von Thomas Rünker

Sex, Moral und viele Fragen

Unter der Überschrift „Gleiches Recht für alle?“ präsentiert das Bistumsmagazin BENE in der aktuellen Ausgabe drei Interviews zur Sexualmoral der katholischen Kirche. Zu Wort kommen ein homosexueller Kirchen-Mitarbeiter, ein Sexualtherapeut und ein Theologe.

Der Umgang mit Homosexuellen, ein möglicher Segen für Wiederverheiratete, persönliche Gewissenskrisen – die katholische Sexualmoral steht seit langem in der Diskussion. Erst recht, seit im Advent der neue kirchliche Reformdialog „Synodaler Weg“ sich ebenfalls dieses Themas angenommen hat. „Gleiches Recht für alle?“ fragt das Bistumsmagazin BENE daher in seiner aktuellen Ausgabe zum Thema „Umdenken“ und stellt die Positionen von drei ganz unterschiedlichen Fachleuten vor: Rainer Teuber, homosexueller Chef der Besucherbetreuung der Essener Domschatzkammer, den Duisburger Sexualtherapeuten Carsten Müller und den Frankfurter Theologen Ansgar Wucherpfennig.

Teuber wünscht sich, dass die Liebe zu seinem Partner Karl-Heinz auch durch ein katholisches Ritual gesegnet wird. „Dass es für meinen Mann und mich nicht die Möglichkeit gibt, an einer würdigen kirchlichen Segnung teilzuhaben, löst in mir das Gefühl aus, ein Christ zweiter Klasse zu sein“, sagt der engagierte Katholik, der sich ehrenamtlich in der Essen-Frintroper Gemeinde St. Joseph engagiert.

Zusammen mit seinem Mann besucht er dort auch regelmäßig den Sonntagsgottesdienst. Dennoch hätte sich vor 16 Jahren kein katholischer Geistlicher für die Segnung des homosexuellen Paares gefunden. Ein evangelischer Pfarrer übernahm den Gottesdienst, der mangels passender Kirche schließlich in einer Gaststätte stattfand.

Segensfeiern für alle Paare, die nicht kirchlich heiraten dürfen

Theologe Wucherpfennig „kann gut nachvollziehen, wenn homosexuelle Menschen darunter leiden, dass Segensfeiern nur in der geheimen Kammer oder hinter vorgehaltener Hand stattfinden können“, sagt er im BENE-Interview. Er fordert: „Für diese Segensfeiern braucht es eine offizielle Anerkennung, und die könnten mehrere Bischöfe für ihre Bistümer geben.“ Wucherpfennig verweist auf Vorschläge der Frankfurter Stadtkirche, die für Segensfeiern nicht nur für homosexuelle Paare wirbt, sondern für alle Paare, „die für das Sakrament der Ehe von der katholischen Kirche nicht zugelassen sind“, so Wucherpfennig.

Die Katholische Kirche müsse "den weiten Abgrund angehen, der sich zwischen ihrem Recht und ihrer Moral einerseits und andererseits heute auftut". Ansonsten werde sie "zu einer Art Raumschiff Enterprise - losgelöst von allen irdischen Wirklichkeiten".

Offen über Sexualität reden "und das Thema aus der Scham-Ecke herausholen"

Sexualtherapeut Müller ist Mitbegründer der Duisburger „Praxis für Sexualität“ und bietet unter anderem Präventionsschulungen für kirchliche Mitarbeiter an. Er kennt den Druck gerade von jungen Menschen, die eine eigene sexuelle Identität entwickeln und dann in persönliche Konflikte mit der katholischen Sexualmoral kommen. „Kürzlich war ein junger Mann bei mir, der damit hadert, Geschlechtsverkehr mit seiner Freundin zu haben, da man das laut kirchlicher Sexualmoral nicht darf, wenn man nicht verheiratet ist“, berichtet Müller. Er kritisiert: „Wenn eine Institution wie die Kirche Menschen daran hindert, ihre Identität auszuleben oder öffentlich zu machen, entstehen Druck und eine innere Zerrissenheit.“ Stattdessen wirbt er dafür, offen über Sexualität zu sprechen „und das Thema aus der Scham-Ecke heraus zu holen. Es ist ja schließlich etwas Schönes, Positives, Lustvolles.“ Die Kirche wolle doch „Menschen in ihrem Leben begleiten, und das Thema Sexualität ist nun mal ein essenzieller Teil“, betont Müller.

Diskussion um Sexualmoral als Konsequenz aus der Missbrauchs-Studie

Auch als Konsequenz aus der bundesweiten „MHG-Studie“ zum sexuellen Missbrauch in katholischen Einrichtungen hat das Bistum Essen im vergangenen Jahr eine ganze Reihe von Projekten gestartet, die sich neben der Prävention und Intervention im Zusammenhang mit Missbrauchsfällen auch mit der kirchlichen Sexualmoral beschäftigen. Weitere Informationen gibt es online unter bene.mg/sexualmoral.

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