Ruhrbischof dämpft Erwartungen an Familiensynode
Viel Zustimmung zur neuen Grundordnung für Kirchen-Beschäftigte
Bischof Dr. Franz-Josef Overbeck hat die Erwartungen an die Bischofssynode zu Ehe und Familie gedämpft. Gerade hinsichtlich des Umgangs der Kirche mit wiederverheirateten Geschiedenen oder Menschen in homosexuellen Beziehungen solle man von dem Bischofstreffen im Herbst im Vatikan „keine Wunder erwarten“, sagte Overbeck am Dienstagabend in der katholischen Akademie „Die Wolfsburg“ in Mülheim.
Die Vielschichtigkeit und die weltweit unterschiedlichen kulturellen Traditionen im Umgang mit diesem Thema machten es schwer, zu weltweit gültigen Änderungen der kirchlichen Lehre zu kommen, so Overbeck bei der Veranstaltung „Dialog mit dem Bischof – ändert die katholische Kirche ihre Sicht auf Ehe und Familie?“. Dies gelte in einer immer komplexer werdenden Welt auch für andere Themen. Overbeck sieht die Kirche an einem „lehramtlichen Wendepunkt“ – es müsse weiter „die eine Lehre geben, damit wir als Kirche ein institutioneller Körper bleiben. Aber die Frage ist, wie ausdifferenziert diese sein muss.“
Aus Sicht des Mainzer Moraltheologen Professor Stephan Goertz hat sich die Kirche bei ihrer Sexualmoral „einen Teil des Problems selbst eingebrockt“. Das II. Vatikanische Konzil habe das Thema geöffnet, etwa mit dem bis dahin kaum diskutierten „Prinzip der ehelichen Liebe“. Doch dann habe die Kirche aus der universellen Wahrheit sehr konkrete Normen und strenge Gebote abgeleitet. „Heute wird um diese Normen gekämpft als gehe es um die Wahrheit“, so Goertz. In anderen Bereichen funktioniere das Zusammenspiel von weltkirchlichen Prinzipien und regionalen Stellungnahmen durchaus, sagte Goertz und verwies auf den Bereich Militär: „Es gibt eine universal-kirchliche Friedensethik“, so Goertz. Aber es sei ein Thema für die deutsche Kirche, wie sie zum Beispiel zu deutschen Waffenlieferungen an die Kurden im Irak steht. Theologisch sei eine solche Differenzierung auch beim Thema Sexualität denkbar – aber faktisch seien diese Änderungen in der Weltkirche schwierig, teilte Goertz Overbecks Skepsis mit Blick auf mögliche konkrete Ergebnisse der Bischofssynode.
Für einheitliche Segens-Rituale für wiederverheiratete Geschiedene oder homosexuelle Paare, wie sie in den Antworten auf den jüngsten Vatikan-Fragebogen vorgeschlagen und vor wenigen Tagen auch vom Zentralkomitee der deutschen Katholiken gefordert worden waren, sieht Overbeck bislang keine Chance: „Das ist rechtlich für mich nicht möglich“. Er setzt hier auf seine Seelsorger vor Ort. „Ich halte es für gut, hier seelsorgerisch sehr klug vorzugehen – ohne daraus gleich eine öffentliche Norm zu machen.“
Viel Zustimmung erhielt Overbeck für die neue Grundordnung der katholischen Kirche. Barbara Wagner, als Abteilungsleiterin im Kita-Zweckverband Vorgesetzte für rund 300 Kita-Beschäftigte, begrüßte die Erleichterungen mit Blick auf die Anforderungen an die persönliche Lebensführung, die künftig für die meisten Kirchen-Angestellten gelten. Wagner erinnerte an viele Unterredungen mit Erzieherinnen, die etwa zum zweiten Mal heiraten wollten und deshalb vor der Kündigung standen - „das waren die schlimmsten Gespräche“. Auch Goertz würdigte die neue Grundordnung, sprach jedoch von einer „Sondermoral“ für Religions-Lehrer, Pastoral-Referenten und andere Beschäftigte in der kirchlichen Lehre oder in Leitungs-Positionen, für die die neuen Erleichterungen nicht gelten. Overbeck verwies auf „zahlreiche Kompromisse“ unter den deutschen Bischöfen, die in die neue Grundordnung eingeflossen seien, und warb dafür nun auch hier „Schritt für Schritt und in Ruhe“ neue Lösungen zu suchen. (tr)