von Thomas Rünker

Syrische Christinnen und Christen in Essen trauern um Opfer des Anschlags in Damaskus

Mitglieder der rum-orthodoxen Gemeinde in Essen haben beim Terroranschlag auf die St.-Elias-Kirche in Damaskus Angehörige, Freundinnen und Freunde verloren. Für sie ist der Anschlag auch Ausdruck einer wachsenden Unterdrückung der kleinen christlichen Minderheit, die trotz des Bürgerkriegs in Syrien geblieben ist.

Der Schock unter den syrischen Christinnen und Christen im Ruhrgebiet sitzt immer noch tief: Am Sonntag, 22. Juni, hatte ein Attentäter während eines Gottesdienstes in der St. Elias-Kirche in der syrischen Hauptstadt Damaskus um sich geschossen und sich dann mit einem Sprengsatz selbst getötet. 25 Menschen sind dabei nach Regierungsangaben getötet worden, 63 weitere verletzt – und viele der Opfer hatten Angehörige, Freundinnen oder Freunde in Essen. „Viele unserer Familien sind direkt von dem Anschlag betroffen“, berichtet Elias Esber, Pfarrer der rum-orthodoxen Gemeinde, die in Essen-Bergerhausen in der ehemals katholischen Pax-Christi-Kirche ihre Gottesdienste feiert. „Deshalb haben wir uns gleich am Montagabend zu einer spontanen Mahnwache am Dom getroffen.“ Dompropst Michael Dörnemann und der Essener Weihbischof Andreas Geßmann, Bischofsvikar für die Ökumene, öffneten nicht nur den Domhof für die mehreren hundert Menschen, sondern beteten auch gemeinsam mit Pfarrer Esber und den Trauernden für die Toten und Verletzten. „Uns ist es wichtig, unseren Glaubensgeschwistern in dieser schwierigen Situation beizustehen und so unsere Solidarität mit den syrischen Christinnen und Christen hier und in Damaskus zu zeigen“, betont Weihbischof Geßmann. Er hat bei der Mahnwache unter anderem eine junge Frau kennengelernt, deren Schwester bei dem Angriff auf die Kirche ums Leben gekommen ist.

Enge Verbindungen zwischen Essen und Damaskus

Pfarrer Esber verweist auf die engen Verbindungen der Gemeinde in Essen mit den Angehörigen und Glaubensgeschwistern in Syrien, insbesondere zur St.-Elias-Kirche, die – wie die Essener Gemeinde – zum sogenannten Griechisch-Orthodoxen Patriarchat von Antiochien gehört. „Die Kirche ist größer als der Essener Dom und liegt in einem Viertel von Damaskus, in dem viele Christinnen und Christen leben“, berichtet Pfarrer Esber.

Bei den Gläubigen vor Ort, aber auch in der Essener Gemeinde, habe der Anschlag den Glauben an eine friedliche Nachkriegs-Zukunft in Syrien auch für Christinnen und Christen massiv erschüttert, sagt Esber. Zwar hat die neue syrische Regierung diesen Anschlag umgehend verurteilt und den Täter mit der Terrormiliz des sogenannten Islamischen Staats (IS) in Verbindung gebracht. Esber verweist aber darauf, „dass es seit Monaten viele kleinere Einzeltaten“ gegen christliche Gemeinden und andere Minderheiten in Syrien gebe, ohne dass die Regierung wirksam dagegen vorgehe. „Wir haben Angst, dass das jetzt nur der Anfang ist.“

Immer häufiger die Bitte: „Holt uns hier raus!“

Trotz des beendeten Bürgerkriegs und vorsichtiger internationaler Bestrebungen hin zu einer Stabilisierung Syriens sehe er angesichts der unsicheren Lage für Minderheiten in Syrien bisher kaum jemanden in seiner Essener Gemeinde, der in die Heimat zurückkehren möchte, erläutert Esber. Ganz im Gegenteil: „Wenn wir mit den Gemeinden in Syrien sprechen, hören wir jetzt immer häufiger die Bitte: ,Holt uns hier raus!‘“

Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Bischof Georg Bätzing, erinnert angesichts des Anschlags daran, dass auch der christlichen Minderheit in Syrien „nach der Machtübernahme durch die Milizen unter Ahmed al-Scharaa vor einigen Monaten zugesagt worden ist, frei und gleichberechtigt an der Entwicklung des Landes teilhaben zu können“. Die Morde in der St.-Elias-Kirche sendeten jedoch die Botschaft aus, „dass die Christen Syriens an Leib und Leben gefährdet sind, und es ist zu befürchten, dass viele dies als Aufruf verstehen, dem Heimatland den Rücken zu kehren“. Umso mehr seien die heute in Damaskus Regierenden aufgefordert, den Christen und allen bedrohten Minderheiten den Rücken zu stärken und allen, die die Bevölkerung mit Gewalt homogenisieren wollen, entschieden entgegenzutreten.

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