von Thomas Rünker

Psychische Belastungen im Krankenhaus

Bei ihrem Diözesantag in der Bistums-Akademie „Die Wolfsburg“ haben rund 30 Klinik-Seelsorgerinnen und –Seelsorger über „traumasensible Arbeit am Krankenbett“ diskutiert.

Eine einschneidende Diagnose, schreckliche Bilder nach einem schweren Unfall oder schwierige Gespräche mit Angehörigen: In Krankenhäusern gehören psychisch belastende Situationen für Patienten wie für das Personal zum Alltag. Um solche Situationen gut einschätzen zu können und den Menschen bestmöglich beizustehen, haben sich rund 30 Seelsorgerinnen und Seelsorger an Krankenhäusern im Bistum Essen jetzt bei ihrem Diözesantag in der Mülheimer Bistums-Akademie „Die Wolfsburg“ mit „traumasensibler Arbeit“ beschäftigt.

„Nicht alles ist ein Trauma oder eine akute Belastungsstörung“, betont Gerhard Dittscheidt, Beauftragter für Krankenhaus- und Hospizseelsorge im Bistum Essen und Organisator der Tagung. Aber es gebe viele Menschen, die seelisch belastet seien und deren Leiden nicht oder noch nicht – etwa mit Blick auf die Definition eines Traumas – klar diagnostizierbar sei. „Diesen Menschen zu helfen und sie zu begleiten, ist ein Thema für die Krankenhausseelsorge“, so Dittscheidt.

Dabei würden die Seelsorgenden mit ganz unterschiedlichen Themen konfrontiert. Neben der konkreten Erkrankung oder unmittelbar belastenden Erlebnissen, zum Beispiel im Rettungsdienst, könnten gerade bei einem Krankenhausaufenthalt auch lange zurückliegende Ereignisse Menschen verunsichern oder aus der Bahn werfen, berichtet Dittscheid. „Ältere Menschen werden angesichts der Bilder vom Krieg in der Ukraine wieder an ihre eigenen Kriegserfahrungen erinnert“, nennt der Seelsorger ein aktuelles Beispiel. In solchen Situationen seien gerade die Seelsorgenden gefragt, behutsam und stabilisierend auf die Menschen einzuwirken.

Einerseits gehe es darum, mit Gesprächstechniken und anderen Methoden bei diesen Begegnungen wirksam helfen zu können, andererseits aber auch um die Grenze zwischen der seelsorglichen Arbeit und dem Arbeitsfeld von Psychologie und Psychiatrie, so Dittscheidt. Deshalb tauschten sich die Krankenhausseelsorgenden bei ihrer Tagung mit der Präventionsbeauftragten des Bistums, Dorotheé Möllenberg, und der Psychoonkologin Maren-Julia Boden vom Bochumer St.-Josef-Krankenhaus aus. Während Möllenberg unter anderem über die psychischen Konsequenzen für die Betroffenen von sexuellem Missbrauch sprach, stellte Boden am Beispiel der psychologischen Betreuung von Krebspatienten im Bochumer Uni-Klinikum Möglichkeiten der akuten Unterstützung bei seelischen Verletzungen vor.

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