von Ulrich Lota, Thomas Rünker

Weihbischof Grave feiert Diamantenes Priesterjubiläum

Ein Jahr nach der Bistumsgründung wurde Grave 1959 im Essener Dom zum Priester geweiht. Das feiert Grave am Sonntag, 10. Februar, mit einem Gottesdienst mit Bischof Overbeck in der Mülheimer Pfarrei St. Mariä Geburt.

Mit einem feierlichen Gottesdienst mit Bischof Franz-Josef Overbeck feiert Weihbischof Franz Grave am Sonntag, 10. Februar, um 11.30 Uhr in der Mülheimer Pfarrkirche St. Mariä Geburt sein Diamantenes Priesterjubiläum.

Grave, der am 25. November 1932 in Essen geboren wurde und dort bis heute lebt, wurde ein Jahr nach der Gründung des Ruhrbistums im Februar 1959 im Essener Dom zum Priester geweiht. Als Kaplan sammelte er erste Erfahrungen in Duisburg-Beek. Diese hätten ihn sehr geprägt, meinte er einmal rückblickend. Die Sorgen und Nöte der Menschen sind ihm seitdem ebenso vertraut wie die schon damals spürbaren Strukturprobleme seiner industriellen Heimat. Die Verkündigung des Evangeliums ist für ihn daher stets untrennbar mit dem Auftrag verbunden, die Welt aus christlicher Verantwortung zu gestalten.

„Was können wir konkret für die Menschen tun?“

Schon als Diözesanpräses der Kolpingfamilien im Bistum Essen (1966 bis 1971) und der Katholischen Arbeitnehmer-Bewegung (1979 bis 1982) ging es ihm immer darum, die katholische Soziallehre im Alltag umzusetzen. „Was können wir konkret für die Menschen tun?“ fragte er immer wieder. Folgenlose theoretische Diskussionen mochte er darum ebenso wenig wie überflüssige Sitzungen.

1970 übertrug ihm Bischof Franz Hengsbach die Leitung des Seelsorgeamtes im Bischöflichen Generalvikariat. Von Anfang an machte Grave deutlich, dass Seelsorge und der Dienst der Laien keine Gegensätze sind. Gemeinsam mit dem Diözesanrat, deren Geistlicher Assistent er über zwei Jahrzehnte war, brachte er zahlreiche Initiativen auf den Weg. So zum Beispiel die bundesweit beachteten Aktionen zur Bekämpfung der Jugendarbeitslosigkeit und die Hilfen für benachteiligte Jugendliche.

Mit dem Namen des Weihbischofs eng verbunden bleibt auch der vom Ruhrbistum herausgegebene Essener Adventskalender. Die 41. Ausgabe hat in den vergangenen Wochen der Advents- und Weihnachtszeit wieder mehr als 200.000 Haushalte erreicht und ist nicht nur im Ruhrbistum beliebt, sondern zählt auch bundesweit zu den erfolgreichsten Druckerzeugnissen der Katholischen Kirche. Auch die Initiativen zum Schutz des Sonntags sowie in der Familienpastoral tragen seine Handschrift.

Die „Option für die Armen“ darf keine Worthülse bleiben

Am 3. Mai 1988 empfing Franz Grave im Essener Dom die Bischofsweihe, nachdem ihn Papst Johannes Paul II. zum Titularbischof von Tingaria/Mauretanien und Weihbischof in Essen ernannt hatte. Vier Jahre später, nach dem Tod von Kardinal Franz Hengsbach, wählte ihn die Deutsche Bischofskonferenz zum Vorsitzenden der Bischöflichen Aktion Adveniat, dem Hilfswerk der katholischen Kirche für Lateinamerika. Seitdem hat er die Sorgen und Probleme der ärmsten Länder der Welt noch stärker im Blick. Nie versäumt er es, von der Verantwortung in der Einen Welt zu sprechen und mahnt immer wieder an, dass die „Option für die Armen“ keine Worthülse bleiben darf. Für Papst Johannes Paul II. ein Grund mehr, Grave am 21. Juni 1999 in die Päpstliche Kommission für Lateinamerika zu berufen. Zwei Jahre später, 2001, wurde ihm von der katholischen Universität „Nuestra Senora Reina de la Paz“ in Tegucigalpa/Honduras die Ehrendoktorwürde im Fachbereich „Pastoraltheologie“ verliehen. Bis heute engagiert sich Grave für die Arbeit von Adveniat in Lateinamerika.

1993 ernannte Ruhrbischof Hubert Luthe Grave zum Bischofsvikar für weltkirchliche und gesellschaftliche Aufgaben. Grave weiß, dass die Kirche im Konzert der Meinungen nur gehört wird, wenn ihre Aussagen fundiert sind. Umso stärker suchte er das Gespräch mit den Verantwortlichen in Unternehmen, Gewerkschaften und Verbänden. Berührungsängste kennt er dabei nicht. „Die Kirchen wollen nicht Politik machen, aber Politik möglich machen“, sagt er immer wieder.

Eine „Herzenssache“ ist ihm vor diesem Hintergrund das 1997 veröffentlichte gemeinsame Wort der evangelischen und katholischen Kirche zur wirtschaftlichen und sozialen Lage in Deutschland, an dessen Formulierung er maßgeblich beteiligt war. Für ihn ist es die originäre Aufgabe der Kirche, daran zu erinnern, dass der Mensch im Wirtschaftsprozess Vorrang haben muss. Er weiß, dass die Kirche nicht den Sachverstand der Sozialpartner ersetzen kann. „Sie kann aber geschützte Räume zur Verfügung stellen, in denen ein offener, redlicher Meinungsaustausch zwischen den unterschiedlichen Interessenvertretern gepflegt werden kann“, ist er nach wie vor überzeugt.

Auch nach seinem altersbedingten Rücktritt am 27. Juni 2008 hat der begeisterte Bergwanderer und Fußball-Fan die seelsorglichen und sozialen Probleme nicht aus dem Blick verloren. Mit großem Engagement arbeitet er als „Pastor im Ruhestand“ in der Mülheimer Pfarrei St. Mariä Geburt mit, feiert mit den Gläubigen die heilige Messe, begleitet trauernde Angehörige und unterstützt das Seelsorge-Team. Graves Meinung und sein Rat sind auch nach wie vor im Ruhrbistum gefragt, er steht im regelmäßigen Austausch mit seinen Bischofskollegen – wenn er nicht gerade wieder seine Kontakte nach Lateinamerika pflegt.

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