von Thomas Rünker

Unbekannte beschädigen Nikolaus-Groß-Gedenkstätte in Hattingen-Niederwenigern

Bronze-Plastik am Boden vor der Gedenk-Stele in Groß‘ Taufkirche St. Mauritius wurde in den vergangenen Wochen entwendet. Die Staatsschutz-Abteilung der Polizei in Hagen ermittelt.

Unbekannte haben in St. Mauritius in Hattingen-Niederwenigern, der Taufkirche des Seligen Nikolaus Groß, die Gedenkstätte für den Widerstandskämpfer gegen den Nationalsozialismus beschädigt. Wie Vertreter des Vereins Nikolaus-Groß-Niederwenigern e.V. und der Hattinger Pfarrei St. Peter und Paul berichten, wurde ein zwei bis drei Kilo großes Bronze-Element entwendet, das vor der von dem Künstler Bert Gerresheim geschaffenen Gedenk-Stele in den Boden der Kirche eingelassen war. Weil es sich bei diesem Element auch um Teile eines künstlerisch gestalteten zerbrochenen Hakenkreuzes handelt, hat die zuständige Polizei des Ennepe-Ruhr-Kreises den Fall an die Staatsschutz-Abteilung der Polizei Hagen abgegeben. Dort werde das ganze derzeit geprüft, teilt die Polizei mit.

Gedenkkranz verdeckte Bronze-Plastik in den vergangenen Wochen

Am vergangenen Wochenende sei Vertretern des Vereins der Verlust der Bronze-Plastik aufgefallen, berichtet der Vereinsvorsitzende Michael Kriwet. Der Diebstahl kann jedoch schon vor einigen Wochen passiert sein, denn bis vor Kurzem verdeckte ein Gedenkkranz der KAB das Kunstobjekt auf dem Boden, der seit Groß‘ Todestag am 23. Januar exakt an dieser Stelle lag. Ein wenig Mühe und Gewalt müssen die Täter indes aufgewendet haben, denn die Bronze-Kunst sei mit Dübeln im Boden befestigt gewesen, so Kriwet. 

Info: Nikolaus Groß

Nikolaus Groß war Bergmann, christlicher Arbeiterführer, Journalist, Vater von sieben Kindern – und starb am 23. Januar 1945 als Widerstandskämpfer gegen den Nationalsozialismus. Am 12. August 1944 war Groß im Zusammenhang mit dem Hitler-Attentat vom 20. Juli verhaftet worden. An dem Attentat selbst war er zwar nicht beteiligt gewesen. Doch zu diesem Zeitpunkt war er bereits viele Jahre im Widerstand engagiert. Spätestens seit 1942 arbeitete er mit Freunden und Wegbegleitern aus den christlichen Gewerkschaften, der KAB und der Zentrumspartei im „Kölner Kreis“ an Alternativen zum Nazi-Regime. Am 7. Oktober 2001 wurde Groß durch Papst Johannes Paul II. in Rom selig gesprochen. Er ist der bislang einzige Selige des Bistums Essen.

Offene Kirchen sind gerade in der Pandemie wichtig

Pfarrer Andreas Lamm ist „erschrocken angesichts dieser Tat“. Der Leiter der Hattinger Pfarrei St. Peter und Paul, zu der auch St. Mauritius gehört, fragt sich vor allem: „Was ist die Motivation zu dieser Tat? Ging es nur um den Materialwert – oder hat das Ganze einen politischen Hintergrund?“ Wie Michael Kriwet betont Lamm, dass es seit Jahren keinerlei Probleme mit Schäden in den geöffneten Kirchen der Pfarrei gegeben habe. Mit dem Kirchenvorstand werde er nun mit Augenmaß überlegen, „ob wir die die Dinge, die uns wichtig und wertvoll sind, vielleicht noch einmal anders schützen müssen“. Gerade in der Pandemie-Zeit könne es aber keine Alternative sein, die für Beterinnen und Beter tagsüber geöffneten Gotteshäuser der Pfarrei nun aus Sicherheitsgründen zu schließen.

Polizei sucht Zeugen

Was das gestohlene Kunst-Objekt angeht hoffen nun alle Beteiligten auf einen Ermittlungserfolg der Polizei, einen reuigen Dieb, dem womöglich erst jetzt die Bedeutung dieser Bronze-Plastik klar wird – oder auf einen aufmerksamen Metall-Händler. Zeugen, die das Objekt irgendwo finden, oder die womöglich seit Ende Januar in der St.-Mauritius-Kirche etwas Auffälliges im Umfeld der Gedenk-Stele bemerkt haben, können sich jederzeit an die Polizei Hagen wenden: 02331/98 62 066.

Pressestelle Bistum Essen

Zwölfling 16
45127 Essen