemeinwohl verpflichtet“. „Kirche muss deutlich sagen: So geht das nicht!“, betonte Josef Wörmann, CDU-Ratsherr und in der Katholischen Arbeitnehmerbewegung (KAB) in Duisburg und Oberhausen ehrenamtlich tätig. Sein Vorschlag und Angebot an Ver.di und den Karstadt-Betriebsrat: Die augenblickliche Situation thematisch in das „Politische Nachtgebet“ in Duisburg einzubringen.

Auch wenn er keine Lösungsvorschläge oder konkrete Hilfsangebote im Gepäck hatte, wollte Weihbischof Schepers mit seinem Besuch ein „Zeichen der Solidarität“ setzen. Das kleine Geschenk, das er für alle mitgebracht hatte, sprach für sich: es war ein „Mutmachbuch“. Sein Wunsch für die Belegschaft: „Ich hoffe, dass es für möglichst viele von Ihnen am Ende gut ausgeht.“ (do)  

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