von Isabel Wessels

St. Martin mit der leuchtenden Mitra

Reiterhof-Besitzer Peter Adams weiß, was einen St. Martin und sein Pferd ausmachen muss.

Wenn die Kinder mit ihren selbstgebastelten Laternen singend durch die Straßen ziehen, ist Peter Adams vom gleichnamigen Essener Reiterhof immer ganz vorne mit dabei. Der 49-Jährige spielt St. Martin für Kindergärten und Schulen und weiß, worauf es bei einem gelungenen Umzug für Ross und Reiter ankommt.

Am Martins-Tag, also dem 11. November, hat Adams den ersten seiner vielen Umzüge. Der Zeitplan dieses Jahr ist straff. Dafür müssen beide, der Mensch und das Tier, gut vorbereitet sein. Peter Adams greift dann auch gerne mal in die Kleidungs-Trickkiste. Mit weißer Reithose, schwarzem Hemd und dem obligatorischen roten Mantel aus Samt ist das Kostüm fast schon perfekt. Für die Kinder hat sich der gelernte Hufschmied noch etwas Einzigartiges ausgedacht: Eine goldene Mitra, oder umgangssprachlich auch „Bischofsmütze“ genannt, geschmückt mit LED-Lichterketten ziert sein Haupt. Die Lichterketten-Mitra hat dabei eine ganz einfache Funktion. „Die Kinder, die im Umzug ganz hinten laufen, können mich doch ansonsten gar nicht mehr sehen“, bemerkt der Amateur-St. Martin und lacht. Für ihn ist es wichtig, dass jedem Kind St. Martin in schöner Erinnerung bleibt.

Aber was macht einen guten St. Martin eigentlich aus? Wie viel Vorbereitung muss sein? Und ist jedes Pferd geeignet, ein Martins-Pferd zu sein? Für Peter Adams ganz klar: „Wer nicht seit Kindesalter reitet, sollte auch keinen St. Martin spielen.“ Dazu gehört, geländesicher reiten können und auf die Zeichen des Tieres achten. Ein Pferd, egal ob Stute, Hengst oder Wallach, das den ganzen Tag im Stall steht und sich daher nicht austoben kann, käme auch nicht infrage. „Das Tier mit Beruhigungsmitteln vollzupumpen, davon halte ich nichts“, fügt der Hofbesitzer hinzu. Da Feuer und Spielmannszüge einen klassischen Martinsumzug ausmachen, sollte das Pferd ebenfalls gelassen auf laute Musik und Feuer reagieren.

Also bereitet sich Peter Adams wieder auf einen November vor, der ab Mitte des Monats auch ziemlich hektisch werden kann. Dieses Jahr hat die 22-jährige Missi die Ehre und spielt das Martins-Pferd. Die Hannoveraner Stute ist ein ausrangiertes Springpferd und reagiert also allemal gelassen auf laute Musik und Kinder. Auch bei Adams steigert sich die Vorfreude, während er mit Sohn Damian (15 Monate) die letzten Vorbereitungen trifft. „Es ist einfach das Schönste mit den Kindern ins Gespräch zu kommen“, schwärmt der achtfache Vater. „Ich möchte ein St. Martin zum Anfassen sein und nicht gleich wieder verschwinden.“

Der Brauch des St.-Martin-Umzugs geht auf den heiligen Martin zurück. Das Datum des 11. Novembers gründet dabei nicht etwa auf den Todestag, sondern auf den Tag der Beisetzung Martins. In vielen Regionen Deutschlands ziehen Menschen Mitte November singend durch die Straßen, häufig begleitet von einem Pferd mit einem verkleideten Martin darauf. Die heutigen Bräuche des Martinszugs gehen bis ins 18. und 19. Jahrhundert zurück. Schon damals feierten die Menschen ein Fest und Kinder liefen in ihren Pfarrgemeinden durch die Nachbarschaft. Die Feierlichkeiten gründeten sich auch darauf, dass der 11. November der Vorabend der adventlichen Fastenzeit war.

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